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Signal an KMU: Nachhaltigkeit wird künftig integraler Bestandteil wirtschaftlichen Handelns sein

Der VSME-Standard möchte KMU eine praktikable, ressourcenschonende Möglichkeit geben, aktuellen Nachhaltigkeitsanforderungen zu begegnen und sich frühzeitig auf zukünftige Berichtspflichten vorzubereiten.

Großunternehmen in der EU mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden sind künftig verpflichtet, nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) über Nachhaltigkeit zu berichten. Sie verpflichtet mehr Unternehmen als bisher zu klaren Compliance-Regeln und ist mit externen Prüfungspflichten verbunden. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) soll mit dem VSME-Standard ein freiwilliger, aber standardisierter Berichtsrahmen geschaffen werden, der vor allem jenen Unternehmen Orientierung bieten soll, die bisher von der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgenommen waren. Zunehmend sind auch sie mit Anforderungen durch Kunden, Investoren oder Regulierungsbehörden konfrontiert. Auch der Druck durch Investoren und Auftraggeber, die auf standardisierte, vergleichbare Nachhaltigkeitsdaten (ESG) setzen, verstärkt sich. Unternehmen, die unter die CSRD fallen, geben Anforderungen zur Nachhaltigkeit an ihre Lieferanten weiter („Trickle-Down“-Efffekt).

Da sich die Berichtspflichten für alle Unternehmen künftig weiter ausdehnen werden, ist es wichtig, dass sich auch KMU rechtzeitig mit dem Thema auseinandersetzen. Sie leisten mit dem VSME-Standard einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft, sichern sich Wettbewerbsvorteile und minimieren Risiken (z.B. Schutz vor willkürlichen oder überzogenen Anforderungen durch Großkunden) durch eine klar strukturierte, nachvollziehbare Methodik. Im Dezember 2024 wurde durch die EFRAG VSME als eine erste Maßnahme zur Vereinfachung und Konsolidierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen außerhalb des CSRD-Anwenderkreises vorgestellt. Voluntary SME-Standard (VSME)-Entwurf bietet zwei Module an (für das individuelle Unternehmen oder auf konsolidierter Basis): das Basic Module und das Comprehensive Module. 

Basic Module: richtet sich vor allem an Kleinstunternehmen und definiert ein Mindestmaß an Offenlegungspflichten (Einstieg und Abdeckung zentraler Anforderungen). Hier genügt oft eine grobe Einschätzung der Emissionen nach Scopes 1 und 2.

Comprehensive Module: richtet sich an ambitioniertere KMU oder solche, die sich in stark regulierten Lieferketten bewegen. Es fordert quantitative Daten wie CO2-Bilanzen, Angaben zu Energieverbräuchen oder zur Mitarbeiterstruktur sowie differenziertere Analysen, die auch Scope-3-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette einbeziehen können. Damit ermöglicht es eine tiefere, strategischere Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen – ohne die Komplexität der CSRD vollständig zu übernehmen.

Die Wesentlichkeitsanalyse entfiel nach der Überarbeitung allerdings komplett. „Es drängt sich der starke Eindruck auf, dass die Überarbeitung des VSME nicht nur die Bedürfnisse der KMU-Zielgruppen und Anforderungen wirkungsvoller Nachhaltigkeitsberichterstattung im Fokus hatte – sondern den politischen Gegenwind im Bereich dieser Berichterstattung“, schreibt Markus Hasenheit in seinem Beitrag „VSME: Ohne Wesentlichkeitsanalyse leidet die Vergleichbarkeit“.

Weiterführende Informationen:

  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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