Städteranking: Welche kreisfreie Großstadt in Deutschland baut am nachhaltigsten?
Großstädte können einen enormen Beitrag zur Erfüllung der Klimaziele leisten und tragen eine besondere Verantwortung beim Thema Nachhaltigkeit. Im Neubau von Wohnimmobilien muss der Einsatz alternativer Heizenergien deshalb stärker vorangetrieben werden, so das Ergebnis des Nachhaltigkeitsindex des Städterankings.
Er bewertet im Bereich Ökologie unter anderem den Anteil alternativer Heizenergien zu Gas und Öl im Neubau von Wohnimmobilien. Mannheim, Wolfsburg und Heidelberg sind die drei Großstädte mit einem Anteil von über 90 Prozent alternativer Heizenergien in ihren aktuellen Neubauten.
In sechs Städten beträgt der Anteil alternativer Heizenergie im Neubau weniger als 40 Prozent: Lübeck (39%), Kassel (36%), Salzgitter (27%), Oldenburg (23%), Osnabrück (20%) und Bremerhaven (9%). In Gesamtdeutschland ist der Anteil der alternativen Heizenergien in fertiggestellten Gebäuden über die letzten Jahre gestiegen: Betrug der Anteil 2018 noch 56 Prozent, lag er 2020 bei 60 Prozent.
Durchgeführt wurde das Ranking von IW Consult im Auftrag von ImmoScout24, der führenden Online-Plattform für Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland, und WirtschaftsWoche. Es lehnt sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung an und analysiert die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der 71 kreisfreie Großstädte Deutschlands. Im Leistungscheck standen die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen. Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein. Das Ranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
Niveauranking: Abbildung der Wirtschaftskraft der Städte, Vergleich der Ist-Werte ausgewählter Kennziffern (z. B. aktuelle Zahl der Baugenehmigungen)
Dynamikranking: Analyse der Veränderungsraten ausgewählter Indikatoren, Aufzeigen der besten Stadtentwicklungen in den vergangenen fünf Jahren
Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmoScout24.
Im Teilbereich Ökonomie belegt Wolfsburg den 1. Platz (großer Anteil FuE-Beschäftigter, hohe Ingenieursdichte, viele Patentanmeldungen). Im Teilbereich Ökologie landet Wolfsburg auf Platz 4. Im Bereich Soziales erreicht Wolfsburg mit Platz 8 die Top 10.
Ulm belegt den zweiten Platz. In den Teilbereichen Ökologie und Soziales erreicht Ulm sogar Platz 1. Grund sind die guten Platzierungen bei den Indikatoren Solarleistung (Rang 2), Ladesäulen (Rang 6), Alternative Heizenergie (Rang 7) und Windleistung (Rang 8). Im Vergleich dazu landen München im BereichSolarleistung nur auf Rang 67 und Berlin sogar auf Rang 70. Zudem ist die Altersarmut in München (Rang 58) und Berlin (Rang 59) vergleichsweise hoch.
Heidelberg belegt Platz 3. In allen drei Teilbereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales findet sich Heidelberg auf Rang 5 wieder. Die bayrischen Städte Erlangen und Ingolstadt folgen auf Platz 4 und 5. Erlangen landet in jedem Teilbereich in den Top 10. Ausbaufähig ist hier insbesondere die Versorgung von Kindern in Tageseinrichtungen (Rang 63).
Erlangen und Ingolstadt folgen auf Platz vier und fünf im Ranking.
Das Ruhrgebiet belegt ausschließlich Plätze in der zweiten Hälfte und hat den höchsten Nachholbedarf. Oberhausen, Herne, Duisburg und Gelsenkirchen bilden im Ruhrgebietsvergleich das Schlusslicht (letzte vier Plätze). Gelsenkirchen schneidet vor allem im Teilbereich Soziales am schlechtesten ab (Rang 71). In keiner anderen Großstadt gibt es eine höhere Jugendarbeitslosenquote und eine geringere Beschäftigungsrate bei Frauen. Duisburg ist in den Teilbereichen Ökonomie (Rang 59) und Ökologie (Rang 69) noch schlechter als Gelsenkirchen. In Duisburg ist der Nachholbedarf insbesondere bei der Infrastruktur für Elektroladesäulen, der Luftqualität und der Beschäftigungsrate von Frauen groß. Herne belegt den drittletzten Platz und hat unter den 71 Großstädten Deutschlands die schlechteste Luftqualität, die geringste Ingenieursdichte und eine der höchsten Jugendarbeitslosenquoten.
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Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.
Matthias Krieger: Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021, S. 459-466.
Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.