Der Druck auf den Mietmarkt nimmt in vielen deutschen Städten derzeit zu. - dpa
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Plus 22 Prozent in drei Monaten: Diese Stadt wird zum Albtraum für Mieter

Die Mieten steigen – mancherorts um 22 Prozent seit Jahresbeginn. Dagegen fallen die Preise beim Kauf von Häusern und Wohnungen. Neue Studien zeigen, wo sich der Trend besonders extrem äußert.

Den deutschen Wohnimmobilienmarkt prägen aktuell zwei gegenläufige Trends: Die Kaufpreise sind Ende 2022 erstmals seit zwölf Jahren gefallen. Die Mietpreise jedoch sind zuletzt weiter gestiegen.

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Grund für beide Entwicklungen sind die stark gestiegenen Kreditzinsen und die allgemeine Krisenstimmung. Für Käufer verteuern sie die Finanzierung, während die hohe Inflation Vermieter zur Anhebung der Mietpreise bewegt. Wohnungssuchende sehen sich dadurch in einer unsicheren Situation. Dies zeigt sich wiederum am Transaktionsvolumen: Zum Jahresstart brach es um fast die Hälfte ein.

Doch nun zeichnet sich ab, dass der größte Rutsch der Kaufpreise vorerst ein Ende gefunden hat. Wie neue, am Donnerstag veröffentlichte Daten der großen deutschen Immobilienportale zeigen, entspannt sich die Lage für Verkäufer in den größten deutschen Städten. Die neuen Daten zeigen aber auch, dass in denselben Städten die Mieten weiter steigen – und zwar zum Teil in dramatischem Ausmaß. Welche Städte besonders betroffen sind und worauf sich Wohnungssuchende und Immobilienverkäufer jetzt einstellen sollten.

Immobilienmarkt: Das ist die Lage für Mieter

Die Lage auf dem Mietmarkt spitzt sich weiter zu. Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Mietkompass des Immobilienportals Immowelt hervorgeht, hält der Aufwärtstrend auch im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal an. So seien in zehn von 14 untersuchten Großstädten die Angebotsmieten von Bestandswohnungen gestiegen – wobei eine Stadt besonders heraussticht.

Regelrecht explodiert seien die Angebotsmieten demnach im ersten Quartal 2023 in Berlin, berichtet das Portal. Die Wohnungspreise hätten sich in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum letzten Quartal 2022 um 22 Prozent erhöht. Das ist der mit Abstand stärkste Anstieg aller untersuchten Städte.

Wohnungssuchende zahlen in der Hauptstadt für den Quadratmeter inzwischen durchschnittlich 12,41 Euro für Bestandsflächen – vor drei Monaten seien es lediglich 10,17 Euro gewesen. Das Immobilienportal spricht von einem „dramatischen Mietanstieg“. Der Rivale Immoscout24 registriert ebenfalls den stärksten Anstieg der Mietpreise in Berlin. Das Plus bei den auf Immoscout24 inserierten Offerten beträgt jedoch nur 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Auch in vielen anderen untersuchten Großstädten steigen laut Immowelt die Mieten weiter. In München lag das Plus beispielsweise bei drei Prozent, in Frankfurt legte die Durchschnittsmiete im Bestand um zwei Prozent zu.

Durch den sprunghaften Anstieg sei Berlin inzwischen zur drittteuersten Stadt für Mieter geworden, nur München und Frankfurt toppen die dort aufgerufenen Preise, heißt es bei Immowelt. Das ist eine rapide Veränderung: Bis vor wenigen Monaten lag Berlin beim Ranking noch im Mittelfeld.

Das ist die Lage für Verkäufer

Für Verkäufer von Immobilien in den großen deutschen Städten entspannt sich dagegen die Lage wieder etwas. Wie aus dem ebenfalls am Donnerstag vorgelegten Wohnbarometer des Onlineportals Immoscout24 hervorgeht, legten die Angebotspreise für Wohnungen zum Kauf bundesweit im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal wieder zu. Im vierten Quartal 2022 gab es noch deutliche Preiskorrekturen nach unten.

„Der Kaufmarkt scheint sich im ersten Quartal 2023 wieder zu erholen“, kommentierte Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immoscout24. In den Metropolen würde die Nachfrage der Kaufinteressierten wieder anziehen.

Auch der Europace-Hauspreisindikator, der die Entwicklung der Wohnimmobilienpreise in Deutschland abbildet, verzeichnete im Februar einen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Er durchbrach damit eine Serie von sieben Rückgängen in Folge, die im Juli vergangenen Jahres begonnen hatte. Die Anzeichen mehren sich damit, dass sich der deutsche Immobilienmarkt zu stabilisieren beginnt – wenn auch auf niedrigerem Niveau. „Kaufinteressenten sollten demnach nicht zu lange auf weiter sinkende Preise spekulieren“, rät Crockfold.

Das ist die Immobilienpreis-Entwicklung bei Eigentumswohnungen

So wurden laut Immoscout24 Bestands-Eigentumswohnungen im ersten Quartal 2023 bundesweit im Schnitt um 2,3 Prozent teurer zum Kauf angeboten als im Vorquartal. Im Neubau lag das Plus ebenfalls bei 2,3 Prozent. Bei Einfamilienhäusern stiegen die Angebotspreise im Bestand um 0,4 Prozent und im Neubau um 0,2 Prozent. Nach teils deutlichen Preiskorrekturen für Einfamilienhäuser und Neubauwohnungen in den Quartalen zuvor ist das also eine leichte Kehrtwende.

Wichtig ist, dabei zu beachten: Bei den Zahlen der Portale handelt es sich um Angebotspreise. Was tatsächlich gezahlt wird, können die Experten des Portals nicht messen. Doch die Werte sind ein Indiz, dass sich die Lage für Verkäufer nach dem Zinsschock der vergangenen Monate entspannt.

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