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Rollende Geschäfte: Was die Küchenbranche mit Fußball verbindet

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in der Fußball- und Wirtschaftswelt? Weshalb hat es dieser Begriff so schwer und ist dennoch in der Praxis unverzichtbar? Braucht eine Gesellschaft Projektionsgestalten, die ihren Gemeinschaftsbedarf reguliert und über den üblichen Alltag von Menschen hinausweisen? Solche Vorbilder bringt der Fußball (auch) hervor: Sie geben eine Vorstellung davon, was in Zukunft erstrebenswert erscheint. Vorbilder als Identifikationsgestalten haben eine große gesellschaftspolitische Bindungskraft über alle sozialen Schichten hinweg. Zu ihnen gehört beispielsweise Otto Rehhagel, der immer wieder dafür plädiert, dass wir uns „auf die alten Werte“ besinnen und anders miteinander umgehen sollten: „Heute ist es leider so, dass die Berater ihren Jungens sagen: Ich mache aus dir einen Millionär. Sie sagen nicht: Ich mache aus dir einen guten Fußballer."

Gesellschaft in Bewegung

Etwas gut und mit Leidenschaft verantwortungsvoll zu tun verbindet alle, die die Zukunft buchstäblich nicht verspielen wollen. Sie zeichnen sich durch fachliches Wissen, Überzeugungskraft, feinfühlige Menschenführung und Erfahrung aus – und sie wissen instinktiv, was „nachhaltig“ ist, wenngleich der Begriff nicht immer verwendet wird. Dennoch lohnt ein Blick darauf, weil die gemeinsamen Bezüge dadurch sichtbar werden: Das englische Wort für „nachhaltig“ („sustainable“) leitet sich aus dem Lateinischen („sustinere) – ab und bedeutet u.a. „aushalten“, „stützen“ oder „tragen“. Die Begriffe „halten“, „stützen“ und „tragen“ eint die aktive Ausübung einer Tätigkeit, die aktive Einbindung des Beteiligten. „Halten“ wurde ursprünglich im Sinne von „Vieh hüten“ gebraucht. Das Wort „tragen“ bedeutet „fortbewegen“, „stützen“ oder „irgendwo hinbringen“. Nachhaltigkeit beinhaltet also Aktivität und Bewegung. Damit verbunden ist auch Motivation. Oliver Kahn sagte einmal, dass ihn Geld allerdings nicht motiviert, weil es ein extrinsischer Faktor und somit zeitlich begrenzt ist: „Motivation sollte immer aus einem selbst kommen.“ Sein „Antrieb“ war nie Geld, sondern die Freude und Leidenschaft, das nächste Spiel zu gewinnen.

Globaler Wettbewerb, hoher Ergebnisdruck bei dauernder Veränderung, stetige Wachstumsansprüche, das Streben nach kurzfristigen Profiten ohne moralische und sozial geprägte Bedenken und ein Management von oft profitgetriebenen und nicht in Handlungsverantwortung stehenden Managern prägen aktuelle Entwicklungen Wirtschaft und Fußball gleichermaßen. Vor diesem Hintergrund ist es eine besondere Herausforderung, sich in einem globalen wirtschaftlichen Umfeld zu behaupten und gleichzeitig positive Entwicklungen im Bereich der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit konsequent voran zu treiben. Aber auch der Umgang mit der zunehmenden Komplexität gehört im Fußball und in der Wirtschaft zu einer der wichtigsten Herausforderungen. Das Ziel im Fußball ist klar: Es muss ein Tor geschossen werden. Das Spiel wird aber nicht nur durch Regeln, Planung, Training und Leidenschaft bestimmt, sondern auch durch den Zufall („Glücken“): Hier kommen Dinge zusammen, die bei gleicher Handlungsweise auch anders hätten ausgehen können. „Man weiß nie, wie es ausgeht.“ Dieser Satz von Sepp Herberger benennt einen der wichtigsten Gründe, warum Fußball so faszinierend ist.

Komplexität im Wirtschaftsleben bedeutet, dass Prozesse zwar von außen beobachtbar sind, aber eine Vielzahl von unvorhergesehenen Überraschungen erzeugen. Das nicht Planbare haben Fußball und Wirtschaft ebenfalls gemeinsam. Wie stark der Fußball die Wirtschaftswelt prägt, zeigt auch ein Blick auf das häufig verwendete Vokabular: „in einer anderen Liga spielen“, „Abstiegskampf“ „Mauertaktiken“, „Rote Karte“, „Abseits“, „auf Ballhöhe sein“, „ein Eigentor schießen“, „den Ball flach halten“, „gut aufgestellt“, „vor den Kopf stoßen“ oder „gegen das Schienbein treten“.

Der Begriff Antrieb „bewegt“ Fußball und Wirtschaft gleichermaßen. Vor dem Hintergrund der Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung macht vor allem ein Blick auf die Küchen-, Transport- und Logistikbranche Sinn: So soll mit vernetzten Services Kunden geholfen werden, noch produktiver und wettbewerbsfähiger zu werden. Seit 2017 finden Kunden des Familienunternehmens Häcker Küchen im Extranet das Logistik Cockpit, ein Tool, mit dem schnell und einfach Warensendungen (Küchenlieferung) in Echtzeit verfolgt werden können. Die LKWs sind mit einem GPS-Sender ausgestattet, der regelmäßig ein Signal sendet, welches dann ins Häcker System eingelesen wird. Außerdem hat das Fahrerteam die Möglichkeit, etwaige Verspätungen wie z.B. Staus oder sonstige Verzögerungen einzugeben. Je nach Sprachkenntnissen des Fahrerteams wird die Telefonnummer mit angezeigt. Dies ermöglicht kurzfristige Absprachen, wie z. B. Baustellen im Ort oder Transparenz und Qualitätsverbesserung im Auslieferprozess“, heißt es im Häcker Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020.

Warenflüsse werden so gesteuert, dass Querverkehr vermieden wird. Das Unternehmen besitzt einen eigenen Fuhrpark mit über 90 Lkws. Er wird auch künftig weiter optimiert, um Schadstoffemissionen zu reduzieren. Emissionen von Dienstfahrzeugen werden durch Klimazertifikate ausgeglichen. Zur Reduzierung von Emissionen arbeitet Häcker stark an der Optimierung der Transporte, durch umweltfreundliche Fahrzeuge, Elektrofahrzeuge und recycelbare Verpackungsmaterialien.

Vor dem Hintergrund der fünf Megatrends Globalisierung, demografischer Wandel, Urbanisierung, Nachhaltigkeit und Ressourcenknappheit zeigt sich, dass eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Mobilitätsdienstleistung in Kombination mit wirtschaftlichem Handeln nicht nur Wettbewerbsvorteile schafft, sondern auch Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt sowie der Gesellschaft setzt. Damit das Thema Nachhaltigkeit langfristig den Unternehmenserfolg befördert, bedarf es neben einer strategischen Ausrichtung in den Unternehmenszielen auch eines ganzheitlichen Verständnisses und einer Handlungskompetenz für die praktische Umsetzung. Dafür braucht es Menschen wie Marketingleiterin Gisela Rehm, die Nachhaltigkeit als eine langfristige Schnittstellenaufgabe begleiten, abteilungsübergreifend denken und arbeiten. Sie sind – um den Fußballvergleich noch einmal aufzunehmen – wie Spieler, Trainer und Berater in einem.

In ihrem Buchbeitrag „Aufstieg der Kleinen“ widmet sie sich dem „echten“ Fußball: dem privatwirtschaftlichen Sportsponsoring in der Regionalliga. Und sie zeigt am Beispiel ihres Unternehmens und dem SV Rödinghausen, wie sich Nachhaltigkeitspotenziale wirksam zum Vorteil beider Seiten nutzen lassen: Inwiefern sind verantwortliche Unternehmensführung und das Konzept der Nachhaltigkeit miteinander verbunden, wenn es um die Förderung des Fußballs geht? Welche Relevanz kommt der Forderung nach Übernahme sozialer Verantwortung in Zeiten der unaufhaltsamen Kommerzialisierung im Sport zu? Mit dem unternehmerischen Engagement im Bereich Fußball wird zugleich die Region gestärkt und die Jugendarbeit gefördert. Gezeigt wird auch, dass das Familienunternehmen mit über 120-jähriger Geschichte schon von Natur aus stärker dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet ist als anonyme Großunternehmen, die den Börsenkurs häufig als Hauptmaßstab für ihren Erfolg betrachten.

Weiterführende Literatur:

  • Gisela Rehm: Aufstieg der Kleinen. In: CSR und Sportmanagement. Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2019, S. 283-287.

  • Gisela Rehm: Nachhaltigkeit braucht Markenkraft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

  • Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.

  • Frank Stolze, Anna Petrlic: Nachhaltigkeit für Einsteiger. Geschichte, Konzepte und Praxis. Oekom Verlag, München 2016.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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