Weil der Absatz schwächelt, braucht Volkswagen weniger Personal. Das trifft auch das Strukturförderunternehmen Wolfsburg - Bild: imago images
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So tief ist die Krise bei AutoVision und Wolfsburg AG

Die Probleme des VW-Konzerns schlagen auf die Wolfsburg AG und deren Zeitarbeitstochter AutoVision durch. Die finanzielle Lage ist dort angespannt. Nun soll Personal abgebaut werden, Standorte stehen zur Debatte.

Die Wolfsburg AG ist eine eigenwillige Konstruktion. Sie sei ein „Gemeinschaftsunternehmen von Stadt Wolfsburg und dem Volkswagen Konzern“, erfährt man auf der Homepage. Um Wolfsburg als Wirtschaftsstandort zu stärken, realisiere die Wolfsburg AG Projekte zu den Zukunftsthemen Mobilität, Innovation, Standortentwicklung und New Work: „Damit Menschen hier gerne leben und arbeiten.“

Wozu es dazu eigens eines Gemeinschaftsunternehmens von Stadt und VW bedarf, bleibt offen. Ebenso wie die Frage, warum die Wolfsburg AG eigentlich Gesellschafterin einer Zeitarbeitsfirma namens AutoVision ist, die den Großteil ihres Umsatzes mit dem Verleih von Arbeitskräften an den VW-Konzern erzielt.

Klar ist hingegen: Die Wolfsburg AG und ihre Tochter AutoVision stehen unter erheblichem finanziellem Druck. In beiden Unternehmen sollen nun Stellen abgebaut werden. Die Details sind noch nicht bekannt. Doch absehbar ist, dass es bei dem Personaldienstleister mit zuletzt rund 3600 Zeitarbeitnehmern zu tiefen Einschnitten kommt.

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Schließung von Standorten

So sei das Marktumfeld in der Zeitarbeitsbranche „aktuell eingetrübt“, teilt eine Sprecherin der Wolfsburg AG auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit. Die Herausforderungen durch die Transformation vom Verbrenner zur Elektromobilität führten zu einer verringerten Nachfrage für das Zeitarbeitsgeschäft der AutoVision. Gleichzeitig würden Unternehmen tendenziell eher auf befristete Einstellungen setzen statt auf Zeitarbeitsmodelle. Zudem habe sich die Auftragslage für das Projektgeschäft der Wolfsburg AG weiter abgeschwächt. „Parallel zum verminderten Beteiligungsergebnis aus der AutoVision wirkt sich dies negativ auf das Geschäftsmodell der Wolfsburg AG aus“, heißt es.

Schon in den vergangenen Jahren gab es gravierende Probleme bei der Wolfsburg AG. So wurde zur Sicherung der Liquidität Ende Dezember 2022 ein Darlehen über zehn Millionen Euro bei der Volkswagen Bank aufgenommen, das 2025 zurückgezahlt werden muss. Zudem wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte beauftragt, ein so genanntes IDW-S6-Gutachten zu erstellen, um zu klären, welche Perspektiven das Unternehmen hat. Zwar bescheinigten die Prüfer dem Konzern im März 2023 „die Sanierungsfähigkeit“ sowie eine positive Fortführungsprognose.

Ob das angesichts der neuen Lage weiterhin gilt, ist allerdings offen. „Wir prüfen fortlaufend die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und beobachten die Marktsituation“, teilt das Unternehmen dazu mit, ohne auf Details einzugehen. Aber: „Die Liquidität für das Geschäftsjahr 2024 ist gesichert.“ Darauf ziele auch das künftige Transformationsprogramm ab, das unter anderem die „Anpassung von Kostenstrukturen auf die zu erwartende Auftragslage vorsieht“. Im Klartext: Weil der Großkunde VW weniger Bedarf an Leiharbeitern hat, müssen nun die Kosten bei AutoVision und Wolfsburg AG runter.

„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für beide Gesellschaften verändern sich weiter gravierend“, heißt es dazu. Daher seien „striktes Kostenmanagement und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung“ wichtig.

Im Unternehmensumfeld wird darauf verwiesen, dass einzelne Immobilien der Gesellschaft im Notfall verkauft werden könnten, womöglich an Volkswagen. Offiziell hält sich das Unternehmen bedeckt: Die Maßnahmen zur weiteren strategischen Ausrichtung der Wolfsburg AG würden aktuell erst erarbeitet.

Schon jetzt scheint mittel- und langfristig indes absehbar, dass das Leiharbeitsgeschäft deutlich heruntergefahren wird. Intern wird sogar befürchtet, dass AutoVision am Ende verkauft oder ganz abgewickelt werden könnte. Die Sprecherin der Wolfsburg AG lässt eine Frage dazu unbeantwortet. Nur so viel: „Die Gesellschaft bewegt sich in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld“. Man wolle sich auf das Bestandskundengeschäft konzentrieren und die Effizienz steigern. „Dazu gehören die Schließung von nicht wirtschaftlichen Standorten und eine Anpassung der personellen Ressourcen an das zu erwartende Geschäft.“

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