Prompt Engineering: Diese Skills sollten KI-Experten beherrschen
Präzise und professionell mit KI-Chatbots zu kommunizieren ist auf dem Arbeitsmarkt gerade gefragt. Personalberater erklären, welche Qualifikationen für Prompt-Engineering wichtig sind und wie viel Gehalt möglich ist.
Düsseldorf. Vor knapp einem Jahr machte das Start-up Anthropic mit einer besonderen Stellenanzeige von sich reden. 335.000 US-Dollar Jahresgehalt bot das Unternehmen – für einen „Prompt Engineer“.
Heute suchen viele Unternehmen nach solchen IT-Experten. Sie sind so gefragt, weil sie etwas beherrschen, das im Umgang mit Sprachmodellen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) immer wichtiger wird: Sie können präzise mit KI-Chatbots wie ChatGPT von OpenAI kommunizieren und formulieren dabei sogenannte „Prompts“, mit denen diese ihnen optimale Ergebnisse liefern.
„Ich denke, dass wir in Zukunft sogar einen neuen Job entwickeln werden, den Job des Prompt Engineering“, prophezeite Stanford-Forscher Erik Brynjolfsson im vergangenen Jahr auf dem Weltwirtschaftsforum.
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Aber wie genau sieht der Arbeitsalltag von Prompt Engineers aus? Welche Vorqualifikationen sollten Kandidatinnen und Kandidaten haben? Und wie viel lässt sich verdienen, wenn man die entsprechenden Fähigkeiten mitbringt? Darüber hat das Handelsblatt mit Personalberatern und KI-Experten gesprochen.
Prompt Engineering: (Noch) kein Job, sondern eine Kompetenz
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt spielt der Bereich Prompt Engineering eine immer größere Rolle. Ein komplett neues Berufsfeld, wie 2023 von Brynjolfsson vorhergesagt, hat sich Experten zufolge zwar noch nicht daraus ergeben. Stellenanzeigen, in denen explizit nach Prompt Engineers gesucht wird, finden sich erst vereinzelt.
Kandidatinnen und Kandidaten sind dennoch gut beraten, wenn sie sich mit dem „Prompten“ vertraut machen. Unternehmen suchen schon jetzt verstärkt nach Kandidaten aus bestimmten Berufsfeldern wie der Softwareentwicklung, Juristerei oder Datenwissenschaft, die zielgerichtet mit KI-Modellen kommunizieren können – zusätzlich zur fachlichen Qualifikation in ihrem jeweiligen Bereich.
Auf der Jobbörse Indeed ist der Anteil der Jobs, in denen Unternehmen explizit nach Prompt-Engineering-Kompetenzen suchten, im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 71 Prozent gestiegen. Besonders gefragt sind die Kenntnisse in den Branchen Software, Recht und Marketing.
Marc-David Rompf, Co-Gründer der Münchener Headhuntingfirma DLA Digital Leaders Advisory, macht eine ähnliche Beobachtung. „Prompt Engineering entwickelt sich eher hin zu einem Skill als zu einer Rolle“, sagt er. DLA unterstützt Tech-Unternehmen bei der Suche nach Führungskräften. Rompf selbst vermittelt IT-Experten mit Fokus auf KI.
Was ist die Aufgabe von Prompt Engineers?
Wer „prompten“ kann, schafft es, die KI mit zielgenauen Eingaben dazu zu bringen, das gewünschte Ergebnis zu liefern. Prompt Engineers arbeiten dabei etwa mit großen Sprachmodellen – Large Language Models, abgekürzt LLMs. Ihnen geben sie Befehle in Textform.
Ein Beispiel für etwas, das dabei wichtig ist: Gute Prompt Engineers weisen Sprachmodellen wie ChatGPT eine Rolle zu – beispielsweise mit der Aufforderung: „Du bist ein Gesundheitsexperte und stehst vor Problem X.“ Außerdem kann es helfen, eine komplexe Frage an das Sprachmodell in kleinere Teile zu zerlegen.
Weil es unzählige Möglichkeiten gibt, mit den Modellen zu interagieren, testen Prompt Engineers in ihrer täglichen Arbeit viele verschiedene Kombinationen von Anweisungen und nähern sich so dem bestmöglichen Ergebnis an.
In Gesprächen mit Kundenunternehmen bemerkt auch Personalvermittler Rompf: Die Nachfrage nach Arbeitskräften, die genau das können, steigt. „Prompt Engineers kommen vor allem da zum Einsatz, wo Sprachmodelle entwickelt werden.“ Ihr Job sei es, die Modelle präziser und damit verlässlicher zu machen.
Auch Lucas Fischer kennt sich mit dem Recruiting von KI-Experten aus. Der Managing Director bei der Hamburger IT-Personalberatung Paltron sagt: Wer die KI zielgerichtet steuern kann, wird diese Fähigkeit in vielen schon bestehenden Jobs gut gebrauchen können. „Prompt Engineering wird sich in diverse Jobs integrieren.“ Im Unternehmen könnten solche Fachkräfte dann an der Schnittstelle zwischen operativem Geschäft und IT agieren.
Was sollte man als Prompt Engineer mitbringen?
Um beruflich Prompts zu optimieren, braucht es nicht unbedingt einen Abschluss in Informatik. So werden auf der Stellenbörse Indeed neben Datenwissenschaftlern und Softwareentwicklerinnen auch Juristen oder Social-Media-Managerinnen mit Prompt-Engineering-Fähigkeiten gesucht. Technisches Verständnis ist aber dennoch notwendig.
„Zu den Grundlagen gehören Kenntnisse in Programmiersprachen wie Python, Kenntnisse über Datenbanken und Datenmanagement, aber auch ein Verständnis von Softwareentwicklung“, erklärt IT-Experte Rompf. Zudem müssten Prompt Engineers sprachlich gewandt sein.
Das sieht auch Fischer von Paltron so. Er hat einen überraschenden Hinweis: Wer KI-Modelle professionell nutzen wolle, verschaffe sich nicht nur mit den naheliegenden technischen Studiengängen wie Computerlinguistik Vorteile – sondern auch mit manchen geisteswissenschaftlichen Fächern.
So könnte es hilfreich sein, dass beispielsweise Germanisten ein gutes Verständnis für die sprachlichen Feinheiten des Prompt Engineering mitbringen. Eignen sie sich dann noch die entsprechenden IT-Kenntnisse an, könnten sie damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigern.
„Natürlich ist es von Vorteil, wenn man ein grundsätzliches Verständnis für die Architektur von LLMs und ein Know-how in Programmiersprachen hat“, sagt Fischer. Dieses Wissen helfe gerade dort, wo von einer KI generierte Ergebnisse in die Prozesse eines Unternehmens integriert werden sollten – also beispielsweise bei der Entwicklung von firmeneigenen Sprachmodellen. Anfang März hatte etwa der deutsche Pharmakonzern Merck einen eigens entwickelten KI-Assistenten vorgestellt.
Wer sowohl sprachlich gewandt sei als auch die hinter den KI-Modellen liegende Technik begreife, habe außerdem einen Vorteil, wenn es darum gehe, neue Arbeitsweisen später den eigenen Kollegen und Vorgesetzten zu erklären.
Beim Prompt Engineering sehen sich Fachkräfte immer wieder mit neuen Problemen konfrontiert, für die es häufig keine vorgefertigte Lösung gibt. Das liegt daran, dass die KI-Modelle in rasanter Geschwindigkeit leistungsfähiger werden.
Neben der technologischen Kompetenz sind deshalb laut den Experten Fischer und Rompf auch Neugierde, Problemlösungskompetenz, Kreativität und kritisches Denken wichtig für potenzielle Kandidaten.
Wie gelingt der Quereinstieg?
Einen festen Ausbildungsweg für Prompt Engineers gibt es bisher nicht. Damit ist aktuell jeder, der sich beruflich mit Prompt Engineering beschäftigt, ein Quereinsteiger. Einige der technischen Voraussetzungen kann man sich dabei selbstständig aneignen.
So könnten sich Interessierte etwa die Programmiersprache Python beibringen, sagt Rompf. Im Internet finden sich in diesem Bereich zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Und auch Prompt Engineering lässt sich – zumindest in den Grundzügen – online erlernen. Rompf nennt beispielhaft die Angebote der Industrie- und Handelskammer und die Kurse von LinkedIn Learning. „Dann ist es wichtig, das Erlernte in der Praxis anzuwenden.“
Heißt konkret: Wer sich weitergebildet hat, sollte seine neuen Skills im Job auch ausprobieren und sich Projekte suchen, in denen sich die neuen Kompetenzen auf ihre Praxistauglichkeit testen lassen.
Ein Quereinstieg etwa in die Softwareentwicklung sei für fachfremde Interessierte dennoch nicht leicht: „Um herauszufinden, ob man sich in die Bereiche Softwareentwicklung und Coding wirklich hineinentwickeln möchte, gibt es in Deutschland sogenannte Bootcamps. Diese Art des Quereinstiegs ist auch bei Unternehmen mittlerweile anerkannt und geschätzt.“ Grundsätzlich sei es durchaus möglich, Prompt Engineering auf einem professionellen Niveau zu lernen.
So viel verdienen Prompt Engineers
Viele Unternehmen suchen nach Juristinnen, Datenwissenschaftlern oder Entwicklerinnen, die zusätzlich Prompts optimieren können. Wie groß das Plus ist, das diese Fähigkeit auf dem Gehaltszettel ausmacht, ist daher nur schwierig zu berechnen.
Ein Vergleich der genannten Jobs, in denen die „Prompting“-Kompetenz besonders gefragt ist, zeigt aber: Für Datenwissenschaftler liegt das Mediangehalt auf Indeed bei 66.750 Euro, für Juristen bei 74.469 Euro. Full Stack Developer, also Softwareentwickler für Front- und Backend, können mit einem Mediangehalt von rund 60.000 Euro rechnen.
Sogenannte Big Data Engineers verdienen laut der Online-Stellenbörse im Median sogar etwa 90.000 Euro. Softwareentwickler im Bereich maschinelles Lernen kommen auf 75.000 Euro.
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