Standort Deutschland fällt weiter zurück – und liegt nun hinter dem Kriegsland Israel
In einer neuen Studie der Schweizer Hochschule IMD verliert die deutsche Wirtschaft bei fast allen Standortfaktoren. Doch mit der wirtschaftlichen Leistung muss es nicht noch weiter bergab gehen.
Düsseldorf. Die deutsche Wirtschaft fällt im Standortwettbewerb weiter zurück. Das zeigt eine neue Studie der privaten Schweizer Hochschule IMD, die die Standortfaktoren verschiedener Länder vergleicht. Deutschland liegt in dem Ranking auf Platz 24 – zwei Plätze schlechter als im Vorjahr.
Insgesamt vergleichen die Studienautorinnen und -autoren 67 Volkswirtschaften. Auf dem ersten Platz liegt Singapur, darauf folgen die Schweiz und Dänemark. Im oberen Drittel finden sich neben Deutschland Israel auf Platz 22 und auf Platz 23 Luxemburg. Schlusslichter bilden Venezuela, Argentinien und Ghana.
Die IMD lässt in ihr Ranking nicht nur das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Produktivität einfließen, sondern auch politische, soziale und kulturelle Dimensionen. So soll eine Länderliste dazu entstehen, welche Volkswirtschaften es am besten schaffen, den heimischen Wohlstand zu steigern. Basis für das Ranking sind statistische Daten und eine Umfrage unter Managern in den untersuchten Ländern.
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Deutschland fällt bei mehreren Standortfaktoren zurück
Deutschland fällt in dem Ranking neben der Gesamtwertung auch in den Teilindikatoren zurück.
Wirtschaftsleistung: Hierunter fallen in der Erhebung Faktoren wie die Beschäftigung und die Preise. Deutschland rutscht vom zwölften auf den 13. Platz. In diesen Bereich fallen zugleich die einzigen Unterpunkte, in denen sich die deutsche Wirtschaft verbessern konnte: der globale Handel und die internationalen Investitionen.
Regierungseffizienz: Der Indikator bildet unter anderem die Steuerpolitik und die öffentlichen Finanzen ab. Die Bundesrepublik liegt auf dem 32. Platz, im Vorjahr schaffte sie es noch auf Platz 27.
Unternehmenseffizienz: Hierzu gehören etwa die Finanzen der Unternehmen und die Managementpraktiken. Nach dem 29. Platz im Vorjahr liegt Deutschland im aktuellen Ranking auf Platz 35.
Infrastruktur: Die Ökonominnen und Ökonomen betrachteten sowohl die grundlegende als auch die technische und wissenschaftliche Infrastruktur. Deutschland fiel von dem 14. auf den 20. Platz
Die IMD ist mit ihrer Einschätzung des Standorts Deutschland nicht allein. So warnte etwa das Ifo-Institut im Mai vor einer stetig schlechteren Wettbewerbsposition der deutschen Industrie. 180 durch das Münchner Institut befragte Wirtschaftsprofessoren gaben dem Standort in einer weiteren Erhebung im internationalen Vergleich nur die Schulnote 3,4.
Politik könnte Standort Deutschland stärken
Zugleich sollte der Standort Deutschland nicht als irreparabel kaputt abgetan werden, wie weitere Studien zeigen. So kritisieren Ökonominnen und Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zwar vor allem einige strukturelle Faktoren, die verantwortlich für die deutsche Wirtschaftsschwäche sind.
Sie haben aber auch eine gute Nachricht: Deutschland könne seine Probleme in den Griff bekommen – wenn die Politik zu Reformen bereit sei.
Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie der staatlichen Förderbank KfW. Diese legt nahe, dass die Qualität des Wirtschaftsstandorts Deutschland deutlich vielschichtiger ist als in der öffentlichen Debatte meistens dargestellt.
Die Bundesregierung will dem Trend unter anderem mit dem Wachstumschancengesetz begegnen. Das Entlastungspaket sieht milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen vor.
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