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Jobempfehlungen werden nicht leichtfertig vergeben. Umso wichtiger ist es, bestimmte soziale Codes zu beherrschen. - Foto: IMAGO / Westend61
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Soft Skills, die Ihre Chancen auf eine Top-Position erhöhen

Aus dem Handelsblatt-Archiv: Welche sozialen Fähigkeiten Bewerber auf Führungspositionen beherrschen sollten – und welche Fehler ihren Aufstieg ruinieren.

Düsseldorf. Spitzenpositionen wie „Vorstandsvorsitzender“ oder „Digital-Vorstand“ finden sich nicht in Stellenbörsen. Kandidaten für solche Aufgaben werden empfohlen – von Headhuntern, Aufsichtsräten, Investoren oder anderen einflussreichen Größen der Wirtschaftswelt. Allerdings: Wer eine Empfehlung ausspricht, stärkt oder mindert damit sofort die eigene Reputation.

„Empfehlungen werden daher niemals leichtfertig genannt, sondern sorgfältig erwogen“, wissen Dorothea Assig und Dorothee Echter. Zusammen haben sie während der vergangenen zwei Jahrzehnte mehr als 1800 Führungskräfte gecoacht. Um Wohlwollen potenzieller Befürworter auszulösen, seien besonders die sozialen Kompetenzen einer Führungskraft gefragt.

Die Topligatauglichkeit wird subtil geprüft. Auf diese fünf sozialen Codes kommt es an, diese Fehler müssen Sie vermeiden, wollen Sie nicht ihre Aufstiegschance riskieren:

1. Soft Skill der Top-Manager: Fürsprecher wertschätzen und Erfolgssicherheit ausstrahlen

Darum geht’s: Headhunter sind oft die erste Person, die es von der Topliga-Eignung zu überzeugen gilt. Dorothea Assig erklärt, warum es so wichtig ist, bei ihr oder ihm zu punkten: „Das Verhalten einer Kandidatin, eines Kandidaten für eine Vorstandsposition in der Bewerbungsphase wird projiziert auf die spätere Zusammenarbeit.“ Gesellschafter, Vorstandskollegen und CEO – sie alle wünschten sich eine unkomplizierte, selbstverantwortliche Haltung. Im richtigen Moment Geduld, im richtigen Augenblick Aktivität, immer Wertschätzung.

Fehler: Im Headhunter-Gespräch die eigenen Kompetenzen und Leistungen referieren.

Expertin Assig: „Zu diesem Gespräch mit dem Personalberater kommt es nur, weil Ihre Leistungsbilanz top ist.“ Wer nur um seinen Lebenslauf kreise, zeige damit mangelnde Selbstgewissheit und Erfolgssicherheit – und disqualifiziere sich sofort.

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So machen Sie es richtig: „Nutzen Sie die Chance, eine persönliche Beziehung zu einer sehr wichtigen Person aufzubauen“, sagt Dorothee Echter. Erkennen Sie die Rolle des Headhunters als wichtiger Fürsprecher an und drücken Sie Wertschätzung für seine Arbeit und Person aus. Echter rät, Sätze einzustreuen wie: „Wie schön, dass wir uns heute hier treffen und ich die Gelegenheit habe, mit Ihnen persönlich zu sprechen“, „Ich weiß, dass Sie schon unheimlich gute Besetzungen gemacht haben“. Oder, falls selbst kein Interesse an der offerierten Position besteht, bieten Sie Hilfe bei der Suche an – und sprechen selbst eine Empfehlung aus.

2. Soft Skill der Top-Manager: Sich passiv im Netzwerk über Themen positionieren

Darum geht’s: „Bis ins mittlere Management kann man sich selbst bewerben“, sagt Expertin Dorothee Echter. Doch wer es einmal bis an die Unternehmensspitze schaffen wolle, müsse sich früh klarmachen, dass das Besetzungsprozedere für Vorstandspositionen ein komplett anderes sei. Echter: „Um im passiven Prozess der Empfehlungen gegen Ende der Karriereleiter erfolgreich zu sein, ist es wichtig, schon auf den unteren Sprossen geschickt Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu pflegen.“

Fehler: Kontakte sammeln, aber die Positionierung vergessen.

So machen Sie es richtig: „Ein Gefühl der Zugehörigkeit in einer hochkarätigen Community zu erzeugen ist ein jahrelanger Prozess“, sagt Dorothea Assig. Und die Gelegenheiten dazu seien eher rar. Sie empfiehlt, um als Experte im Gedächtnis zu bleiben: „Egal, ob Sie einflussreichen Menschen persönlich auf einer Tagung begegnen oder Kontakte online etwa auf LinkedIn knüpfen, stets ist eine klare Positionierung wichtig.“

Dorothea Assig und Dorothee Echter: Die Karrierecoaches beraten Kandidaten für das Topmanagement. - Foto: Assig+Echter
Dorothea Assig und Dorothee Echter: Die Karrierecoaches beraten Kandidaten für das Topmanagement. - Foto: Assig+Echter

So seien Manager, die etwa im Small Talk über die aktuelle Weltlage klarmachen können, dass sie über wertvolle Expertise und Beziehungen verfügen, interessant. Es sei besser, konkret mit Blick auf Know-how und vorhandene Kontakte zu sagen: „Ich war Vorsitzender der Industriekommission für Handelsbeziehungen in Osteuropa und in regelmäßigem Austausch mit dem ukrainischen Botschafter“, als: „Vor dem russischen Angriffskrieg hab ich mich auch mit der Ukraine als Absatzmarkt beschäftigt“.

Daher lautet der Karrieretipp der beiden Expertinnen: „Sprechen Sie selbst pointiert über Themen, die das Besondere unterstreichen, das Sie einem Unternehmen bringen können. Das bleibt beim Gegenüber haften.“

3. Soft Skill der Top-Manager: Großzügigkeit demonstrieren und Vertrauen erwerben

Darum geht’s: „Man arbeitet auf der Chefetage extrem eng zusammen, trägt enorme Verantwortung und muss sich vertrauen können. Dazu braucht es Nähe“, sagt Coach Dorothea Assig. Ob jemand in den Kreis der Spitzenmanager passe, zeige sich an Details.

„Schon kleinste Irritationen des Gesprächspartners können Kandidaten scheitern lassen“, warnt Dorothee Echter. Ein Klassiker sei, bei einem Essen mit einem Investor den teuersten Wein zu bestellen. „Das fängt ja gut an“ – Entscheider schlössen oft von Kleinigkeiten auf das generelle Verhalten eines Managers.

Fehler: Kosten geltend machen, wenn zum Beispiel ein Gespräch kurzfristig ausfällt, für das man angereist ist. Die Mitglieder der Topliga achten darauf, ob jemand unkompliziert, großzügig, ausschließlich positiv eingestellt bleibt, auch wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. „Wer in diesem Fall seinem Unmut Luft macht, hat verloren“, sagt Dorothee Echter.

So machen Sie es richtig: Es gehe für die Spitzenmanager von morgen generell darum, Vertrauen aufzubauen. Dafür sei es wichtig, egal ob bei einer Verabredung zum Dinner oder einem Vorstellungsgespräch, möglichst immer eine positive Haltung zu demonstrieren. Assig rät: „Kritteln Sie nicht rum, sondern strahlen Sie Lösungszuversicht aus.“ Gefragt seien gute Ideen, um Unternehmen nach vorn zu bringen.

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Die Expertin gibt ein Beispiel, wie sich das eigene Know-how und die Dankbarkeit gegenüber früheren Arbeitgebern miteinander verknüpfen lassen, um so einen positiven Eindruck zu erzielen: „Betonen Sie, was Sie an Ihrer früheren Wirkungsstätte haben lernen dürfen. Und was von Ihren Erfahrungen und Ihrem Know-how heute für das Meistern von Herausforderungen wie etwa einer Unternehmenstransformation oder einer -fusion essenziell ist.“ Je nachdem, wie Sie sich positionieren.

4. Soft Skill der Top-Manager: Für das eigene Anliegen und gemeinsame Ziele begeistern

Darum geht’s: Wer hoch hinaus wolle, müsse beweisen, dass er ein begabter Kommunikator ist, der es versteht, andere für sein Anliegen zu begeistern und zu Höchstleistung zu motivieren. „Wirgefühl zu erzeugen ist die große Kunst“, sagt Expertin Assig. Erst recht, wenn es mal nicht glatt laufe.

Fehler: Sich rechtfertigen, erklären oder etwas richtigstellen wollen.

Firmenübernahme, Transformation, Produktentwicklung – nicht immer läuft’s nach Plan. Das wissen die maßgeblichen Entscheider aus eigener Erfahrung. „Nichts langweilt sie mehr als Kandidaten, die langatmige Erklärungen für misslungene Projekte abgeben“, sind sich Assig und Echter einig.

So machen Sie es richtig: Wer also bei Investorenpräsentationen oder Aufsichtsratsmeetings gefragt werde, warum gerade sein Bereich zum Beispiel noch immer nicht digital transformiert sei, solle sich nicht provozieren lassen, sondern könne stattdessen mit Blick nach vorn etwa so antworten: „Uns allen ist es doch ein großes Anliegen, die Digitalisierung voranzutreiben. Wir wünschen uns alle, dass es schnell geht. Das wird uns auch gelingen. Wir sind schon auf einem guten Weg.“

Assig: „Eine solche Replik löst Wirgefühl aus, betont die gemeinsamen Ziele und erschafft so Sympathie und Nähe.“ Test souverän bestanden.

5. Soft Skill der Top-Manager: Andere wahrnehmen und Bewunderung schenken

Darum geht’s: Um jemanden für sich einzunehmen, braucht das Gegenüber das Gefühl, als Person wahrgenommen zu werden. Wer also nur von sich selbst spricht, verpasst die Chance, Gemeinsamkeiten zu entdecken und eine Verbindung herzustellen.

Fehler: Bei Begegnungen über eigene Themen zu monologisieren, anstatt auf das Gegenüber einzugehen.

So machen Sie es richtig: Lob ist der Schlüssel, um Sympathie zu erzeugen. Doch wie bewundert man, ohne dass es anbiedernd wirkt? Expertin Echter empfiehlt, auf die Umgebung zu achten, in der ein Treffen stattfindet: Warum nicht das außergewöhnliche Bürogebäude erwähnen, in dem der Investor seinen Firmensitz hat? Oder die Kunstwerke würdigen, die der Unternehmer offenbar sammelt?

Ihr Tipp für noch mehr Nähe lautet: „Wann immer möglich, werden Sie persönlich.“ Etwa so: „Interessant, was Sie beim Unternehmertag über x gesagt oder neulich online bei LinkedIn zu y gepostet haben.“

Wo aber ist die Grenze? Es gibt mächtige, aber umstrittene Manager wie Elon Musk. Wie weit stützt man mit der eigenen Bewunderung deren Egomanie und macht sich zum Teil ihres Systems?

Auch darauf hat Coach Echter eine Antwort: „Selbst beim größten Ekelpaket dürfte es etwas geben, von dem ich mir selbst mehr wünsche.“ Es könne zum Beispiel sein, dass derjenige eine sehr kluge Frage gestellt habe. In solchen Fällen empfiehlt es sich, nur die guten Gemeinsamkeiten zu betonen.

Dazu seien Kompromisse notwendig. Denn, so sagt sie: Man könne nur Einfluss ausüben, wenn Nähe und Akzeptanz da seien. „Ich muss den Kommunikationskanal erst öffnen, sonst kann ich den anderen nicht in meine Welt holen, um ihm oder ihr meine Vorstellung von guter Führung und Compliance zu schildern.“

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