Permanent im Wandel: Wie Unternehmen Zukunft schreiben
Auch wenn Unternehmen heute erfolgreich sind, bleibt unklar, ob ihre Geschäftsmodelle auch morgen noch zukunftsfähig sind.
Die Klugen wissen, dass sie sich nie in Sicherheit wiegen sollten und dass von heute auf morgen alles anders werden kann. Hohe Komplexität von Technologien und Innovationsprozessen sowie Veränderungen von Branchen, Märkten und Technologien erfordern ein kontinuierliches Management, um die langfristigen Auswirkungen in nachhaltiger Hinsicht aktiv gestalten zu können. Unternehmen müssen deshalb ihre Innovationsanstrengungen intensivieren. Strategisches Innovationsmanagement hilft, die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens nachhaltig zu gewährleisten und auszubauen.
Häufig werden Innovationen mit technologischen Entwicklungen gleichgesetzt. Allerdings ist diese Betrachtungsweise zu einseitig – vielmehr braucht es ganzheitliche Ansätze. Innovationen zu schaffen bedeutet, sich auf Veränderungen einzulassen, die häufig mit einem schmerzhaften Prozess verbunden sind, weil in der Umsetzungsphase Altes nicht nahtlos durch Neues ersetzt werden kann und die richtigen Schritte notwendig sind. Innovation braucht Offenheit, Neugier, widerstrebende Perspektiven, Ansichten und Denkweisen sowie den offenen Wettstreit der Ideen ohne vorschnelle Selektion. Und sie braucht Nachhaltigkeit: die Bereitschaft, die Folgen auch tragen zu wollen, wenn das Neue in der Welt ist.
Das zeigen die Autoren des Buches „Permanent im Wandel. Tradition und Innovation erfolgreich verbinden“. Dr. Vanessa Loreto verantwortet als Vice President New Ink Solutions den strategischen und operativen Aufbnau der Innovationsaktivitäten der edding AG. Per Ledermann ist CEO der edding AG. Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff lehrt an der Universität Köln und an der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel. Er ist Gründer und CEO der Unternehmensberatung „MindChange“. Sie begreifen Innovation als inkrementelle Evolution aus der Konstellation des Bestehenden heraus.
Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen ist eine Führungsaufgabe
Die Verantwortlichen müssen eine Umgebung gewährleisten, in der die Werte und Verhaltensweisen auf das Hervorbringen von Innovationen ausgelegt sind. Innovationskultur (Kreativitäts- und Lernkultur sowie konstruktive Fehlerkultur) und ihre Weiterentwicklung sind langfristige Aufgaben. Am Beispiel des Stifteherstellers Edding wird nachgewiesen, wie es gelingen kann, erfolgreiche Geschäftsbereiche zu erhalten und parallel neue, innovative und nachhaltige Geschäftsbereiche aufzubauen. Markenarbeit wird dabei als wesentlicher Bestandteil der Gesamtstrategie des Unternehmens gesehen.
Berücksichtigt werden deshalb auch Themen wie die interne Organisation, die Zusammenarbeit zwischen Forschung & Entwicklung und Marketing, die Einbeziehung von Mitarbeitenden und Kunden in den Prozess der Ideen-Generierung und den Entwicklungsprozess - bis hin zu Fragen der Rekrutierungspolitik. Das waren bereits Schwerpunkthemen in seinem Buch „Warum Produkte floppen. Die 10 Todsünden des Marketings“, das er gemeinsam mit Tina Müller, heute Vorsitzende der Geschäftsführung der Parfümerie Douglas, schrieb.
Zwischen Tradition und Innovation
Die Unternehmensgeschichte von edding reicht bis ins Jahr 1960 zurück, als die Schulfreunde Carl-Wilhelm Edding und Volker Detlef Ledermann mit einem Startkapital von 500 D-Mark und einer Schreibmaschine die Firma gründeten. Damit wurde der Grundstein zu einem Unternehmen gelegt, das heute Niederlassungen und Vertriebspartner auf der ganzen Welt hat. 2000 gründete edding Tochtergesellschaften in Italien, Griechenland und Argentinien. Ein Jahr später folgen Tochtergesellschaften in der Türkei sowie in Frankreich. Das Sortiment umfasst rund 150 verschiedene Produkte, die in mehr als 110 Ländern vertrieben werden. Das größte Umsatzwachstum erzielen mittlerweile e-Boards von Legamaster, interaktive elektronische Tafeln (Whiteboards), auf denen das Geschriebene für den Computer digitalisiert wird. Sie ersetzen oder ergänzen in Schulen und Bildungseinrichtungen die grünen Kreidetafeln. Um auch in Zeiten der Digitalisierung mit Stiften im Markt bestehen zu können, setzt das Unternehmen auf immer neue Zielgruppen - beispielsweise mit Markern für die Dekoration von Porzellan, Acryllackspray, Nagellack und Druckerpatronen sowie kreativen Marketing-Ideen. Zudem erweitern Industriedrucker das Unternehmens-Portfolio.
Aber Innovation gibt es nicht ohne Tradition – das Neue erschließt sich nur durch einen Blick aufs Alte: So wurde Anfang der sechziger jahre der Permanentmarker "edding No. 1" schnell zum Erfolg auf dem deutschen Markt. Neue Stifte wie der "1200 Fasermaler" aus dem Jahr 1969 kamen hinzu. Bereits 1965 erweiterte das Unternehmen mit der Firma Planmaster (heute Legamaster) das Angebot um den Bereich der visuellen Kommunikation (Präsentationstafeln, auf denen mit abwischbaren Markern geschrieben wird). Das Angebot an Spezialmarkern wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. 1986 zog sich Edding aus dem Geschäftsleben zurück, und Ledermann führte das Unternehmen allein weiter. Im gleichen Jahr ging es an die Börse, und mit der Edding Vertrieb GmbH wurde ein Vertriebs- und Logistikzentrum für den deutschen Markt gegründet. Tochtergesellschaften im Vereinten Königreich und Japan kamen in den Folgejahren hinzu, um auch international im Markt bestehen zu können. Seit 2005 leitet Volker Ledermanns Sohn Per als Vorstandsvorsitzender die Edding International GmbH.
Besonderer Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit
Im gleichen Jahr unterzeichnete der Konzern als einer der ersten den Ehrenkodex für die deutsche PBS-Branche. Das auf Initiative des Markenverbands "Altenaer Kreis" ausgearbeitete Regelwerk formuliert Grundsätze für ein faires Geschäftsverhalten. edding war maßgeblich an der Ausarbeitung des vom Bundeskartellamt genehmigten Regelwerks beteiligt. Durch Zertifizierungen wie DIN ISO 14001 sowie die Gründung der Fachabteilung "Umwelt und Soziales" wird sichergestellt, dass ständig Verbesserungen im Umweltmanagement stattfinden (Quelle: memolife). Das sind auch wesentliche Aspekte für den Ökoversender memo (der seine Produkte nach strengsten Nachhaltigkeitskriterien auswählt), mit diesem Unternehmen zusammenzuarbeiten. 2008 führte edding die mit dem Blauen Engel ausgezeichnete EcoLine-Produktlinie ein. Sie umfasst insbesondere Permanentmarker, Board- und Flipchartmarker sowie Highlighter, die aus Recyclingmaterial bestehen und recycelt werden können. Die Rundspitzen sind austauschbar, und die Stifte können nachgefüllt werden.
Nachhaltigkeit zeigt sich auch in der Herstellung: Kappe und Schaft bestehen zu mindestens 90 % aus nachwachsenden Rohstoffen und das Mundstück zu 97 % aus Recyclingmaterial. Auch die Filterfasern sind aus recyceltem Material gefertigt. Da Holzspäne in der Produktion verwendet werden, können die Textmarker einen angenehmen Holzduft verströmen. Für die Verpackungen und Blister wird Karton verwendet. Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Zentrale in Ahrensburg sowie der Produktion in Bautzen sorgen für Strom aus Sonnenlicht. Die drei deutschen Standorte des Unternehmens in Ahrensburg (Hauptsitz), Bautzen (Produktion) und Wunstorf (Vertrieb) werden nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 sowie dem international anerkannten Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutz OHSAS 18001 zertifiziert.
Nachhaltige Markenarbeit: Nichts versprechen, sondern einlösen
Effekte der Corona-Pandemie und des virtuellen Arbeitens auf die deutsche Innovationskraft
Fünf Thesen zur Zukunft der Innovation in Deutschland und Europa
Per Ledermann / Vanessa Loreto / Hans-Willi Schroiff: Permanent im Wandel. Tradition und Innovation erfolgreich verbinden. Haufe-Lexware. Freiburg 2021.
Tina Müller und Hans-Willi Schroiff: Warum Produkte floppen. Die 10 Todsünden des Marketings. Freiburg 2013.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 1. Auflage. Berlin Heidelberg 2021.