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So sprechen Sie einen Konflikt an!

Die große Kunst im menschlichen Miteinander ist es, Probleme so anzusprechen, dass man seine eigene Sicht klar ausdrückt und gleichzeitig den anderen nicht unnötig verletzt.

Wir alle tun uns schwer damit, heikle Themen und Konflikte anzusprechen. Das macht einfach niemandem Spaß, egal wie wortgewandt man sonst ist. Selbstunsichere Menschen finden es oft besonders schwer, die richtigen Worte zu finden, weil sie naturgemäß wenig trainiert darin sind, Dinge anzusprechen. Sie wollen es weitgehend vermeiden, sich selbst in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen. Für sich und andere einzutreten, ist aber ein wichtiger Schritt, um sein Selbstwertgefühl und seine Zufriedenheit im Alltag zu verbessern!  

Punkt 1: Trauen Sie sich einfach! Geben Sie die Deckung auf und reden Sie! 

Wenn wir unser Selbstwertgefühl verbessern wollen, müssen wir unsere Deckung aufgeben, zu uns stehen und über unsere Ansichten und Bedürfnisse reden.  Der erste Schritt ist, die Hemmung zu überwinden, überhaupt etwas zu sagen. Wie gelingt das? Meine Antwort: durch einen höheren Sinn! Fairness, Aufrichtigkeit und Zivilcourage sind beispielsweise Werte, die uns so wichtig sind, dass sie uns aus der Deckung locken können. Ein Beispiel: Wenn ein Bekannter sich öfter abwertend über seine Frau äußert, könnte man das ignorieren mit dem Argument, dass man sich nicht einmischen darf. Man kann sich aber auch seine Werte ins Gedächtnis rufen und freundlich erklären, dass man solche Aussagen nicht gut findet.   

Punkt 2: Vergessen Sie perfekte Redetechnik, konzentrieren Sie sich auf die Sache! 

Ich stelle immer wieder fest, dass es selbstunsicheren Menschen nicht an sprachlichen Fähigkeiten mangelt. Ihr Denken wird aber durch ihre Hemmungen blockiert! Im entspannten Zustand fallen ihnen sehr wohl alle möglichen Sätze und Argumente ein. Mein Tipp: Vergessen Sie den Gedanken, besonders redegewandt sein zu müssen. Sie müssen keine filmreifen Dialoge planen. Behalten Sie stattdessen Ihr Ziel im Auge! Das Ziel lautet: Ich möchte möglichst sachlich die Sache XY ansprechen. Und noch etwas: Falls Ihnen in einer Situation keine Antwort einfällt, kann man diese Antwort auch eine Stunde, einen Tag oder auch eine Woche später nachholen. Es ist kein Problem etwas zu äußern wie „Erinnerst du dich an unser Gespräch? Dazu würde ich gerne etwas ergänzen“.  

Punkt 3: Die richtige Sprech-Haltung beinhaltet auch dein Gegenüber! 

Wichtiger als alle Redetechniken ist die innere Einstellung, mit der wir unserem Gegenüber begegnen. Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl befinden sich mit ihrem Gegenüber auf Augenhöhe: Sie streben nicht nach Überlegenheit. Viele Selbstunsichere warten so lange damit, ihr Anliegen vorzutragen, dass sie schon fast explodieren, wenn sie endlich den Mund aufmachen. Sie agieren dann aggressiver und verletzender, als es angebracht wäre.  Mein Tipp: Wichtig ist, im Gespräch unser persönliches Anliegen und die Bedürfnisse des Gegenübers im Blick zu haben. Wir sollten uns davor hüten, ein Feindbild aufzubauen. Das Ziel sollte „Klärung und Frieden“ lauten und nicht „Gewinnen oder Verlieren“.   

Fazit: Alle Menschen machen eigentlich durchweg die Erfahrung, dass sie sich besser und selbstsicherer fühlen, wenn sie offen ihre Meinung sagen. Es kommt im Übrigen auch positiv bei unseren Mitmenschen an, wenn wir uns trauen, ein offenes Wort zu sprechen. Indem wir offen für uns und andere eintreten, bekommen wir das Gefühl, Einfluss auf unser Leben und das Miteinander mit anderen nehmen zu können.  

Stefanie Stahl schreibt über Gesundheit & Soziales, Job & Karriere

Stefanie Stahl ist Deutschlands bekannteste Psychotherapeutin. Ihr Ratgeber „Das Kind in dir muss Heimat finden“ steht seit 2016 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Stahl ist eine gefragte Keynote Speakerin. Sie gilt als DIE Expertin, wenn es um Liebe, Bindungsangst und Selbstwertgefühl geht.

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