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Strategisches Innovationsmanagement: Wo steht der deutsche Mittelstand?

Internationaler Wettbewerb, kürzere Produktlebenszyklen, höhere Komplexität von Technologien und von Innovationsprozessen zwingen Unternehmen heute, ihre Innovationsanstrengungen zu intensivieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Leider konzentrieren sich in Deutschland die Innovationsausgaben auf immer weniger Unternehmen.

Die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen KfW-Innovationsberichts

Der Anteil der innovativen mittelständischen Unternehmen hat sich seit seinem Höchststand von 42 % aus den Jahren 2004/2006 mehr als halbiert.

Bei größeren Mittelständlern mit mehr als 10 Beschäftigen fällt das Minus etwas geringer aus als bei den kleinen Unternehmen (-2 bis -3 gegenüber -6 bis -7 Prozentpunkte).

Der Verlust an Innovatoren ist im langfristigen Vergleich umso deutlicher, je kleiner die Unternehmen sind.

Nur noch 725.000 der etwa 3,81 Millionen KMUs haben zuletzt innovative Produkte oder Prozesse eingeführt. Die Innovatorenquote für die Jahre 2016/2018 liegt bei nur noch 19 %, was auf eine negative Entwicklung sowohl bei Produkt- als auch bei Prozessinnovationen zurückzuführen ist.

Die Prozessinnovatorenquote sank auf 13 % (-4 Prozentpunkte).

Hierzulande gehen vor allem die "nachahmenden Innovationen" zurück, welche die Masse der Innovationstätigkeit im Mittelstand darstellen. Derzeit ist der Anteil der Mittelständler mit Produktnachahmungen um 1 Prozentpunkt auf 11 % gesunken (demgegenüber hält sich der Anteil der Mittelständler mit Marktneuheiten nach mehreren Rückgängen zuletzt bei 3 % stabil).

Die Summe, die vom Mittelstand für Innovationen ausgegeben werden, ist 2018 erstmals seit 2014 wieder angestiegen und beträgt 34 Mrd. EUR (2017: 31 Mrd. EUR).

Vielen mittelständischen Firmen ist nicht bewusst, dass …

  • strategisches Innovationsmanagement (die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle von Innovationen) ihnen hilft, die Innovationsfähigkeit ihres Unternehmens nachhaltig zu gewährleisten und auszubauen.

  • die Generierung von Innovationen eine Herausforderung für alle Mitarbeiter – vor allem auch der Unternehmensleitung – ist.

  • Megatrends wie der Klimawandel, demografischer Wandel oder die Verknappung von Ressourcen Herausforderungen darstellen, die mit Innovationen auf unterschiedlichen Ebenen adressiert werden müssen.

  • es ausreichend Möglichkeiten zum Informationsaustausch und/oder unterstützende Strukturen braucht und ein Vorleben der Innovationskultur durch Vorgesetzte.

  • Innovationen auch ein essentieller Bestandteil der gesellschaftlichen Weiterentwicklung sind und heute mehr denn je in Zusammenhängen gedacht werden müssen.

Von den Besten lernen

Erst wenn eine gute Idee auf dem Markt nachhaltig Erfolg hat, wird von einer Innovation gesprochen. Sie setzt sich am ehesten durch, wenn sie für den Menschen spür- und messbare Vorteile bringt. Richtiges Ideenmanagement strukturiert die Generierung, Sammlung und Auswahl geeigneter Ideen für Verbesserungen und Neuerungen. Dem Ideenmanagement folgt dann das Innovationsmanagement, das die unternehmensinterne sowie unternehmensexternen Perspektive betrachtet und einen dauerhaften Kreativitätsprozess im Unternehmen ermöglicht, wie das folgende Beispiel zeigt:

Bei der Bauunternehmung Krieger + Schramm GmbH & Co. KG ist ein Teil des Innovationsmanagements der Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP). „Jeder der bereits eine Idee beziehungsweise einen Verbesserungsvorschlag eingereicht hat, hat sich damit automatisch am Innovationsmanagement beteiligt“, sagt Matthias Krieger, der seit 1992 die prägende Leitung der Unternehmensgruppe innehat und verantwortlich für die Gesamtverantwortung und Strategie, Mitarbeiterentwicklung, Markenentwicklung und Innovationen ist.

Die Mitarbeiter reichen Ideen ein, die zu Verbesserungen, Optimierungen oder Kosteneinsparungen führen können. Im monatlichen Berichtswesen werden die gesammelten Ideen ausgewertet, analysiert und bewertet. Es wird langfristig überprüft, inwieweit der gewünschte Erfolg eingetreten ist. Sogar die Qualität aller externen Veranstaltungen wird bewertet: „Wir arbeiten je mindestens drei ‚Diamanten‘ heraus. Diese werden in Teambesprechungen bewertet und gegebenenfalls auf den Weg gebracht. Dazu nutzen wir unseren K+S KVP-Prozess. Zuletzt haben wir alle wichtigen Normenreihen angeschafft und unseren Fachplaner die Patenschaft für ihren jeweiligen Fachbereich übertragen. Um eine rasche Bearbeitung zu gewährleisten, unterstützt der QMB und QMA den KVP-Geber bei der systematischen Umsetzung. Die Bewertung der Idee erfolgt im Monatsbericht der Geschäftsführung. Ist eine nachhaltige Verbesserung eingetreten mit bedeutendem Einfluss auf mehrere Bereiche, Mitarbeiter oder Prozesse, erfolgt die Einstufung in Stufe 3 (ein Prämiensystem belohnt besonders nachhaltige Verbesserungen).

Das Vorgehen wird standortübergreifend umgesetzt. Alle eingereichten Ideen und deren Umsetzung sind im FlowFact dokumentiert. Alle Mitarbeiter sind aufgerufen, aktiv an den Verbesserungen mitzuwirken. Über den Startbildschirm, Teambesprechungen oder Einzelabstimmungen werden umgesetzte Verbesserungen kommuniziert. Alle bestehenden Standards wie z.B. Flow-Fact Vorlagen, Prozessbeschreibungen werden angepasst und verteilt.

„Seit 2003 wurden insgesamt 1123 Verbesserungsvorschläge eingereicht. Davon konnten 615 erfolgreich umgesetzt werden. Die Umsetzungsquote beträgt 55 %. Dies macht deutlich, dass wir in Relation zur Mitarbeiteranzahl eine hohe Durchdringung des KVP-Vorgehens erreicht haben“, so Krieger. Es verdeutlicht aber auch, dass das Unternehmen bei der Bewertung und Umsetzung noch effizienter werden muss. Einige Änderungen wurden bereits auf den Weg gebracht. Dazu gehört beispielsweise, dass jeder KVP so lange dem KVP-Geber zugeordnet bleibt, bis dieses umgesetzt ist. Zudem wird nicht mehr die „eingereichte Idee“ prämiert, sondern die „umgesetzte Idee“ des Monats. Jeder KVP wird einem der 32 Leitziele zugeordnet und im Rahmen der Qualitätszirkel nachgehalten.

Innovationsmanagement braucht nicht nur Offenheit, widerstrebende Perspektiven, Ansichten und Denkweisen, sondern auch Nachhaltigkeit. Dazu gehört, sich stetig zu verbessern die Folgen zu tragen, wenn das Neue in der Welt ist.

Weiterführende Informationen:

Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.

Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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