Probezeit bestanden – und jetzt?
Warum Feedbackkultur entscheidet, ob Mitarbeitende bleiben oder gehen.
Ein Mitarbeiter schreibt seinem Vorgesetzten per WhatsApp: „Chef, wo ist mein Lob zum Bestehen der Probezeit?“
Was humorvoll klingt, ist in vielen Unternehmen bittere Realität. Die Probezeit endet – und nichts passiert. Kein offizielles Gespräch, keine Rückmeldung, kein Signal von Wertschätzung.
Fehlendes Feedback erzeugt Unsicherheit
Dabei ist die Rechnung einfach:
Keine Rückmeldung = keine Orientierung.
Keine Orientierung = Unsicherheit.
Unsicherheit = höhere Fluktuation.
Mitarbeitende, die nach Monaten harter Einarbeitung nicht einmal hören, dass man froh ist, sie im Team zu haben, stellen sich zwangsläufig die Frage: „Bin ich hier überhaupt richtig?“
Führung heißt reden – nicht warten
Führung bedeutet, vorbeugend zu kommunizieren, bevor es kracht. Das heißt:
Probezeitgespräche sind Pflicht. Kein „Wenn wir es schaffen“.
Regelmäßige Check-ins sind Pflicht. Und zwar nicht als Kaffee-Small-Talk, sondern als klarer Austausch über Leistung, Erwartungen und Entwicklung.
Feedback ist Pflicht. Wer es weglässt, kann sich jede PowerPoint-Folie zur „Culture“ sparen
Was Mitarbeitende wirklich brauchen
Wertschätzung: Sie wollen spüren, dass ihre Arbeit zählt.
Sicherheit: Sie müssen wissen, dass sie erwünscht sind und dass das Unternehmen in sie investiert.
Orientierung: Sie brauchen Klarheit, wie es nach der Probezeit weitergeht.
Wenn sich beide Seiten füreinander entscheiden, sollte das nicht stillschweigend geschehen, sondern bewusst gefeiert werden.
Best Practice: Wöchentliche One-on-ones
In meinem eigenen Arbeitsleben habe ich erlebt, wie wertvoll regelmäßige Gespräche sind. Bei einem meiner besten Arbeitgeber gab es jede Woche ein One-on-one mit meiner Vorgesetzten. Es war nicht nur ein Termin im Kalender, sondern ein echter Austausch.
Das Ergebnis: Orientierung, Vertrauen und Motivation. Und genau so möchte ich es handhaben, wenn ich selbst einmal ein Team führe.
Fazit: Probezeitgespräche sind kein administrativer Formalismus, sondern eine zentrale Führungsaufgabe. Wer hier schweigt, riskiert, dass die Probezeit zwar bestanden wird – aber das Arbeitsverhältnis bald endet.