Schule und Wirtschaft: Vielfalt und Chancengleichheit bei der Berufs- und Studienwahl
Nachhaltigkeit in der Bildung bedeutet für den Unternehmer und geschäftsführenden Vorstandsvorsitzender der Strahlemann-Stiftung, Franz-Josef Fischer, vor allem, dass sich Menschen, die selbst eine gute Bildung genossen haben und dadurch finanzielle Freiräume genießen, auch der damit verbundenen sozialen Verantwortung bewusst werden. „Wir sollten uns daher zum Wohle unserer Kinder und Jugendlichen einsetzen – besonders für die, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ Doch ohne das Anheben des weltweiten Bildungsstandards wird dieses Ziel nicht erreichbar sein. Gemeinsam mit Matthias Krieger, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Baudienstleisters und Projektentwicklers KRIEGER + SCHRAMM (K+S) und stellvertretender Vorsitzender der Dagmar + Matthias Krieger Stiftung, die junge Talente in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung unterstützt, und Ulrike Gote, Schirmherrin des Projekts und Dezernentin für Jugend, Frauen, Gesundheit und Bildung der Stadt Kassel, setzt er sich für eine frühzeitige und synergetische Vernetzung zwischen Schule und Wirtschaft ein.
Das bundesweite Talent Company-Projekt
Mit der Talent Company erhalten Jugendliche die Chance, sich beruflich zu orientieren, um so die richtige Entscheidung zu treffen. Über Workshops und Informationsveranstaltungen kooperierender, regionaler Ausbildungsbetriebe erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationen über Berufe aus erster Hand. Ziel ist es, ihren individuellen Bedürfnissen in der Berufsorientierung gerecht zu werden und sie dabei zu unterstützen, die eigenen Interessen und Talente zu entdecken. Die Unternehmen haben dadurch die Gelegenheit, Fachkräfte von morgen zu entdecken und diese aktiv zu fördern - abseits von Schulnoten.
Um gute Nachwuchskräfte zu gewinnen, benötigen Unternehmen heute:
• eine genaue Kenntnis des eigenen Bedarfs
• eine Vorstellung, welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen über die Qualifikationsanforderungen hinaus wünschenswert wären
• eine genaue Diagnose der Stärken und Schwächen der Nachwuchskräfte
• die Bereitschaft, sich auf die jungen Menschen einzustellen (zu wissen, wie sie „ticken“).
Über eine „Job Wall“ in der Talent Company können kooperierende Unternehmen zusätzlich ihre Ausbildungsmöglichkeiten dauerhaft präsentieren. Die Strahlemann Talent Company an der Offenen Schule Waldau wurde im Mai 2020 eröffnet: Seitdem fanden zahlreiche, meist digitale Treffen zur Organisation der Berufsorientierung statt, außerdem wurden analog und digital Informationsveranstaltungen für Ausbildungsbetriebe der Region an der OSW organisiert. Begleitet und gefördert hat die Dagmar + Matthias Krieger Stiftung auch die Einrichtung der Talent Company in der Dingelstädter Regelschule (Berufsorientierungskonzept). „Als Stiftung und Unternehmen liegt es uns besonders am Herzen, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Wir möchten, dass sie schon sehr früh ihre Talente entdecken und kennenlernen. Darauf aufbauend sollen sie auch die richtige Richtung in der Ausbildung einschlagen. Wer seine Talente und Stärken kennt, kann sich viel besser für die richtige Ausbildungsform, oder -richtung entscheiden“, sagt Matthias Krieger.
Auch in Krisenzeiten ließ seine Unterstützung nicht nach: Er präsentierte Ausbildungsbetrieben immer wieder die Vorteile des Projekts Strahlemann Talent Company aus Unternehmersicht. Das Ergebnis: die Schülerinnen und Schüler der Offenen Schule Waldau können sich bereits über sieben Unternehmen freuen, die sie als Job Wall Partner:innen der Talent Company an der OSW unterstützen. Denn gerade jetzt, während der Corona-Pandemie und Zeiten der Unsicherheit, ist es wichtiger denn je, dass Jugendlichen Perspektiven aufgezeigt werden und sie sich auf langjährige Unterstützer verlassen können. Außerdem sollte ihnen vermittelt werden, dass sie „weiterhin als künftige Auszubildende bei den Unternehmen gefragt sind“, nicht allein gelassen und auch mit neuen Lerntechniken ausgerüstet werden.
Über die Kommunikationsplattform School Cloud wird den Schülern der OSW ein „Channel“ ausschließlich zur Berufsorientierung zur Verfügung gestellt.
Hier finden sie Tipps zur Zukunftsplanung, Praktika, Ausbildung, zu weiterführenden Schulen, Bewerbungen und Bewerbungsverfahren. Die Job Wall Partner:innen können über diesen Channel ihre digitalen Infomaterialien weiterleiten und über den School Cloud Messenger auch interaktiv den Schüler:innen in der Talent Company ihre Berufe vorstellen.
Wichtig zu vermitteln ist allerdings auch das Thema Diversity, denn Unternehmen können wirtschaftlich nur erfolgreich sein, wenn sie die vorhandene Vielfalt erkennen und nutzen. "Wir schätzen die vielfältigen Stärken und Erfahrungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - unabhängig von Geschlecht, Alter, der ethnischen Herkunft, Religion und Weltanschauung, einer Behinderung oder der sexuellen Orientierung", heißt es in den Unternehmensleitlinien von K+S. Die belegt zugleich: Vielfalt ist kein Wert an sich – sie bringt einem Unternehmen nur dann einen nachhaltigen Nutzen, wenn sie richtig eingesetzt wird.
Vorteile von Diversity in der Wirtschaft
• Überwindung unsichtbarer Barrieren in Business- und Lebenswelten
• Stärkung von Weltoffenheit und Toleranz
• Erschließung neuer Märkte und Kundenzielgruppen
• Unterstützt bei der optimalen Ausrichtung der Personal- und Führungsarbeit (Gewinnung von hochqualifiziertem Personal)
• Steigerung der Motivation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten
• Erhöhung der Problemlösungsfähigkeit, Kreativität und Innovation
• Schaffung eines Klimas der Akzeptanz und des gegenseitigen Vertrauens (Stärkung des positiven Unternehmensimages)
• Förderung einer offenen Unternehmenskultur
• Gewinnung neuer Kunden durch Diversity-Marketing
• positive Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Die Unternehmensinitiative "Charta der Vielfalt" wurde im Dezember 2006 unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufen und ist eine der größten Netzwerke von Unternehmen und Institutionen in Deutschland. Mit ihrer Unterschrift bekennen sich die Unterzeichner zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung in der Arbeitswelt. Mit dem Beitritt zur „Charta der Vielfalt“ übernehmen Unternehmen eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. Sie zeigen ihre Ansätze zur Bewältigung bevorstehender Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung.
Es kann sich heute keine Firma leisten, bei der Rekrutierung von Top-Talenten bestimmte Personengruppen auszuschließen.
Die Krieger + Schramm Unternehmensgruppe, in dem regelmäßig weibliche Werkstudentinnen und Duale Studierende im Bereich Bauingenieurwesen arbeiten und das eine hohe Frauenquote verzeichnet, unterstützt deshalb auch die seit 2016 bestehende Initiative Klischeefrei. Der bundesweite Zusammenschluss aus Bildung, Politik, Wirtschaft, Praxis und Forschung setzt sich für gleichberechtigte und geschlechterunabhängige Karrierechancen ein und wendet sich an alle, die am Berufswahlprozess junger Menschen beteiligt sind. Die Servicestelle der Initiative wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). „Schon in unserem WerteKompass haben wir vor Jahren das Thema Gleichbehandlung, Respekt und Wertschätzung, Achtung der Menschenrechte in den Fokus gerückt. Mit der Initiative haben wir ein Netzwerk gefunden, welches die gleichen Ziele wie wir verfolgt. Wir finden den Ansatz extrem wichtig“, sagt Krieger. Mit der Mitunternehmerkultur geht das Unternehmen einen ähnlichen Weg – Geschlechter und Herkunft spielen eine untergeordnete Rolle – alle Mitunternehmer werden stärkenorientiert eingesetzt.
Weiterführende Informationen:
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.