Signa hat das Chrysler Building in New York 2019 erworben. Nun droht der Verkauf. - Foto: Moment/Getty Images
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Signa Holding soll Anteile an Chrysler Building und „Kronen Zeitung“ verkaufen

Frankfurt, Düsseldorf. Die insolvente Signa Holding des Immobilienunternehmers René Benko soll nach dem Willen des gerichtlich bestellten Verwalters ihre Beteiligung am New Yorker Chrysler Building sowie an den österreichischen Zeitungen „Kurier“ und „Kronen Zeitung“ verkaufen. Zudem sollen Mietverträge für die herrschaftlichen Wiener Stadtpalais Harrach und Ferstl bereits aufgelöst worden sein, wo das Unternehmen seinen Firmensitz hat. Das teilte Insolvenzverwalter Christof Stapf am Dienstag nach der ersten Gläubigerversammlung mit.

Der Verwalter sieht trotz der unübersichtlichen Lage im Unternehmen allerdings Chancen, dass die Sanierung gelingen kann. Die Organe der Signa arbeiteten motiviert mit ihm zusammen. Nach derzeitigem Verfahrensstand sei daher keine Änderung der Verfahrensart notwendig. Das Handelsgericht Wien stimmte am Dienstagnachmittag zu, dass die Sanierung auch weiterhin in Eigenverwaltung ablaufen kann.

Die Zukunft der beiden wichtigsten Tochterunternehmen, der Signa Prime, mit Immobilien wie dem KaDeWe-Gebäude in Berlin und dem im Bau befindlichen Hamburger Elbtower, sowie der Signa Development, in der wichtige Immobilienentwicklungen gebündelt sind, ist hingegen weiter offen. Zur Frage, ob sie ebenfalls Insolvenz anmelden werden, machte Stapf keine Angaben und erklärte nur, dass er bemüht sei, die Stabilisierungsbemühungen zu unterstützen.

Die Signa Holding hatte in ihrem Insolvenzantrag potenzielle Verbindlichkeiten in Höhe von fünf Milliarden Euro genannt. Bisher hätten 43 Gläubiger jedoch nur Forderungen von zusammen 1,13 Milliarden Euro angemeldet, die Frist läuft noch bis zum 15. Januar. Es bleibe abzuwarten, ob die restlichen potenziellen Verbindlichkeiten bis dahin noch angemeldet würden, teilte Stapf mit. Ziel des Verfahrens ist es, dass die Gläubiger mindestens 30 Prozent ihres Geldes zurückbekommen.

Um die Abflüsse zu stoppen, hat der Verwalter bereits Benkos Privatjet des Typs Cessna Citation XLS ebenso gestrichen wie Ausgaben für Jagd und Repräsentation. Die Belegschaft der Signa Holding wurde von 42 auf acht Personen reduziert. Erste Verkäufe werden vorbereitet, etwa Auktionen für Signa RFR US Selection, zu der das Chrysler Building in New York gehört, und der Medienbeteiligungen. Die Signa hält knapp 24 Prozent an der überregionalen österreichischen Tageszeitung „Kurier“ und dem Boulevardblatt „Kronen Zeitung“.

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Signa: Organigramm umfasst 46 Seiten im A3-Format

Seit Wochen ringen die Verantwortlichen um die Zukunft des gesamten Signa-Konzerns, der in seinen besten Zeiten Immobilienvermögen in Höhe von 27 Milliarden Euro auswies. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und hausgemachte Probleme setzen die Holding und einige der angeschlossenen Gesellschaften seit vergangenem Jahr stark unter Druck. Zahlreiche Baustellen stehen still, darunter Prestigeprojekte wie der Elbtower und zuletzt auch die Alte Akademie in München.

Der Sanierungsverwalter versucht nach eigenen Angaben derzeit, einen Überblick über das verschachtelte Signa-Reich mit 53 Tochterfirmen und mehreren Hundert weiteren Gesellschaften zu gewinnen. Das vorläufige Organigramm der Gruppe umfasse 46 Seiten im A3-Format, so Stapf.

Das verzweigte Immobilienreich von René Benko stellt den Sanierer vor Herausforderungen. - Foto: dpa
Das verzweigte Immobilienreich von René Benko stellt den Sanierer vor Herausforderungen. - Foto: dpa

„Vorbehaltlich weiterer Recherchen hat die bisherige Überprüfung der Geschäftsvorgänge des vergangenen Jahres mehrere Geschäftsfälle ergeben, die für das weitere Verfahren von Relevanz sind“, teilte der Verwalter mit.

Dabei geht es wohl vor allem darum, ob Vermögenswerte so verschoben wurden, dass sie den Gläubigern nicht mehr zur Befriedigung ihrer Ansprüche zur Verfügung stehen. Eine forensische Untersuchung, unterstützt von der Beratungsgesellschaft Deloitte, wurde gestartet. Zudem forderte Stapf die Einsetzung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums.

Dem Unternehmer Benko stellte Stapf ein vernichtendes Zeugnis aus. Der Leitung des Immobilienkonzerns sei die Kontrolle von Teilen der Gruppe entglitten. Im mittleren Management fehle es an Managementkapazitäten. Nun gelte es, die Kontrolle zurückzuerlangen, „soweit dies überhaupt noch möglich ist“, so Stapf. Die vom Gericht aufgetragene Datensicherung gestalte sich schwierig, „wurde mit erheblicher Verzögerung aber nunmehr begonnen“.

Auch der Sanierungsexperte Ralf Schmitz, den Signa vergeblich als Restrukturierungsvorstand für die Holding verpflichten wollte, zeigte sich erstaunt über den Zustand der Signa. Im Interview mit dem Handelsblatt sprach er von „chaotischen Finanzierungsstrukturen“. Er urteilt: „Für Außenstehende nicht zu durchschauen – das konnte nur René Benko persönlich.“

Benko selbst soll nach Stapfs Aussagen drei Millionen Euro für das Sanierungsverfahren zugesagt und dieses Geld bereits gezahlt haben. Der exakte Liquiditätsbedarf für das Verfahren liege jedoch über dieser Summe. Wie hoch tatsächlich, werde diese oder kommende Woche feststehen.

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