Ressourcen- und Klimaschutz: Die Bedeutung von Druckluft darf nicht unterschätzt werden
In vielen Unternehmen wird die Bedeutung von Druckluft und die Größenordnung von Leckagen oft unterschätzt, weil die Druckluftverbräuche und die Kosten für deren Erzeugung nicht ausreichend bekannt sind. Typische Leckagen entstehen beispielsweise durch undichte Schraub- und Flanschverbindungen, Schläuche, Armaturen, korrodierte Leitungen, innere Leckagen im Kompressor, fehlerhafte Kondensatableiter, falsch installierte oder defekte Trockner, Filter und Wartungseinheiten. Auch in Handwerksbetrieben spielt Druckluft eine wichtige Rolle. Aber auch hier ist vielen nicht bewusst, wie wichtig und wirtschaftlich notwendig ein nachhaltiger Umgang mit diesem Energieträger ist.
Doch geht es im Kontext der Nachhaltigkeit immer auch um die optimale Abstimmung auf das Gesamtsystem - der im Unternehmen tatsächlich benötigte Druck ist der entscheidende Auslegungsfaktor, denn dieser beeinflusst die Kosten. Im Anlagenbestand ist es deshalnwichtig, neben der Betrachtung der Erzeugungsanlage (Abwärmenutzung) vor allem auf die Analyse des Druckluftnetzes zu achten. Dabei können folgende Fragen hilfreich sein:
Bestehen Leckagen im System?
Liegt möglicherweise ein Druckabfall durch zu geringe Leitungsquerschnitte vor?
Hält die Luftqualität den Anforderungen stand?
Sind die Mitarbeitenden im Umgang mit Druckluftwerkzeugen geschult?
Um Hemmnisse abzubauen und ein effizientes und effektives Leckagemanagement zu gewährleisten, entwickeln immer mehr Unternehmen digitale Lösungen. „Es ist wichtig, dass Kunden eine wirtschaftliche und ökologische Bewertung für jede einzelne Leckage erhalten“, sagt Stefanie Kästle, Mitglied der Geschäftsführung beim Druckluftspezialisten Mader in Leinfelden-Echterdingen. Sämtliche Informationen werden hier digital erfasst und sind live über das Leckage-Online-Portal oder per Leckage-App abrufbar. So ist erkennbar, wie viel Druckluft bzw. Energie durch jede einzelne Leckage verloren geht, aber auch über die CO2-Menge, die dadurch anfällt. Eine Priorisierung der Leckagen mit Hilfe eines leicht verständlichen „Ampel-Systems“ zeigt zudem auf, an welcher Stelle sofort gehandelt werden muss. Durch die Digitalisierung des Servicebereichs und Entwicklung der Leckage-App wird eine Effektivitäts- und Effizienzsteigerung der Prozesse erreicht. Ein praktisches Berechnungstool (CalculatAir), eine weitere App, verfolgt ebenfalls das langfristige Ziel, „Unternehmen zu ermutigen, Einsparpotenziale innerhalb der Druckluftkette zu erkennen und zu nutzen“, so Vasileios Balachtsis, zuständig für das Innovationsmanagement bei Mader. Mit einer optimal funktionierenden Druckluftanlage können Energiekosten, Wartungs- und Investitionskosten sowie Personalkosten gesenkt werden. Schon mit einfachen Maßnahmen lässt sich der Energieverbrauch häufig um ein Drittel reduzieren. Das größte Einsparpotential besteht darin, Druckluftsubstitution und effiziente Druckluftversorgung sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Auswahl bedarfsgerechter Größen und energieoptimierte Bauarten von Kompressoren
Optimierung der Laufzeiten der Kompressoren durch Steuerung
Beseitigung von Leckagen
Wärmerückgewinnung
Optimierung und Systematisierung der Wartung
Schaffung optimaler Umgebungsbedingungen.
Nachhaltigkeit in der Produktion: Warum die Bedeutung der Druckluft oft übersehen wird
Digitalisierung der Druckluft: Was Unternehmen wissen müssen
Druckluft effizient nutzen. Praxisleitfaden für Energieeffizienz und Kosteneinsparung der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken. Hg. Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, Geschäftsbereich Innovation | Umwelt. Nürnberg 2012.
Ulrike Böhm: Vom analogen Energieträger zu Druckluft 4.0. In: Technischer Handel (5/2018).
Helen Landhäußer: Plattformökonomie im B2B-Maschinen- und Anlagenbau – Analyse für ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage, SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage, SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.
Werner Landhäußer und Ulrike Böhm: Energie als Krisenpotenzial. Die Geschichte hinter dem Mader-Effekt. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2019.