Die Arbeitszeiten unterscheiden sich in den Ländern der Europäischen Union stark. Foto: Tobias Hahn für WirtschaftsWoche
Premium

So viel arbeiten die Menschen im EU-Vergleich

Nur noch Dienst nach Vorschrift? Diese Daten zeigen, wo die Menschen besonders viel arbeiten – und offenbaren ein westeuropäisches Phänomen.


Sind die Deutschen im Job nun besonders faul oder besonders engagiert? 78 Prozent der Arbeitnehmer verrichten nur noch Dienst nach Vorschrift, zeigte kürzlich eine Befragung. Aber: 44 Prozent der Beschäftigten leisten regelmäßig Überstunden, ergab eine andere.

Während in Deutschland Ökonominnen und Ökonomen, Politikerinnen und Politiker fordern, angesichts des demografischen Wandels länger zu arbeiten und nicht kürzer, wollen Länder wie Spanien den entgegengesetzten Weg gehen: Dort soll die wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden auf 37,

Zeit für einen Überblick: In welchen Ländern ist die Arbeitszeit eigentlich am höchsten? Wie unterscheidet sie sich zwischen Menschen in Teilzeit und Vollzeit? Ein Blick in die Zahlen der Europäischen Datenbehörde Eurostat liefert Erkenntnisse.


Die Erwerbstätigen zwischen 20 und 64 Jahren arbeiteten in der EU 2023 im Schnitt 37,4 Stunden. Pro Woche. Dabei handelt es sich um die normalerweise geleisteten Stunden, nicht um die Stundenanzahl, die im Arbeitsvertrag steht. Tatsächlich arbeiten die Menschen in Spanien mit 37,7 Stunden minimal mehr als im EU-Schnitt. Am wenigsten schufteten die Menschen in den Niederlanden (33,1 Stunden) und Dänemark (34,9). Gleich darauf folgt Deutschland mit 35,1 Stunden – mehr als zwei Stunden weniger als im EU-Schnitt.

💡Exklusiv bei XING: 6 Wochen die WirtschaftsWoche kostenlos lesen

Die Menschen in Bulgarien, Polen und vor allem Griechenland arbeiten EU-weit am meisten – mehr als 40 Stunden pro Woche. Gut möglich, dass es in Griechenland bald noch mehr sein werden: Im vergangenen Jahr hat das Land die Sechstagewoche eingeführt.


Die Gründe für die Unterschiede sind vielfältig. Besonders wichtig: der Anteil der Menschen, die in Teilzeit arbeiten. Im Land mit der geringsten Wochenarbeitszeit, den Niederlanden, arbeiten 39 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit. So viele wie in keinem anderen Land. Deutschland landet mit 28,5 Prozent hinter Österreich auf dem dritten Platz. In der EU befinden sich im Schnitt 17 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit. In Spanien sind es 12,8 Prozent der Menschen – und in Bulgarien nur 1,4 Prozent.

Ohnehin zeigt sich in den Daten, dass Teilzeit allen voran ein Phänomen in Westeuropa sind. Die neun Länder mit der geringsten Teilzeitquote liegen allesamt östlich von Deutschland. Darunter etwa Ungarn, Kroatien, Rumänien, die Slowakei.


Unterteilt man die wöchentliche Arbeitszeit nach Erwerbstätigen in Teilzeit und Vollzeit, zeigt sich ein etwas anderes Bild als bei allen Erwerbstätigen: Zwar führt Griechenland die Liste weiterhin an mit der höchsten Wochenarbeitszeit der Erwerbstätigen in Vollzeit. Doch dann schon folgen Österreich, Zypern und Schweden.

In Deutschland und Spanien leisten die Erwerbstätigen in Vollzeit übrigens gleich viel: 40,3 Stunden pro Woche. Und damit nur etwas weniger als im EU-weiten Schnitt von 40,4 Stunden. In Dänemark und Finnland ist die wöchentliche Arbeitszeit der Menschen in Vollzeit am geringsten: 38,9 Stunden im Jahr 2023.

Wer in Schweden in Teilzeit arbeitet, häuft im Schnitt 26 Wochenstunden an – so viele wie in keinem anderen Land. In den Niederlanden, wo die Teilzeit am verbreitetsten ist, arbeiten die Menschen mit 23,5 Stunden pro Woche noch deutlich mehr als in anderen Ländern.


In Griechenland arbeiten die Menschen in Teilzeit eine Stunde weniger als im EU-Schnitt (22,5) und auch weniger als in Deutschland (22,1). In Zypern und Portugal kommen Teilzeiterwerbstätige auf weniger als 20 Stunden pro Woche, in Spanien etwas mehr als 20 Stunden.

💡Exklusiv bei XING: 6 Wochen die WirtschaftsWoche kostenlos lesen

Auch zwischen den Geschlechtern zeigen sich große Unterschiede: Männer in Vollzeit gehen ihrem Beruf im Schnitt 41,2 Stunden pro Woche nach, Frauen 39,4 Stunden. In Irland und den Niederlanden arbeiten Frauen fast vier Stunden weniger. In Bulgarien und Lettland, Rumänien und Litauen beträgt der Unterschied nur eine halbe Stunde.

So viel arbeiten die Menschen im EU-Vergleich

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

WirtschaftsWoche

Deutschlands führendes Wirtschaftsmagazin – verstehen zahlt sich aus.

Artikelsammlung ansehen