Recht zu haben kann guttun und ist gleichzeitig Zeitverschwendung. Lernen wir lieber etwas Neues
Was weißt du? Über das Gehirn? Über Galaxien? Über 37 Billionen Zellen in deinem Körper und 94 Tonnen frischer Haut pro Tag? Weißt du viel? Alles? Oder wenig? Wenn ich das meiste nicht weiß, wäre es pure Zeitverschwendung, auf meiner Meinung zu beharren.
Nur 2,5 Prozent der Unternehmen haben über 50 Angestellte
Mein persönliches Highlight ist eine Entdeckung beim Statistischen Bundesamt. Sie hat meinen Blick auf den Arbeitsmarkt verändert. Medial wird viel über große Firmen wie Siemens, Bosch, Lufthansa, BMW, VW und Daimler berichtet. Es scheint so, als wären sie „Die deutsche Wirtschaft“. Doch große Unternehmen und Konzerne sind eine kleine Minderheit. Nur 0,09 Prozent, das sind gut 3100 Firmen, beschäftigen über 1000 Menschen. Insgesamt gibt es 3,56 Millionen deutsche Unternehmen. 97,5 Prozent davon haben unter 50 Angestellte, und nur 2,5 Prozent arbeiten mit über 50 Beschäftigten. Im Handwerk, Gastgewerbe und Einzelhandel sowie in Arztpraxen, Pflegediensten, Fitnessstudios und Agenturen haben 3,1 Millionen Betriebe sogar weniger als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft sind ein vielfältiges kleinteiliges Mosaik.
94 Tonnen Haut täglich
Auch unsere Haut ist wie ein Mosaik. Eiweiße und Fette halten sie zusammen, so wirkt die Haut beim Berühren gespannt und glatt. Dabei verliert jeder Mensch pro Minute 40.000 Hautzellen, das sind 57 Millionen Zellen pro Tag. Wir merken das nicht, denn sie wiegen zusammen nur 10 bis 14 Gramm. So schafft die Haut Platz für die neuen Hautzellen, die nachwachsen. Täglich produzieren wir Menschen weltweit 94 Tonnen Haut. Bis die neuen Hautzellen sichtbar sind, reisen sie durch vier Schichten: Die Basal-, Stachel-, Körner- und Hornzellschicht. Alle 28 Tage hat sich die Haut komplett erneuert.
Müllabfuhr im Gehirn
So wie die Haut hat auch das Gehirn eine Müllabfuhr. Jeden Tag sammeln sich im Gehirn schädliche Stoffe. Für die Nervenzellen können sie toxisch sein und sowohl das Denken als auch das Gedächtnis einschränken. Der Müll muss raus. Wenn Menschen in ihrer Wohnung viele Gegenstände und auch Müll sammeln, nennen wir sie „Messi“. Gegenstände können bis zur Decke gestapelt stehen, sodass im Extremfall nur schmalen Gänge bleiben, die immer enger werden. So ähnlich ist das im Gehirn, manche Proteine verklumpen und es wird immer enger. Die Entsorgung der Abfallstoffe wurde 2013 entdeckt und das Glymphatische System genannt. Im Tiefschlaf vergrößern sich die Zwischenräume in den Gehirnzellen. Das Hirnwasser fließt hindurch und spült den Müll weg. Ohne diese reinigende Spülung bleibt der Müll im Gehirn. Tiefschlaf ist also entscheidend. Krankheiten wie Alzheimer könnten an nicht gereinigten Zwischenräumen in den Zellen liegen. Der Abfluss von Proteinen aus dem Gehirn wird intensiv erforscht, und ich hoffe auf viele Entdeckungen in der Medizinforschung.
Bienengift gegen Krebs
Eine andere wissenschaftliche Entdeckung zeigt, dass das Gift von Honigbienen die Zellen von Brustkrebs innerhalb von 60 Minuten zerstören kann. Hummelgift hingegen hat kaum eine Wirkung. Mit Melittin kann die Vermehrung von Krebszellen gehemmt werden. Bienengift enthält Melittin, Hummelgift nicht. In weiteren Versuchen wurde die Wirkung des Melittins der Bienen blockiert und die Krebszellen überlebten. Das Forschungsteam sieht darin den Beweis, dass Melittin die Zutat im Bienengift ist, die Krebszellen gezielt angreift. Auch künstlich im Labor hergestelltes Mellitin hat diese krebshemmenden Eigenschaften.
Bist du fertig?
Ich bin niemals fertig mit dem Lernen!
Zu wissen, das meiste nicht zu wissen,
öffnet Raum für neue Entdeckungen!
Überraschungen öffnen das Denken!
Verändert mich jedes Gespräch oder
beharre ich auf meinem Standpunkt?
Willst du Bestätigung des Bekannten
oder fasziniert dich, was überrascht?
Ist Platz neben deiner Überzeugung?
Feierst du verschiedene Meinungen?
Bist du noch nicht fertig mit Lernen?
Mehr gute Nachrichten
Direkt am Tag nach dem Geistesblitz probierte der 18-jährige David seine Idee aus. Beim Grillen mit Freunden erzählte er eine gute Nachricht, die er kurz vorher gehört hatte. Ein Freund schrie auf: „Endlich mal was Positives!“ Der Freund war der Meinung, sonst gäbe es nur schlechte Nachrichten. Wie ist das Verhältnis von guten und schlechten Nachrichten? 1:99? 30:70? 50:50? Oder gibt es sogar mehr Gutes? In keinem Fall so negativ wie in den klassischen Nachrichten. Durch die positive Reaktion des Freundes wollte David sofort mehr gute Nachrichten verbreiten. Ohne journalistische Erfahrung startete er am nächsten Morgen das Good News Magazin auf Facebook und Instagram. Die Null Follower zum Start weckten seinen Ehrgeiz. Seit 2016 veröffentlicht er täglich eine gute Nachricht, die inzwischen tausendfach bis zu Millionen Mal pro Nachricht gelesen und geteilt werden. Die meisten Menschen in Europa leben seit 1945 in Frieden. Die Zahl der Verbrechen in Deutschland war bereits 2018 auf dem niedrigsten Wert seit 1992 und ist 2020 weiter gesunken. In Afrika gilt der wilde Polio-Erreger seit 2020 als ausgerottet. An über 62.500 Orten kann kostenlos Obst geerntet werden. Auf der Erde wird viel gelacht, Menschen erzählen sich Geschichten und Witze. Ist alles positiv? Nein. Ist alles negativ? Nein. Die Sichtbarkeit guter Nachrichten hat das Good News Magazin millionenfach gesteigert.
Größte dezentrale Mahnmal der Welt
75.000-mal gesteigert wurde ein Ort des Gedenkens. 75.000 Gedenksteine liegen verteilt in 25 Ländern Europas. Die „Stolpersteine“ erinnern an Menschen, die in der Diktatur 1933 bis 1945 in Europa verfolgt und getötet wurden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert der Gründer Gunter Demnig den Talmud. Auf den 75.000 Stolpersteinen stehen 75.000 Namen mit dem Geburts- und Todestag sowie dem Ort des Verbrechens, meistens ein Konzentrationslager. In Hamburg wurde 6000 Stolpersteine in die Bürgersteine integriert. In Berlin liegen 8500 Stolpersteine vor Häusern – in der Regel der letzte Wohnort des Opfers. In Innsbruck wurde 2020 der erste Stolperstein verlegt. Mit einer App vom WDR kann man bei jedem Stein mehr über den Menschen mit seiner Lebens- und Leidensgeschichte erfahren. Die Stolpersteine liegen mitten im Alltag. Zufällig stößt man auf sie. Täglich bringen sie Millionen Menschen zum Innehalten und Gedenken: Nie wieder Krieg und Diktatur. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Gunter Demnig stellt den Standard infrage, warum ein Denkmal einen Standort hat.
Besserfrager
Fragen sind der Ausgangspunkt neuer Erkenntnisse, neuer Medien, neuer Medikamente und der Umsetzung aller Innovationen. „Wir brauchen mehr Innovationen“ höre ich oft gefolgt von dem Satz: „Ideen gibt es schon genug, Umsetzung ist alles“. Ideen brauchen die Umsetzung. Das ist völlig klar. Doch was wird umgesetzt? Was war zuerst da? Die Frage, Ideen oder die Umsetzung?
Fragen reißen Fenster und Türen in Mauern, die der Status quo im Denken baut. Die Vorstellungskraft entdeckt und mixt verrückte, nachhaltige, kraftvolle, sinnvolle, schöne, humorvolle, ressourcenschonende, tier- und menschenfreundliche, entspannte und gesunde Optionen. Solche Ideen gehen in der Umsetzung über das Bestehende hinaus. „Programmierer werden Dinge tun, die wir uns heute kaum vorstellen können”, so Sam Altman, Co-Gründer der KI-Forschung OpenAI. Je mehr wir uns vorstellen können, desto mehr können wir gestalten und umsetzen.
Fragen. Entdecken. Lernen. Vorstellungskraft entwickeln. Ausprobieren. Umsetzen. Am Anfang war die Frage. Auf die Besserfragerinnen und Besserfrager. Besserwisser bleiben stehen, das ist Zeitverschwendung. Oder?
Welche Frage bewegt dich/Sie? Welche Frage hat dich/Sie zu einer neuen Erkenntnis, Überraschung, Idee und Umsetzung gebracht?