Bringt uns das "Du" im beruflichen Kontext einander näher? (Foto: Katrin Limes)

Sag doch „Du“ zu mir: Wie wir das Siezen im Unternehmen abgeschafft haben

Wir von Werkzeug Weber sind unter die Duzer gegangen: in der Belegschaft, mit Lieferanten, Kunden und Bewerbern. Das sind meine Erfahrungen damit.

Anfangs war ich skeptisch. Ich hatte Bedenken, dass der Respekt und die Hierarchie im Unternehmen leiden könnten, wenn wir das „Du“ im beruflichen Umfeld einführen. Aber unsere Belegschaft von Werkzeug Weber hat sich dafür ausgesprochen, es mit #GernePerDu zu versuchen, wie Du hier nachlesen kannst: Siezt Du noch, oder duzen Sie schon?

In den mehr als 150 Kommentaren berichteten viele XING Mitglieder von ihren eigenen Erfahrungen. Vielen Dank für die rege Diskussion! Hier einige Beispiele:

  • „Ich habe den Eindruck, das bei größeren Altersunterschieden (werden nie herausgestellt) gerade Jüngere damit nicht so entspannt umgehen." Peter Rost

  • „Ich wäre dafür, das ,Sie‘ abzuschaffen in der deutschen Sprache. Ich erwarte Respekt, Höflichkeit und Freundlichkeit von jedem Gegenüber – egal, wie gut wir uns kennen - oder eben auch nicht." Nicole Bertsch

  • „Ein DU oder SIE ist meiner Meinung nach überhaupt nicht relevant! Entscheidend ist doch das wertschätzende, ehrliche und vertrauensvolle Miteinander für eine erfolgreiche Teambildung.” Hans Herrmann

  • „Wie sagt man so schön: ,Das Du sollte Menschen vorbehalten bleiben, die man mag. Ich denke Sie sollten das wissen.'" Mag. Jens Carl Hannig

Nun möchte ich von meinen persönlichen Erfahrungen mit dem „Du“ berichten.

Den Jüngeren fällt es schwerer als erwartet

Was mir gleich aufgefallen ist, war, dass besonders die jüngeren Mitarbeiter sich zunächst schwer damit taten, vom „Sie“ auf das „Du“ umzusteigen. Sie fielen immer wieder automatisch ins „Sie“ zurück und äußerten sich unsicher. Ein typischer Versprecher: „Könnten Sie, äh, könntest Du das genehmigen?“

Dagegen haben die meisten unserer Lieferanten diese Veränderung sofort akzeptiert und es sogar als angenehm empfunden. Auch einige Kunden haben sich darauf eingelassen, was mich positiv überrascht hat. Ich bin gespannt, wie sich ihre Einstellung dazu entwickeln wird.

Auch in unseren Stellenanzeigen duzen wir Bewerberinnen und Bewerber nun. Was mich jedoch vor eine Herausforderung stellt, ist die Frage nach dem „Du“ im Bewerbungsgespräch. Dies ist für mich noch ungewohnt und fühlt sich in solch einem professionellen Setting manchmal noch nicht ganz richtig an.

Insgesamt würde ich den Schritt, das „Du“ im Betrieb einzuführen, wieder machen.

Warum?

  • Ich habe gemerkt, dass das „Du“ schneller zu einer persönlichen Atmosphäre im Team beiträgt.

  • Die Kolleginnen und Kollegen wirken offener, und die feine „Sie-Barriere“, die zuvor zwischen uns existierte, ist verschwunden.

  • Es wirkt, als ob man sich auf einer Augenhöhe begegnet, und verschafft eine modernere und lockere Atmosphäre.

Die Einführung des „Du“ in einem Unternehmen erfordert Kommunikation und möglicherweise auch Kompromisse. Kann ich es als Geschäftsführerin allen recht machen? Auf keinen Fall. Aber eines steht für mich jetzt fest: Respekt endet nicht beim „Du“.

Jetzt seid Ihr gefragt: Wie sieht es in Eurem Unternehmen aus? Wird bei Euch geduzt, und wie steht Ihr dazu? Habt Ihr vielleicht sogar eigene Erfahrungen mit der Einführung des „Du“ in Eurem beruflichen Umfeld gemacht? Teilt Eure Geschichten, Gedanken und Meinungen in den Kommentaren. Lasst uns gemeinsam diskutieren, wie Sprache die Unternehmenskultur prägen kann und ob das „Du“ der Schlüssel zu einer moderneren, offeneren Arbeitswelt ist.

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Euch!

Vanessa Weber schreibt über Unternehmertum, Marketing, Nachfolge, Führung

Vanessa Weber ist Geschäftsführerin und Unternehmerin aus Leidenschaft. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz an andere Unternehmer. Sie ist eine Frau aus der Praxis für die Praxis.

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