Sich sympathisch Gehör verschaffen – so funktioniert es! (Nicht nur im Meeting)
In uns allen schlummert viel mehr Potenzial, als wir abrufen. Ich möchte hier meine Erfolgstipps teilen, wie ich in Meetings gehört werde, ohne unfreundlich – oder, was Männer Frauen ja oft nachsagen, zickig – zu wirken. Wohlgemerkt: meine persönlichen Erfolgstipps. Aber vielleicht funktionieren sie ja auch für die eine oder den anderen von euch.
Von Männern in Meetings übertönt werden? Ich glaube, das kennt jede – auch ich als Vorständin. Wobei ich fairerweise sagen muss: Bei uns sind die Hierarchien so flach, dass meine Position im Allgemeinen keine Rolle spielen sollte. Neulich hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass ich und eine Kollegin häufiger unterbrochen wurden als männliche Kollegen. Seitdem achte ich ganz bewusst darauf, das wahrzunehmen – und gegebenenfalls stärker für mich einzutreten.
Ich scheue mich nicht vor Konflikten. Das empfinde ich als einen großen Vorteil, und es hilft enorm, die eigene Meinung zu vertreten, denn es geht um die Sache. Für mich ist es die Grundlage dafür, ruhig und sachlich zu bleiben. Deshalb empfehle ich allen, die damit größere Schwierigkeiten haben, solche Situationen zu trainieren und im konkreten Moment immer wieder bewusst zu reflektieren: Was macht mir Angst und ist das wirklich angemessen? Und: Was kann ich daraus lernen?
Je näher man hinsieht, umso mehr verliert er seinen Schrecken. Ich jedenfalls mag Reibungen – denn damit kommt man zum Kern der Sache und kann gemeinsam eine Lösung entwickeln. Und ich liebe es, Lösungen zu finden!
Ansprechen, was ist: Unklarheiten beseitigen!
Wenn mir etwas unklar ist, ich Fragen oder Anregungen habe, äußere ich das in der Regel sofort. Dafür muss ich nicht schon Lösungen parat haben, oft reicht es, den Raum einfach zu öffnen – zum Beispiel mit Formulierungen wie „Irgendwie fühlt sich das gerade ungeklärt an, lass uns das doch nochmal gemeinsam durchgehen“. Auch ein „Ich denke jetzt einfach mal laut“ ist absolut legitim.
In schwierigen Fällen schlafe ich eine Nacht drüber – aber ich schlucke nichts runter, ich verdränge die Konflikte nicht. Das hilft enorm für ein zufriedenes Leben! Aber auch, um bei der Arbeit Dinge konstruktiv und freundlich voranzubringen. Meine Erfahrung ist: Wenn jemand lange etwas mit sich herumträgt, bevor er oder sie es zur Sprache bringt, gärt es und es sammeln sich Emotionen an, die die Situation verschärfen.
Wenn ich in Meetings unterbrochen werde, sage ich ruhig, dass mir das auffällt und bitte kurz darum, mich aussprechen zu lassen. Eine Formulierung und Haltung, mit der ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist: „Das ist ein interessanter Punkt, den sollten wir gleich mal besprechen. Ich bringe erst mal meinen Gedanken zu Ende.“
Emotionen ernst nehmen: bei anderen und bei sich
Stichwort Emotionen: Wir sind ja alle Menschen, natürlich gibt es die. Auch in den Momenten, in denen wir sie nicht so gut gebrauchen können. Wenn der Kopf warm wird oder die Stimme hochgeht, hilft es, sich kurz zu konzentrieren und das Geschehene auszusprechen. Interessant ist übrigens herauszufinden: Was sind meine persönlichen Signale in diesem Zusammenhang? Mir helfen zum Beispiel Floskeln wie „Uahh, warte, das hat mich jetzt total überrascht“ oder „puh, ich merke, dass das in mir was auslöst, gerade bin ich überfordert“.
Mein Lieblingssatz ist, dass ich Zeit brauche, mich zu sammeln, und danach gern auf die oder den anderen zukommen werde. Klar, diese Reaktion muss man trainieren, aber das lohnt sich – denn sie lässt sich universal anwenden und nicht nur im Job. So kann ich in Ruhe nachforschen, was denn der Punkt eigentlich ist, und ihn anschließend sachlich klären.
An das Gute im anderen glauben
Damit meine ich nicht, dass ich mir die rosarote Brille aufsetze und alles verkläre. Aber ich glaube daran, dass die Menschen in guter Absicht handeln. Das hilft, Äußerungen oder Unterbrechungen nicht persönlich zu nehmen und sich nicht darüber zu ärgern. Anstatt emotional zu reagieren, kann ich versuchen, konstruktiv mit Situationen umzugehen, in denen es einen Konflikt gibt.
Neulich hat zum Beispiel ein Kollege im Workshop das Ruder übernommen und viel geredet, als ich mich gerade sammeln wollte. Ich bin davon ausgegangen, dass er die Sache vorantreiben möchte – und habe kurz zusammengefasst, was ich verstanden habe. Hätte ich danach das Bedürfnis, an den vorherigen Punkt anzuschließen, hätte ich das mit den Worten anmoderiert: „Lass uns jetzt noch den letzten Punkt zu Ende bringen. Ich denke einfach mal laut, okay?“