Weltbild, ehemals Buchklubfilialist, ist trotz Erweiterung des Sortiments und neuer Vertriebskanäle insolvent. - Bild: imago images
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Sind Temu und Co. für die Insolvenz von Weltbild mitverantwortlich?

Der frühere Buchklubfilialist Weltbild schien gerettet. Doch nun hat die Weltbild GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet. Ein Grund: Der „Eintritt neuer aggressiver Anbieter aus dem asiatischen Raum“.

Noch vor wenigen Monaten galt die Düsseldorfer Droege-Gruppe als aussichtsreichster Kandidat für die Übernahme der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Doch daraus wurde nichts. Eine Beteiligung sei zwar geprüft worden, erklärte das Investment- und Beratungshaus Ende März. Allerdings habe sich Droege dann vorzeitig aus dem Bieterverfahren verabschiedet. Über die Hintergründe lässt sich nur spekulieren.

Doch inzwischen zeigt sich, dass Droege wohl auch mit den bestehenden Beteiligungen genug zu tun hat. Allen voran mit der Marke Weltbild, die zur WB D2C Group gehört, einer Droege-Beteiligungsplattform für E-Commerce-Unternehmen.

So hat die Weltbild GmbH & Co. KG mit Sitz in Augsburg nach Informationen der WirtschaftsWoche am Montag Insolvenz angemeldet. Nach Angaben aus dem Bundesanzeiger beliefert die „Weltbild GmbH & Co. KG“ als größte operative Gesellschaft der Weltbild-Gruppe neben ihren eigenen Kunden auch verschiedene Weltbild-Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Gruppe erzielte mit ihren Marken Weltbild, teNeues, Kinderwelt tausendkind, Paul Valentine, Fitz & Huxley, Groundies, Vamos, Westfalia, Gärtner Pötschke, Orbisana und Jokers nach eigenen Angaben 2023 einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro. Die Marke Weltbild fungiere dabei als „Multikanal-Anbieter“, der Waren sowohl über Katalog als auch Online und in stationären Geschäften verkauft.

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„Es ging um Leben und Tod“

Von der Insolvenz ist bislang ausschließlich die Weltbild GmbH & Co. KG betroffen. „Alle anderen schon heute eigenständigen Marken und Beteiligungen der WB D2C Group“, die rund 80 Prozent des Gruppenumsatzes von zuletzt rund 600 Millionen Euro generieren würden, „sind von der Maßnahme nicht betroffen“, betont eine Droege-Sprecherin.

Als vorläufigen Insolvenzverwalter setzte das Amtsgericht Augsburg den Juristen Christian Plail, Partner der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz, ein. Weltbild hatte schon 2014 ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Damals war Plails Kanzleipartner Arnd Geiwitz im Einsatz. Er tauschte die Geschäftsführung aus, musste 600 Mitarbeiter entlassen und konnte das so zurechtgestutzte Unternehmen an die Droege-Gruppe von Walter Droege verkaufen. „Das war keine einfache Sanierung. Es ging um Leben und Tod“, ließ sich Droege später zitieren. Und heute?

„Das Management möchte mit dem Verfahren die notwendigen Schritte für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens einleiten“, heißt es in einer Pressemitteilung. Für die Kunden ändere sich zunächst nichts, das Geschäft werde weiter fortgesetzt.

Hintergrund der Insolvenz sollen zum einen einen externe Krisen sein und damit verbundene Störungen der Lieferketten sowie „immense Kostensteigerungen“. Zudem habe der „Eintritt neuer aggressiver Anbieter aus dem asiatischen Raum“ die „ohnehin angespannte Wettbewerbssituation zusätzlich verschärft“. Damit dürften chinesische Onlinediscounter wie Temu und Shein gemeint sein, die mit Billigangeboten Marktanteile erobert hatten.

Mit der Anmeldung des Insolvenzverfahrens gehe zudem ein Wechsel in der Führungsspitze sowohl der WB D2C Group als auch der Weltbild GmbH & Co. KG einher, teilte das Unternehmen mit. Die Manager Christian Sailer (CEO) und Bjoern Minnier (COO) verlassen den Konzern. Christoph Honnefelder und Sami Sagur übernehmen ab sofort die alleinige Führung der WB D2C Group. Stefanie Penck ist ab sofort als alleinige Geschäftsführerin für die Weltbild GmbH & Co. KG verantwortlich.

Um die Krise zu überstehen, soll sich das Unternehmen künftig noch stärker auf den Onlinehandel konzentrieren. Zudem sollen profitable und wachstumsstarke Kategorien ausgebaut und die Kosten reduziert werden.

Ob das ausreicht, um gegen Temu und Co. zu bestehen?

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