Soziale Mehrwerte durch Familienangebote in der eigenen Region
Sehnsucht nach Gemeinschaft
Je unsicherer wir gesellschaftliche Umbrüche und Krisen erleben, desto stärker suchen wir den Rückhalt in einer gleichgesinnten Gemeinschaft. Es ist erwiesen, dass resiliente Gemeinschaften, in denen sich Menschen für ihre Nachbarn und ihre Umwelt verantwortlich fühlen und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl haben, eher in der Lage sind, Krisen zu bewältigen. Die Voraussetzungen dafür sind nach Ansicht des Umweltautors und -analytikers David Roberts sich überschneidende gesellschaftliche und bürgerschaftliche Zirkel mit Menschen, die einander kennen und sich umeinander kümmern - und die in enger Nachbarschaft leben. Es geht künftig immer mehr darum, Wege zu finden, wie sich die öffentliche Sphäre ausdehnen lässt und die fürsorgliche Bürgerbeteiligung, die auf eine breit akzeptierte Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen setzt, gesteigert werden kann.
Für die Aufgaben, die auf uns zukommen, brauchen wir viele kleine bewegliche Gemeinschaften. Große Zusammenschlüsse gibt es viele, und diese bewegen sicher auch viel, aber wie am Beispiel der Vereinten Nationen zu sehen ist, sind diese häufig auch etwas unbeweglich. Was es heute braucht, ist Besonnenheit im Handeln und die Unterstützung vieler kleiner Initiativen. Soziale Netzwerke wie nebenan.de („Vernetze dich mit den Menschen in deinem Haus, deiner Straße, deinem Viertel. Nutze die Kraft des Miteinanders für eine lebendige, nachhaltige und sichere Nachbarschaft.“) und Wirnachbarn.com machen Menschen nicht nur miteinander bekannt, die im selben Viertel wohnen, sondern sorgen auch für soziale Mehrwerte und stärken die Gemeinschaft.
Regionale Angebote stärken die Familie als Rückgrat und die soziale Mitte unserer Gesellschaft
Die Idee des Engagements vor Ort hat auch der Digitalisierungsexperte Dr. Daniel Münter aufgegriffen: Mit der Plattform für aktive Familien Familino, die schon jetzt über 14.000 Datensätze ausweist, möchte er mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass es auch möglich und sinnvoll ist, online familienfreundliche Strukturen aufzubauen, damit mehr wertvolle Zeit miteinander verbracht werden kann. Dies ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit, denn es geht dabei immer auch um die Nutzung regionaler Ressourcen. Dazu gehören lokale Wirtschaftskreisläufe, die räumliche Bindung der Wertschöpfung, die Förderung sozialräumlicher Mischung und der regionalen Eigenständigkeit. Zudem wird einem möglichen Ausbruch aus der gesellschaftlichen Isolation entgegengewirkt.
Münter hat den Anspruch, das Jameda, Kununu oder Fernstudiumcheck für Familien zu werden - eine Plattform, auf der Dienstleister und Familien zusammenfinden, wo sie sich ausführlich vorstellen und die Qualität ihrer Leistung bewerten lassen können. „Denn Familie beginnt bei der Planung, hört aber nicht auf, wenn das Baby auf der Welt ist - ganz im Gegenteil, dann geht die Reise ja erst richtig los. Und genau so ist Familino natürlich auch skalierbar und kann sozusagen mitwachsen – von der Schwangerschaft über das Leben mit einem Neugeborenen bis hin zur Zeit mit Schulkindern und Jugendlichen.“ Ob Geburtsvorbereitungskurs, Kinderschminken, Partyservices für Geburtstage, Familientreffs oder Beratungsangebote für Mütter und Väter – das Portal beinhaltet alle wichtigen Familienangebote in der Nähe.
Teil der Community können nicht nur Familien, sondern auch Dienstleister, Veranstalter oder Betreiber einer Einrichtung für Familien werden. Jeder kann selbst wählen, wie sichtbar das persönliche Angebot für Familien im eigenen Einzugsgebiet sein soll. Zu den Vorteilen gehören Auffindbarkeit (Basiseintrag für jeden Dienstleister), Effizienz (Familien werden schneller und kostengünstiger erreicht), Feedback, Positionierung (Differenzierung von den eigenen Mitbewerbern). Auch weitere Zusatzoptionen zur Stärkung des eigenen Business (z.B. eine Familino-Jobbörse) stehen zur Verfügung. Die Nutzung – auch der Basiseintrag für jeden Anbieter - ist komplett kostenfrei, und jeder Interessierte kann das Angebot mitgestalten, bereits eingetragene Dienstleister bewerten und eigenen Erfahrungen mit anderen Familien teilen. Bewertungen sind allerdings nicht käuflich, auch solche von Agenturen oder Selbstbewertungen durch Anbieter werden nicht akzeptiert. Sämtliche Bewertungen werden auf Basis rechtlicher Vorgaben geprüft.
Die Idee entstand bereits vor einigen Jahren: „Als unsere Tochter zur Welt kam, brauchten wir allerhand Dienstleistungen, sei es einen Geburtsvorbereitungs- oder Schwimmkurs, die Rückbildungsgymnastik oder eine Krabbelgruppe. Noch heute im inzwischen dritten Lebensjahr besucht unsere Kleine eine musikalische Früherziehung und eine Sportgruppe“, sagt Dr. Daniel Münter. Jedes Mal, wenn er mit seiner Frau solche Einrichtungen gesucht hat, fiel ihnen auf, dass die verschiedenen Dienstleister keine einheitliche Plattform haben, wo sie ihre Angebote vorstellen können. Bei Google, Facebook & Co. können zwar Bewertungen abgegeben werden, doch diese sind unabhängig voneinander und setzen voraus, dass die Angebote überhaupt gefunden werden. „Das wird umso schwieriger, da viele Anbieter nicht einmal eine eigene Website besitzen“, so der Digitalisierungsexperte. Er möchte mit seinem Projekt auch einen Beitrag leisten, der Zersplitterung der Gemeinschaft nachhaltig entgegenzuwirken. Dazu gehört auch, sich auf Werte zu besinnen, die uns vereinen, statt uns auseinander zu treiben.
Weiterführende Literatur:
Rob Hopkins: Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Oekom Verlag München, 2014.