Ein Porsche vor dem Logo der UBS: Reiche Kunden ordnen ihre Vermögen neu. - Foto: Bloomberg
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So legen die Manager reicher Familien ihr Geld an

Wohlhabende Familien kämpfen mit Ängsten rund um ihr Vermögen, zeigt der jährliche Bericht der Bank UBS. Vier Trends zeigen, wie sie sich dagegen stemmen.

Frankfurt. Wie legen die sehr reichen Familien in der Welt ihr Vermögen an? Welche Ängste treiben die wohlhabenden Familien um? Umfassende Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt der „Global Family Office Report 2024“ der schweizerischen Großbank UBS. Der Bericht deckt weltweit 320 Family-Offices mit einem durchschnittlichen Vermögen von 2,6 Milliarden Dollar ab.

Familien mit Vermögen: Angst vor Kriegen, Klimawandel und Schuldenkrise

Bei den Ängsten der reichen Familien stehen die aktuellen Kriege in der Welt im Vordergrund, aber auch eine mögliche neue Schuldenkrise treibt die Vermögensmanager um. Maximilian Kunkel, Chef-Anlagestratege der UBS Deutschland, sagt im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Die größte Sorge mit Blick auf die kommenden zwölf Monate ist die Eskalation eines geopolitischen Konflikts.“ Mittelfristig gibt es aber auch große Bedenken, wie sich der Klimawandel auf das Vermögen auswirken könnte.

„56 Prozent der europäischen Family-Offices sehen dies als eines der Kernrisiken der nächsten fünf Jahre“, so Kunkel. Und immerhin knapp die Hälfte der Offices in Europa teilten die Angst, es könnte in den nächsten fünf Jahren zu einer Schuldenkrise kommen.

Für die kommenden Jahre lassen sich deswegen vier generelle Trends im Anlagemanagement der Family-Offices erkennen:

Viel Bewegung beim Anleihe-Management

Für den UBS-Experten Kunkel ist der vielleicht wichtigste Trend der große Anstieg bei den Anleihen aus Industrienationen. Der Anteil der Rentenpapiere beträgt in Europa im Durchschnitt aktuell 19 Prozent am Gesamtportfolio. 2022 waren es nur 15 Prozent.

Vor den erwarteten Leitzinssenkungen durch die Notenbanken liegt der Fokus auf guten Bonitätsnoten und mittleren Laufzeiten. 76 Prozent der Papiere entfallen auf Staatsanleihen, Emissionen von supranationalen Einrichtungen oder Unternehmensanleihen hoher Bonität. Drei Viertel der Rentenpapiere laufen nicht länger als fünf Jahre.

Der Anteil der Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren liegt gerade einmal bei sieben Prozent. „Family-Offices sehen tendenziell das Risiko-Rendite-Verhältnis hier als nicht so attraktiv an – gerade wegen der größeren Schwankungsanfälligkeit, aber auch längerfristigen Bedenken hinsichtlich der steigenden Verschuldung vieler Industriestaaten“, sagt Kunkel.

Aktien bleiben als Anlage wichtig und machen europaweit im Durchschnitt 28 Prozent des gesamten Portfolios aus, knapp ein Drittel plant, die Allokation in diesem Jahr zu erhöhen. Das zeigt, dass die Risikoaffinität der meisten Family-Offices gegenüber dem Vorjahr nicht abnimmt. 81 Prozent wollen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten gleich viel oder sogar mehr Risiko eingehen.

Family-Offices sind weiterhin stark engagiert bei den sogenannten alternativen Anlagen. Europaweit entfallen durchschnittlich rund 45 Prozent auf Private Equity, Private Debt, Immobilien und Hedgefonds, 55 Prozent auf traditionelle börsennotierte Papiere wie Aktien, Renten und Cash.

„Bei den alternativen Anlagen dominiert Private Equity, obwohl die Mehrheit der hier investierten Family-Offices befürchtet, dass die Transaktionen in den nächsten Monaten noch nicht merklich anziehen dürften“, erklärt Kunkel. „Hauptgründe für ein Festhalten an Private Equity sind die trotzdem noch hohen längerfristigen Renditeerwartungen und die Diversifikation der Anlagen.“

Private-Equity-Fonds sammeln Geld von Profi-Anlegern wie Family-Offices ein und kaufen damit Mittelständler und Konzernteile. Nach einigen Jahren der Optimierung der Betriebsabläufe werden die Assets zu einem meist höheren Preis weiterverkauft oder an die Börse gebracht.

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Family-Offices: Kaum Investments in Rohstoffe und Edelmetalle

Nach den Renten, Aktien und alternativen Anlagen bleibt für andere Investments nicht mehr viel übrig. „Rohstoffe und Edelmetalle spielen eine geringere Rolle, als man vielleicht erwarten würde. Hier sind im Durchschnitt nur jeweils rund ein Prozent investiert“, weiß Kunkel. Die Allokation in Immobilien liege weltweit bei zehn und europaweit bei zwölf Prozent, 2019 seien es global gesehen noch 14 Prozent gewesen.

Das wichtigste Anlagethema sehen die Geldmanager der Family-Offices in den kommenden zwei bis drei Jahren bei der Künstlichen Intelligenz. Danach folgen Gesundheitstechnologie, Automatisierung und Robotik. Getrieben werden diese Themen laut Kunkel mitunter durch die angespannte Situation an den Arbeitsmärkten in den Industriestaaten.

Vermögensverwaltung: Reimann Investors gibt Einblick in Strategie

Um zu zeigen, wie ein einzelnes Family-Office arbeitet, hat das Management von Reimann Investors einen Einblick in seine Strategie gewährt. Reimann Investors ist die Unternehmensgruppe und das Family-Office von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Reimann, die sich Ende der 1990er-Jahre von ihrer Beteiligung am früheren Familienunternehmen getrennt haben. Der ursprüngliche Kern des Unternehmens war der Chemiehersteller Benckiser.

Reimann Investors bietet heute unter der Bezeichnung Vermögensmandat I eine Kernstrategie mit einer ausgewogenen Allokation an. Geschäftsführerin Heidi Abraham sagt, derzeit betrage die Aktienquote 50 Prozent, 33 Prozent entfielen auf Renten, zehn Prozent auf Liquid Alternatives, die Hedgefonds-Strategien nachbilden. Zudem würden gut fünf Prozent in Edelmetalle und Rohstoffe investiert. Die Bandbreiten könnten je nach Marktlage variieren, so Abraham. Bei den Aktien setze man auf Einzeltitel und Indexfonds (ETFs).

Bei den Liquid Alternatives seien die Geldmanager momentan in drei Hedgefondsstrategien investiert, die aus einem Universum von 400 Strategien ausgewählt wurden, ergänzt Geschäftsführer Alexander Spreer. Die Mindestanlage beträgt 250.000 Euro, die gesamten Gebühren liegen bei gut 1,5 Prozent.

Reimann Investors betreibt nach eigenen Angaben ein umfangreiches eigenes Research. So erhalte man interessante Ergebnisse. Eine Erkenntnis sei jüngst gewesen, dass es sich auf Zwölfmonatssicht durchaus lohnen kann, zu Allzeithochs an der Börse einzusteigen. Das Family-Office nennt auch einzelne Papiere seiner momentanen Anlagestrategie, etwa die Aktien von Novo Nordisk, Progressive Corp, General Electric Co, Vistra Corp sowie Autozone Inc.

Eine Besonderheit bei Reimann Investors sind die Investments in Start-ups aus den Bereichen Software as a Service (SaaS) und Fintech. Die Gelder werden hier über Fonds gebündelt und direkt investiert. „Ziel ist es, pro Fonds an rund sechs bis zwölf Wachstumsunternehmen beteiligt zu sein. Venture-Capital hat natürlich höhere Risiken, ist aber auch ein Renditetreiber“, sagt Managerin Abraham.

Die vergleichsweise große Bedeutung der Investments in Start-ups rühre auch daher, dass die Familie und viele Kunden selbst einen unternehmerischen Background hätten.

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