Herzlich willkommen in der Welt der „People Pleaser“ | © Adobe Stock (mit KI generiert von dinastya)

Raus aus der Nettigkeitsfalle: Warum du keine Anerkennung bekommst, wenn du es allen recht machen willst

Viele Menschen wollen es allen recht machen. Sie sind hilfsbereit, freundlich, lösungsorientiert. Sie springen, wenn ihr Chef es verlangt, machen Überstunden, arbeiten für Kolleg:innen mit und sind auch in der Familie für alle da – und gleichzeitig meist frustriert.

Kommt dir das bekannt vor? Herzlich willkommen in der Welt der „People Pleaser“.

Ich möchte dir heute zeigen, warum dieses Muster nie zu echter Anerkennung führt (vielleicht hast du das sogar schon selbst gemerkt) – und wie du da wieder rauskommst und vielleicht anfängst, echte Anerkennung und Respekt zu bekommen, ohne am Ende der- oder diejenige zu sein mit der meisten „Arbeit“.

People Pleaser: Wer ist das eigentlich?

Ein „People Pleaser“ ist jemand, der versucht, es allen recht zu machen. Der Harmonie liebt, Konflikte vermeidet und sich selbst oft hintanstellt. Der geduldig zuhört, einspringt, wenn andere nicht können, und meist zu allem Ja sagt.

Klingt erst mal positiv – vor allem für alle anderen. 😏

Viele People Pleaser definieren ihren eigenen Wert über die Anerkennung von anderen. Sie fühlen sich nur dann gut genug und in ihrem Wert bestätigt, wenn sie gebraucht werden. Wenn sie „die Dinge am Laufen halten“, „Wieder mal den Karren aus dem Dreck gezogen haben“ und „ohne sie nichts laufen würde“. Das Problem: Diese Strategie führt langfristig zu Frust, Überforderung und fehlender Wertschätzung. Denn wer immer Ja sagt, wird oft nicht mehr ernst genommen. Gleichzeitig wird automatisch erwartet, dass die- oder derjenige sich kümmert und alles gut geht – doch wehe, wenn mal nicht …

Kennst du auch einen Stefan?

Ich erinnere mich noch gut an einen früheren Kollegen – nennen wir ihn Stefan. Stefan wollte unbedingt Karriere machen. Er war engagiert, motiviert, wissbegierig – und sagte zu jeder Aufgabe Ja. Immer. Egal ob sie zu seinem Arbeitsbereich gehörte oder nicht.

„Das krieg ich irgendwie hin“, war sein Standardsatz.

Doch statt sich realistisch einzuschätzen und auch mal zu priorisieren oder Aufgaben bewusst abzulehnen, versuchte er, alles gleichzeitig zu schaffen. Das Ergebnis: Er wurde immer häufiger seinem eigenen Anspruch nicht gerecht. Projekte verzögerten sich, Aufgaben blieben liegen oder wurden im Stress halbfertig abgegeben. Was zu Beginn nach Einsatz und Hilfsbereitschaft aussah, kippte irgendwann ins Gegenteil. Sein Image wandelte sich vom Macher zum Chaoskandidaten. Wenn in Führungsrunden über Projektvergabe gesprochen wurde, fiel oft der Satz: „Stefan? Lieber nicht. Der kriegt das nicht richtig auf die Reihe.“ Und das war bitter – für ihn und seine Entwicklung.

Warum ich dir das erzähle? Weil Stefan kein Einzelfall ist. Weil ich in meinen Coachings oft erlebe, wie sehr Menschen gefallen wollen – und sich dabei selbst verlieren. Wenn du dich hier wiedererkennst, frag dich mal ehrlich: Wofür willst du wirklich stehen? Für „immer verfügbar“ – oder für „verlässlich, fokussiert und wirksam“?

Meine Geschichte: Als ich auf die Nase gefallen bin – zum letzten Mal!

Ich war selbst mal ein Stefan. In einem früheren Job in der Personalabteilung habe ich versucht, alles aufzufangen. Ein Kollege ging auf Weltreise, ich übernahm sein Projekt, betreute zusätzlich weitere Aufgaben und sprang für kranke Kolleg:innen ein. Ich wollte helfen. Ich wollte zeigen, dass ich Verantwortung übernehmen kann. Und was war der Dank? Fehler passierten. Ich wurde kritisiert.

Vier Monate später: Der Kollege kam erholt zurück, erzählte von seinen Reisen, wurde bejubelt und bekam intern bessere Jobangebote. Und ich? Ich stand da mit leeren Händen, war ausgebrannt, und niemand hat mir gedankt, dass ich die Abteilung über Wasser gehalten habe.

Bis ich anfing, meine Vorgesetzten darauf aufmerksam zu machen, begann, „Nein“ zu sagen, und klare Grenzen gesetzt habe. Im Gegenzug entwickelte sich eine neue Art von Respekt mir gegenüber, und ich bekam die Wertschätzung, auf die ich Monate gewartet hatte.

Heute weiß ich: Nicht immer zählt die Leistung. Sondern die Klarheit, die Grenzen und das Nein zur richtigen Zeit.

Checkliste: Bist du auch ein People Pleaser – oder ein Stefan?

  • Du kannst nicht Nein sagen. Du willst niemanden enttäuschen oder verletzen. Also übernimmst du Aufgaben, auch wenn du schon am Limit bist oder gar nicht die Kompetenz hast.

  • Du fühlst dich für alles verantwortlich. Ob der/die Kolleg:in krank ist, das Projekt klemmt oder jemand schlechte Laune hat – du versuchst, es zu richten.

  • Du vermeidest Konflikte. Kritik – auch konstruktive – ist dir unangenehm. Du gehst ihr lieber aus dem Weg, selbst wenn du deinen Standpunkt dafür opfern musst.

Warum das auf Dauer nicht funktioniert

Wenn du ständig tust, was andere wollen, verlierst du den Kontakt zu dir selbst. Du wirst fremdbestimmt. Und das merken andere – auch unbewusst. Sie nehmen dich vielleicht als nett und hilfsbereit wahr, aber nicht als starke Persönlichkeit. Und ganz ehrlich: Wann hast du dich das letzte Mal richtig gesehen gefühlt? Gehört? Gefeiert für das, was du wirklich bist?

Der Weg raus führt über Selbsterkenntnis. Und für den Anfang über drei Fragen, die dir helfen können, aus dem People-Pleaser-Modus rauszukommen.

3 Fragen, die dir helfen, aus dem People-Pleasing auszusteigen

  1. Warum tue ich das gerade? Will ich helfen, weil es mir ein Anliegen ist? Oder hoffe ich insgeheim auf Anerkennung?

  2. Wann tue ich es? Muss ich jetzt reagieren? Oder kann ich auch später antworten, delegieren oder Abstand gewinnen?

  3. Für wen tue ich das? Ist es jemand, der auch für mich da ist? Oder gebe ich mehr, als ich je zurückbekomme?

Fazit: Authentizität statt Anpassung

Der Wunsch, gemocht zu werden, ist zutiefst menschlich. Doch echte Anerkennung bekommst du nicht, wenn du dich verbiegst, um es allen recht zu machen. Sondern wenn du dich zeigst. Mit Ecken und Kanten. Mit einem Nein, wenn es angebracht ist. Und mit einem Ja, das – wenn – aus vollem Herzen kommt.

Wann hast du das letzte Mal bewusst „Nein“ gesagt?

Das war es wieder von mir.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße

Dein Bastian

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Übrigens: In meinem Podcast „Berufsoptimierer“ spreche ich regelmäßig über diese Themen und welche Lösungen es geben könnte. Schau doch mal gerne hier vorbei.

Und wenn du Unterstützung brauchst, bin ich oder eine:r meiner Coaches gern für dich da. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deine Balance findest – für ein Leben und eine Karriere, die sich wirklich gut anfühlen ohne andere zu „Pleasen“. Authentisch und mit einem Ja, das von Herzen kommt. :-)

 

Bastian Hughes schreibt über Job & Karriere, Personalwesen

Authentisch. Erfolgreich. Sein. - Genau dabei möchte ich dich unterstützen. Als Ex-Personaler, Podcaster, Karriere Coach und Trainer für Unternehmen & Hochschulen begleite ich seit 2017 Menschen im Bewerbungsprozess und auf den Weg hin zu einer Karriere nach ihren Wünschen und Vorstellungen.

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