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Old vs. New Economy: was sie voneinander lernen können

Auf der The Future Code Konferenz sprach ich zusammen mit der großartigen Anna Kaiser von Tandemploy in einem Panel, in dem unter anderem auch Cawa Younosi | Head of Human Resources Germany (SAP SE & SAP Deutschland) und Mitglied der Geschäftsführung SAP Deutschland vertreten war, zum Thema "Agiles Arbeiten – Wie wir in Zukunft arbeiten wollen!".

Annas Firma beschäftigt sich mit agilen Softwarelösungen, die Menschen für flexible Arbeits- und Kollaborationsformen sowie Wissenstransfer verbinden, und ist daher ein New Economy Beispiel. Ich habe mit meinem Familienunternehmen Werkzeug Weber meine Erfahrungen zum Thema Agiles Arbeiten geteilt.

Nach der Diskussion unterhielten wir uns eine Weile und es stellte sich für uns heraus, dass eine eindeutige Abgrenzung zwischen New und Old Economy nicht möglich ist. Danach entdeckten wir, dass wir beide XING Insider sind und haben das Gespräch fortgesetzt, welches wir hier gern mit Euch teilen möchten:

Startups: Kickertisch und Obstkorb? - Pascal Swier
Startups: Kickertisch und Obstkorb? - Pascal Swier

New Economy? Das sind doch diese jungen Wilden?

Anna Kaiser: “New Economy“ – das sind die jungen Wilden mit den Obstkörben und dem Kickertisch im Büro, die aber ansonsten total digital unterwegs sind.

Vanessa Weber: Und die „Old Economy“ – das sind diese eingeschlafenen, verstaubten Firmen, die ohne neue Technologien oder Innovationskraft noch mit dem Faxgerät arbeiten. Ein Klischee pur. In Panels wird das Ganze begrifflich schon so getrennt, dass Welten dazwischen zu liegen scheinen.

Anna Kaiser: Pauschalierungen sind hier einfach fehl am Platz. Unternehmen sind nämlich Menschen. Menschen, die gestalten und vorantreiben. Daher sind es meistens dieselben Herausforderungen oder Bedürfnisse, die Firmen haben. Die Unterscheidung zwischen “New” und “Old Economy” ist meiner Meinung nach überflüssig. Wir sind alle Teil eines Wirtschaftssystems. Mit Schubladendenken und Zuschreibungen ist niemandem geholfen.

Vanessa Weber: Es gibt Startups, die konservativ sind und es gibt Familienunternehmen, wie meines, das sich mit innovativen Technologien und Führungsmethoden auseinandersetzt. Die Grenzen verschwimmen. Es gibt keine klare Abgrenzung zwischen alt und jung und wir können viel voneinander lernen.

New Economy wird oft mit digitalen Innovationen gleichgesetzt - helloquence
New Economy wird oft mit digitalen Innovationen gleichgesetzt - helloquence

Was können jung und alt voneinander lernen?

Vanessa Weber: Ich sehe einen großen Unterschied in der Außendarstellung von Gründerpersönlichkeiten. Bei Startups steht die Person oft viel mehr im Vordergrund, steht auf Bühnen und gibt Interviews. Da sollten sich kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) eine Scheibe von abschneiden.

Anna Kaiser: Ja, es gibt da nur ein paar. Ich denke zum Beispiel an Götz Werner von DM, der sich auch sehr persönlich im Rampenlicht mit politischen Einstellungen geäußert hat. Das wäre tatsächlich mal interessant herauszufinden, ob der Erfolg dadurch größer wird. Bei Startups gibt es viel mehr Gründerpersönlichkeiten, die ihr „Warum“ erklären und die für etwas stehen und kämpfen. Das zahlt natürlich unglaublich auf die Marke ein.

Vanessa Weber: Absolut. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Natürlich wirken Unternehmen mit einem Gesicht und einer Geschichte dazu vertrauenswürdiger.

Anna Kaiser: Wenn man einmal nur auf das Alter schaut, zeigen Statistiken schon, dass der Altersdurchschnitt bei Startups jünger als bei KMUs ist. Digitale Technologien werden bei den Digital Natives selbstverständlicher angenommen und weiterentwickelt. Die Innovationszyklen sind kürzer. Ich bin ein großer Fan von Diversität und denke, dass jung von alt viel lernen kann, aber genauso alt von jung.

Vanessa Weber: Ich glaube auch, dass Geschäftserfahrungen nicht unbedingt mit digitalen Entwicklungen verbunden sein müssen. Mit dem Alter hat man vielleicht einfach schon manche Prozesse durchlaufen und kann mit etwas mehr Ruhe überlegter an bestimmte Dinge herangehen. Zudem wird der Begriff „New Economy“ oft mit digitalen Innovation gleichgesetzt, was für mich keinen Sinn ergibt. Auch KMUs wie Werkzeug Weber setzen sich intensiv mit zum Beispiel Virtual Reality oder 3D-Druck auseinander.

Schaffen klare Strukturen mehr Freiraum? - John Schnobrich
Schaffen klare Strukturen mehr Freiraum? - John Schnobrich

Versteckte Hierarchien?

Anna Kaiser: Ein weiteres interessantes Thema in der „Old/New Economy“-Debatte sind Hierarchien. Nach außen wirken Startups oft unglaublich agil und hierarchielos. Wenn man dann aber genauer hinschaut, findet man nicht selten versteckte, recht konservative Hierarchien.

Vanessa Weber: Die Frage ist ja aber auch, was man als Angestellter möchte. Menschen sehnen sich seit jeher nach Sicherheit. Manche brauchen ein Konstrukt mit klaren Verantwortlichkeiten und weniger Freiraum und wiederum andere brauchen alle möglichen Freiheiten. Das ist sehr individuell. Genau das ist aber ja auch was New Work ausmacht: Der Mensch selbst steht mehr im Fokus.

Anna Kaiser: Ich frage mich auch oft, warum der Begriff Hierarchie so negativ behaftet ist. In meiner Erfahrung schaffe ich mehr Freiräume für Teams je strukturierter und transparenter ich Regeln festlege. Ich sehe es eher als Hindernis, wenn keiner Verantwortung übernimmt. Ich glaube an wertschätzende Hierarchien.

Wie siehst Du das? Das Gespräch könnte man sicherlich noch vertiefen, oder? Sind Startups tatsächlich so innovativ und KMUs so eingestaubt? Schaffen Hierarchien Freiheiten? Wie können Old und New Economy noch mehr voneinander lernen? Ich freue mich wie immer über Kommentare. Weitere Artikel von mir findest Du hier.

Vanessa Weber schreibt über Unternehmertum, Marketing, Nachfolge, Führung

Vanessa Weber ist Geschäftsführerin und Unternehmerin aus Leidenschaft. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz an andere Unternehmer. Sie ist eine Frau aus der Praxis für die Praxis.

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