So gelingt die Karriere als Beamter
Ein Job im öffentlichen Dienst gilt als krisensicher. Für wen sich ein Wechsel aus der Wirtschaft lohnt, welche Profile besonders gefragt sind – und was man verdient.
Berlin. Ob als Polizistin, Verwaltungsfachangestellter oder im Auswärtigen Amt: Eine Karriere beim Staat ist für viele Jobsuchende eine attraktive Option. Beim Jobportal Indeed zählt der öffentliche Dienst zu den Branchen mit dem höchsten Suchvolumen. Laut einer Studie des Wirtschaftsprüfers EY will sogar jeder vierte Studierende später dort arbeiten.
Gleichzeitig sind die Chancen auf einen Job beim Staat mehr als rosig. Nach einer aktuellen Schätzung des DBB Beamtenbund und Tarifunion fehlen im öffentlichen Dienst derzeit 570.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der Bedarf ist groß. Wechselwillige und Neueinsteiger werden dringend gebraucht. In welchen Bereichen gibt es also die besten Karrierechancen? Welche Managementtypen sind beim Staat gefragt? Welche Chancen haben Quereinsteiger? Und lohnt sich ein Wechsel finanziell? Ein Überblick.
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Karriere beim Staat: Diese Berufsprofile sind gefragt
Ob als Bibliothekarin in einer öffentlichen Bibliothek, als Erzieher in einer Kita, als Referentin in einem Ministerium, als Nautiker im Schleusendienst oder als Diplomatin beim Auswärtigen Amt: Im Grunde findet beim Staat jeder Jobsuchende etwas.
Laut dem DBB mangelt es derzeit vor allem in Schulen, in der Kranken- und Altenpflege und in den Kommunalverwaltungen an Mitarbeitern. Dazu zählen Bauämter, Ausländerbehörden oder Feuerwehren. Hier liegt der aktuelle Personalbedarf jeweils über der 100.000er-Marke. Die Zahlen umfassen sowohl Beamtenstellen als auch Stellen für Tarifbeschäftigte.
Etwa acht Prozent der Stellenanzeigen betrafen zudem technische Berufe wie Ingenieure. Rund sechs Prozent der Stellenangebote richteten sich an Jobprofile aus dem Rechtsbereich wie Juristen. Aus dem Bildungssektor kamen rund 2,5 Prozent der Stellenausschreibungen.
Vor allem in ländlichen Regionen, sagt „Jobs beim Staat“-Geschäftsführer Andreas Bogen, stünden die Chancen derzeit gut. Dort blieben selbst sonst sehr begehrte Stellen oft lange unbesetzt. Gleiches gelte für Stellen, bei denen die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft groß ist – also typische Mangelberufe, wie hochqualifizierte IT-Spezialisten, die derzeit in jeder Branche gebraucht werden.
Führungskräfte dringend gesucht
Hilmar Schmidt, als Managing Director verantwortlich für den Bereich Public und Non-Profit bei der Personalberatung Kienbaum, sieht zudem bei Führungskräften im öffentlichen Dienst einen wachsenden Bedarf. „Das zieht sich durch alle Bereiche.“
"Führungspositionen im öffentlichen Dienst werden oft auch von außen besetzt."
Hilmar Schmidt Kienbaum
Gerade für Quereinsteiger bieten sich hier gute Chancen. Denn ob in den Kommunen, bei der Bundesagentur für Arbeit oder auch in den Ministerien: „Führungspositionen im öffentlichen Dienst werden oft auch von außen besetzt“, sagt Schmidt. Gefragt seien Mittelmanager, die sowohl führen als auch mit Ressourcen umgehen können. Beliebt seien zudem Wechsler aus Bereichen, die dem öffentlichen Sektor ähnlich sind – zum Beispiel Menschen, die vorher bei einem Verband gearbeitet haben.
Tarifangestellt vs. Beamter: Diese Besonderheiten gibt es bei der Stellenbesetzung
Im öffentlichen Dienst können Jobinteressenten entweder als Tarifbeschäftigte angestellt oder verbeamtet werden. Für Beamte gibt es verschiedene Laufbahngruppen, die sich – typisch Föderalismus – je nach Ebene, etwa Bund und Länder, in ihrer Art oder der Bezeichnung unterscheiden können.
Im Grunde unterscheidet man vier Gruppen: den einfachen, den mittleren, den gehobenen und den höheren Dienst. „Der einfache Dienst ist aber quasi ausgestorben“, sagt Andreas Becker, der beim DBB den Geschäftsbereich Beamte leitet.
Alle Stellenausschreibungen enthalten bestimmte Muss-Kriterien, die je nach Beruf natürlich variieren. Das können bestimmte Noten, eine Mindestanzahl an Punkten im Staatsexamen oder auch Studiengänge sein. Ein klassisches Beispiel sind hier Lehrer.
Es gibt bei einer Verbeamtung jedoch auch allgemeine Voraussetzungen. „Für den höheren Dienst ist das in der Regel ein Masterabschluss“, sagt Becker. Im gehobenen Dienst reicht dagegen normalerweise ein Bachelorabschluss. Hier ist es laut Becker mittlerweile aber auch in bestimmten Fällen und Rechtskreisen – zum Beispiel im technischen Bereich – möglich, mit einem Meister verbeamtet zu werden, sofern man die nötigen beruflichen Qualifikationen und eine entsprechende Erfahrung mitbringt.
Wer in Deutschland Beamter werden will, braucht zudem in der Regel die deutsche oder eine EU-Staatsbürgerschaft. Länderspezifische Ausnahmen sind Liechtenstein, Island, Norwegen und die Schweiz. Es gibt aber auch Jobs, in denen nur die deutsche Staatsbürgerschaft zählt – etwa beim Bundesnachrichtendienst. Hindernisse für eine Verbeamtung können zudem Vorstrafen oder gesundheitliche Faktoren sein.
Bestimmte Positionen, zum Beispiel im Justizvollzug oder beim Zoll, werden nur mit Beamten besetzt. Oft sind Stellen aber sowohl für Beamte als auch für Tarifbeschäftigte ausgeschrieben. Hilmar Schmidt sucht zum Beispiel aktuell einen Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin für die Unfallkasse Hessen. „Die Position kann mit einem Beamten oder Tarifbeschäftigten besetzt werden.“
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So funktioniert die Bezahlung im öffentlichen Dienst – und das sind lukrative Jobs
In diesem Punkt unterscheidet sich der öffentliche Dienst deutlich von der Privatwirtschaft. Tarifbeschäftigte werden anhand der Entgeltordnung des jeweils geltenden Tarifvertrags eingruppiert. Bei den Beamten gibt es verschiedene Besoldungsgruppen – zum Beispiel A für Verwaltungsbeamte, W für Professoren und R für Richter.
Auf welcher Bezahlstufe jemand einsteigt, steht in den Stellenausschreibungen. Eine gute Übersicht plus einen Brutto-Netto-Rechner bietet hier die Website öffentlicher-dienst.info.
Sowohl bei den Tarifbeschäftigten als auch bei den Beamten steigt das Gehalt automatisch mit der Berufserfahrung. Hier wird es jedoch kompliziert für diejenigen, die quereinsteigen – vor allem beim Beamtentum. Denn: Die starren Regelungen des Besoldungs- und Tarifrechts sorgen oft dafür, dass Berufserfahrung oder Kompetenzen zum Teil gar nicht oder nur unzureichend angerechnet werden. „Performance spielt hier eigentlich keine Rolle“, sagt Schmidt.
Als Beispiel nennt er eine Stelle in der Besoldungsgruppe B3, in der relativ hohe Positionen wie der Direktor eines staatlichen Museums oder auch ein Abteilungsleiter angesiedelt sind. Die Bezahlung auf dieser Stufe ist üppig. Beim Bund liegt das Grundgehalt beispielsweise bei rund 9600 Euro. „Das liegt daran, dass man hier viele Leute in einer Abteilung mit hoher Innen- oder Außenwirkung führt“, sagt Schmidt. Ob man vorher jedoch drei oder zehn Jahre in einer Führungsposition war, wirke sich dagegen nicht aus, weil es bei B-Besoldungen keine Erfahrungsstufen gibt.
"Performance spielt hier eigentlich keine Rolle."
Hilmar Schmidt Kienbaum
Öffentliche Arbeitgeber würden Führungspositionen deswegen oft nicht nur als Beamtenstellen ausschreiben, sagt Schmidt. Denn so könnten sie besser mit Zulagen und Prämien arbeiten.
„Die Vorgaben sind hier sehr streng“, sagt auch Becker vom DBB. Welche Besoldung es für welche Position in den verschiedenen Ämtern gibt, sei gesetzlich klar geregelt. Zwar gebe es Möglichkeiten, berufliche Qualifikationen als Erfahrung anzuerkennen. Jemand, der grade erst am Anfang seiner Karriere steht, könne aber nicht einfach in eine höhere Stufe eingruppiert werden, die mehrjährige Berufserfahrung voraussetzt, nur weil er Spezialwissen etwa im Bereich Data Science mitbringt. Was es allerdings mittlerweile gebe, seien Bindungs- und Gewinnungsprämien, die zusätzlich gezahlt werden können.
Ein besonders lukrativer Job beim Staat ist laut Becker der des Patentprüfers. „Hier sind zwei Beförderungen in den ersten fünf Jahren garantiert“, sagt er. Entsprechend hoch sind aber auch die Anforderungen. So braucht man mindestens fünf Jahre Berufserfahrung und einen Master in einem Bereich wie Maschinenbau oder Physik.
Sehr attraktiv sind laut Berater Schmidt auch Jobs bei den Ministerien oder beim Auswärtigen Amt. So verdienen zum Beispiel alle Ministerialräte mit Führungsfunktion beim Auswärtigen Amt sechsstellig. Gleiches gilt mitunter für Referatsleitungen in Landesministerien wie etwa dem Wirtschaftsministerium in Niedersachsen. „Die Ministerien eignen sich besonders für diejenigen, die nach einer guten Fachkarriere suchen“, sagt Schmidt. Oder man wechselt in eine Führungsposition bei einem kommunalen Unternehmen – etwa zu einem Stadtwerk in einer Großstadt.
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