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Fotoquelle: Luzerner Tageszeitung

Sekten und Gurus machen es vor: Communities fesseln Menschen

Community-Building ist aufwendig und manchmal ziemlich kompliziert. Wer diese Aufgabe jedoch erfolgreich meistert, genießt eine positive Atmosphäre und eine kräftige Gemeinschaft um eine Sache, die dann zu mehr Unternehmenserfolg beiträgt. „Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ Dieses alte Sprichwort erinnert uns daran, dass Gemeinschaft ein bestimmendes Merkmal des menschlichen Lebens ist, ein Organisationsprinzip – ob es sich buchstäblich um ein Dorf oder eine andere soziale Gruppe handelt, zu der wir gehören.

„Menschen bilden Gemeinschaften, basierend auf ihren gemeinsamen Interessen, Meinungen, Vorlieben oder Kulturen“, diese Erkenntnis vermittelt Gastkommentatorin Larisa Adamyan am 4. Januar 2019 beim Magazin „Forbes“. Diese Tatsache unterstreicht die enorme Wirksamkeit von Communities in allen Teilen des Lebens und natürlich in der Wirtschaft.

Vielleicht hast du im Bereich Community-Building und Branding bis jetzt noch gar nicht über den Bereich der Wirtschaft hinausgedacht. Das geht vielen Menschen so. Tatsächlich basieren die Erfolge im religiösen Bereich, bei Gurus und Sektenführern, ganz stark auf eben diesen Techniken. Und tatsächlich mag es dich verwundern, doch können wir hinsichtlich des Community-Buildings daher viel von Sekten lernen! Denn ihre Religion und ihr Wirken stellen eine Marke dar, für die sie Menschen fesseln. Was aber sind diese Techniken, die wir uns für das Community-Building bei Sekten abschauen können?

Oft sind Gurus oder Sektenführer selbst die Marke, mit denen ihre Ideologie steht und fällt. Haben sie ein gutes Community-Building betrieben, lebt ihre Gemeinschaft lange nach ihrem Tode weiter und wächst sogar noch. Das trifft zum Beispiel auf Scientology zu. Der Gründer, Ronald Hubbard, lebt heute als mythische Figur weiter, zu der er schon vor seinem Tode aufgestiegen war. Überhaupt sind es immer bestimmte charismatische Personen, die Communities um sich scharen. So etwa die Kommune des Aktionskünstlers Otto Muehl, in der Monogamie verboten war. Weitere Sekten faszinieren mit ihren Lebensgeboten, zum Beispiel die Mormonen, die Zeugen Jehovas oder die Neugermanen und können die Leute so für sich interessieren!

Gurus und Sektenführer binden ihre Anhänger über dieses Interesse im weiteren Verlauf eng an sich. Im Prinzip sind diese quasi die „Kunden“, wie bei einer Firma. Gerade bei den vielen religiösen und mentalen Angeboten ist das sehr wichtig. Die Community sorgt dabei für die Sinnhaftigkeit hinter der Glaubens- oder Sektengemeinschaft. Dabei spielt es eine Rolle, dass die Anhänger von den Sektenführern intensiv an der Weiterentwicklung der Sekte beteiligt werden. Erst dadurch merken sie, dass sie Teil der Gemeinschaft sind und bleiben dieser auch treu. Gottesdienste, Glaubensleitlinien und gemeinsame Reisen sind Beispiele für Community-Building in Glaubensgemeinschaften. Hierbei handelt es sich um ein soziales und kein wirtschaftliches Prinzip, das somit auch im religiösen Kontext greift!

Gurus befriedigen die Interessen ihrer Anhänger, die sie oftmals selbst erst geweckt haben. Die Anhänger erwarten etwas von den Gurus, was diese irgendwie vermitteln. Sie geben ihnen das Gefühl, ernst genommen zu werden. Dadurch fühlen sie sich verstanden und identifizieren sich mit dem Anliegen des Gurus. Solche Bindungen halten nicht selten lebenslänglich und überstehen selbst große Krisen. Man stelle sich vor, ein Unternehmen würde über einen solch treuen und beständigen Kundenstamm verfügen. Das wovon viele Unternehmen träumen, ist für Sekten Dank ihres Community-Building längst Realität.

Denn wenn Gurus und Sektenführer ihre Community aufgebaut haben, besteht diese aus echten Fans statt nur aus einfachen Mitgliedern. Sie identifizieren sich voll und ganz mit der Sache. Sie leben sie und sprechen mit Stolz darüber. Hast du schon einmal in die begeisterten Gesichter von Gläubigen geschaut, die von ihrer Sache so überzeugt sind, dass sie es nur weiter empfehlen und sich niemals umstimmen lassen würden? Solch eine Mundpropaganda überzeugt mehr als die stärkste Werbekampagne.

Die Glaubensgemeinschaft an sich ist ein Treffen Gleichgesinnter. Alle Angehörigen fühlen sich wichtig, sie genießen Respekt und haben keine Angst. Jeder darf offen sprechen, es gibt einen Dialog mit Moderatoren und Mediatoren. Durch die authentische Nähe sammeln Gurus wichtige Insights, dieses Feedback wirkt qualitativ sehr hochwertig, denn so kann stets ganz gezielt auf die "Bedürfnisse" der Community eingegangen werden.

Allein die Einbeziehung der Mitglieder durch Mitglieder stellt einen großen Teil der Attraktivität von Sekten dar. Trotz der großen Diskussion um Gurus und Sekten können die Methoden im Community-Building und beim Branding durchaus wertvolle Anregungen sein. Sekten und Gurus sprechen die tiefen inneren Bedürfnisse der Menschen an, sie geben ihnen das Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens hat Erfolg. Das muss nicht immer nur vorgetäuscht sein, oft ist es echt – vor allem für die Anhänger selbst. Gerade das baut Menschen in einer bewegten Zeit auf und kann, so verwunderlich dies Eingangs vielleicht gewirkt hat, jedem Unternehmer nur ein erfolgreiches Vorbild für eigene das Community-Building sein.

: Ich distanziere mich ausdrücklich von jeglicher Art von Sekte. Genannte Beispiele dienen hier lediglich zur Vernschaulichung.

Dr. Irène Y. Kilubi schreibt über Marketing & Werbung, Bildungswesen, Wirtschaft & Management, Internet & Technologie

Ihre langjährige Erfahrung in Sachen Digital Personal Branding, Entrepreneurship, Startups, Innovationen und Digital Learning möchte sie nun mit Ihnen teilen – ein Angebot, das Ihnen die Weichen für mehr Erfolg in Ihrem Business und Ihrer Karriere stellen soll.

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