Taxfix, Wundertax, Steuerbot: Diese Apps machen die Steuererklärung einfacher
Viele Deutsche scheuen den Aufwand, eine Steuererklärung abzugeben. Digitale Tools versprechen teils kostenlose Hilfe. Eine Übersicht über ihre Vor- und Nachteile.
Frankfurt So wie einst die Fintechs die Bankenbranche aufmischten und inzwischen längst ein fester Bestandteil davon geworden sind, revolutionieren Taxtechs inzwischen die Welt der Steuerberatung.
Mit klangvollen Namen wie Taxfix, SteuerGo, Steuerbot, Wundertax oder ExpressSteuer bringen sie die Steuererklärung aufs Smartphone. Die Einfachheit hat ihren Preis, doch bevor Steuerzahler gar keine Erklärung abgeben und damit bares Geld verschenken, sind die Apps eine gute Alternative.
Angestellte, Studenten und Rentner dürfen ihre Steuererklärung nach wie vor auf Papier abgeben. Steuerzahler können die einzelnen Bögen aber auch online auf dem Elster-Portal der Finanzverwaltung ausfüllen. Doch egal ob auf Papier oder am Computer: Die Formulare beinhalten viele Fachbegriffe und wenig Ausfüllhilfen.
Laien fühlen sich schnell überfordert. Sie wissen weder, welche zusätzlichen Aufwendungen – von Fahrtkosten über Kinderbetreuung oder Handwerkerrechnungen – sie überhaupt geltend machen können, um so ihre Steuerbelastung zu drücken, geschweige denn, wo sie die einzelnen Beträge korrekt eintragen müssen. Sie assoziieren die Erstellung einer Steuererklärung folglich mit stundenlanger, staubtrockener Arbeit während des Feierabends und am Wochenende.
Das ist insbesondere für diejenigen abschreckend, die gar nicht zur Abgabe verpflichtet sind – beispielsweise Angestellte mit nur einem Arbeitgeber. Haben sie einen langen Pendelweg oder haben größere Anschaffungen fürs Homeoffice getätigt, haben sie jedoch sehr gute Chancen auf eine Steuerrückerstattung.
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Taxfix, Steuerbot & Wundertax: Steuer-Apps für Steuererklärung im Vergleich
Stefan Weber, Professor für Steuerlehre an der Hochschule Neu-Ulm, hat die am Markt angebotenen Apps für das Handelsblatt analysiert und empfiehlt genau dieser Zielgruppe die Verwendung von Steuer-Apps. „Sie können für Angestellte, die über keine weiteren Einkünfte, zum Beispiel aus der Vermietung einer Wohnung, verfügen, eine echte Alternative zum Gang zum Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein sein, da man dort oft länger auf einen Termin warten muss“, so Weber.
Einige dieser Apps kommen laut Weber beinahe vollständig ohne Fachvokabular aus und bieten außerdem eine ansprechende Benutzeroberfläche, die den Anwender im Interview-Stil durch die Erstellung seiner Steuererklärung führt. Manche Apps reduzieren dabei die vom Nutzer zu machenden Eingaben auf ein Minimum, indem zum Beispiel die Inhalte der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung oder Belege über Ausgaben einfach durch ein Handy-Foto in die Steuererklärung übernommen werden können. SteuerGo hat zudem den elektronischen Datenabruf des Finanzamts integriert.
Bei anderen Anbietern müssen die jeweiligen Beträge von Hand eingegeben werden. „An der ein oder anderen Stelle geht dies jedoch zulasten der Präzision, wenn zum Beispiel offenbleibt, ob die Brutto- oder Nettosumme einer Handwerkerrechnung in Abzug gebracht werden kann“, beobachtet Weber.
Bei der Qualität der Steuererklärungen ist auch der Anwender in der Pflicht. Denn das Ergebnis könne immer nur so gut sein wie die Eingaben, die zuvor in der App gemacht wurden, betont Weber. „Nutzer sollten also dazu bereit sein, sich mit den eigenen Eingaben inhaltlich auseinanderzusetzen, um nicht unnötig viel Steuern zu bezahlen“, findet Weber.
Doch der Wissenschaftler bleibt gelassen: „Selbst wenn bei der Verwendung einer Steuer-App die ein oder andere abziehbare Ausgabe mangels Beratung nicht steuermindernd berücksichtigt wurde, ist die Abgabe per App mit einer resultierenden Steuererstattung immer noch die bessere Alternative“, so Weber. Der Steuerpflichtige könne in diesen Fällen gegenüber der Nicht-Abgabe einer Steuererklärung nur profitieren, meint der Steuerexperte.
Keine Hilfe bei Rückfragen des Finanzamts
Die Mehrheit der Apps erstellt auf Grundlage der Eingaben des Anwenders im Hintergrund eine Steuererklärung und versendet diese elektronisch an das Finanzamt. „Stellt das Finanzamt Rückfragen zur Steuererklärung oder ist der Steuerpflichtige mit seinem Steuerbescheid unzufrieden und möchte einen Einspruch einlegen, so unterstützen diese Apps hierbei nicht und der Nutzer ist auf sich selbst gestellt oder muss einen Steuerberater um Unterstützung bitten“, erklärt Weber.
Diese Self-Service-Apps bieten ihren Nutzern lediglich eine konventionelle Steuersoftware mit optisch ansprechender und anwenderfreundlicher Benutzerführung.
Die Dateneingabe mit anschließender Prognose der zu erwartenden Steuererstattung beziehungsweise -nachzahlung ist dabei in der Regel noch umsonst zu haben. Wer Zeit und Lust hat, kann daher mehrere Apps ausprobieren. Bei Steuerkäpt’n ist auch die Abgabe der Steuererklärung selbst kostenlos.
Kosten von Taxfix, Taxando, Wundertax und Co.
Die vollständige Erklärung kostet in der Regel zwischen 30 und 40 Euro. Steuergott bietet als Option eine Sofortauszahlung der Steuerrückzahlung in Form eines Kredits, der durch die tatsächliche Erstattung getilgt wird. Auch Taxfix hat eine Teil-Sofortauszahlung angekündigt.
Einige Anbieter von Online- und Smartphone-Anwendungen werben damit, dass das Einreichen der Steuererklärung nur im Fall einer Steuererstattung etwas koste. „Ist der Nutzer der App zur Abgabe gesetzlich verpflichtet und muss Steuern nachzahlen, gilt diese Kostenfreiheit allerdings meist nicht“, warnt Steuerexperte Weber.
Wer sich unsicher fühlt, für den stellt Taxando in der Premiumversion Kontakt zu einem Steuerberatern her. ExpressSteuer und Zasta kooperieren dagegen ausschließlich mit Steuerberatern. Die Profis prüfen die Steuererklärung vor dem Abschicken und optimieren sie gegebenenfalls. Im Nachgang beantworten sie Rückfragen des Finanzamts.
Diese Full-Service-Lösungen sind jedoch wesentlich teurer. Bei Taxando geht es ab 99 Euro los, ExpressSteuer verlangt 20 Prozent der Steuerrückerstattung als Gebühr und bei Zasta hängt es vom Einzelfall ab. Hier lohnt es sich, vorab zu vergleichen, denn im Lohnsteuerhilfeverein beginnt die Mitgliedschaft in Abhängigkeit vom Einkommen bei rund 50 Euro pro Jahr. Steuerberater haben eine Gebührenordnung und verlangen 80 Euro aufwärts.
Parallel zur Kooperation mit Steuerberatern versuchen die Apps sukzessive ihre Zielgruppe zu erweitern, indem sie auch andere Einkünfte abfragen. Steuerrechtler Weber sieht jedoch Grenzen. Denjenigen, die neben ihrem Lohn oder Gehalt weitere Einnahmen zum Beispiel aus der Immobilienvermietung oder Anlage umfangreicheren Kapitalvermögens erzielen, rät er lieber zu einer individuellen steuerlichen Beratung, da hier die steuerliche Komplexität und mit ihr auch die Einsparpotenziale rasch zunähmen.
Auch Selbstständigen, die jährlich einen steuerlichen Gewinn ermitteln und fristgerecht Umsatzsteuervoranmeldungen abgeben müssen, empfiehlt der Wissenschaftler weiter die persönliche Betreuung durch einen Steuerberater. Denn es komme hier häufiger zu Nachfragen und Prüfungen durch das Finanzamt, die der Steuerpflichtige ohne sachkundige Unterstützung oft nicht bewältigen kann.
Zahlreiche Taxapps teilen solchen Nutzern durch entsprechende Hinweise in der Menüführung auch selbst mit, dass sie insoweit nicht unterstützen können.
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Wiso Steuer App und Steuerbot von bekannten Anbietern
Wer solche Nebeneinkünfte hat, kann seine Steuererklärung trotzdem selbst in die Hand nehmen – mit einer klassischen Steuersoftware. Das Verbraucherportal Finanztip nennt diese Programme „Alleskönner“, während es die Apps als „Einfachmacher“ bezeichnet.
Die größten Anbieter von Steuersoftware sind Buhl (Wiso), Haufe-Lexware (Taxman, Quicksteuer) oder Wolters Kluwer (Steuersparklärung), daneben bieten auch Discounter wie Aldi Software-CDs an. Sie alle müssen stets auf einem Desktop-Rechner installiert werden. Die Taxtech-Konkurrenz im Blick, haben die Anbieter inzwischen ebenfalls Apps herausgebracht wie Wiso Steuer App oder Steuerbot, deren Funktionsumfang den Taxtechs ähnelt.
Zwischen App und Software vom Funktionsumfang liegen die Hybridlösungen wie Wiso Steuer Web, LohnsteuerKompakt oder Smartsteuer, die nicht mehr installiert werden müssen, sondern im Browser funktionieren.
Die klassischen Anbieter setzen ebenfalls auf die Interviewtechnik und haben den automatischen Datenabruf beim Finanzamt integriert. Und bei einigen wie Wiso oder Smartsteuer lassen sich die abziehbaren Aufwendungen wie Versicherungsbeiträge oder Spenden sogar vom Girokonto auslesen.
Ein Vorteil vieler Softwarelösungen ist zudem der Steuerbescheidprüfer. Damit können Nutzer den ergangenen Steuerbescheid in das Programm hochladen, und dann zeigt es an, welche Beträge das Finanzamt nicht anerkannt hat und wo ein Einspruch möglich wäre. Bei den Onlinelösungen ist dieser Service noch selten.
Preislich liegen die klassischen Anbieter sogar leicht unter den Taxtechs – mit 25 bis 35 Euro. Für Familien lohnen sich die Angebote von Wiso Steuer-Web und Smartsteuer besonders, denn hier sind im Preis bis zu fünf Steuererklärungen pro Jahr enthalten.
Platzhirsch Wiso bietet auch einen „Profi-Check“ durch einen Steuerberater an. Die Kosten beginnen bei 99 Euro für Angestellte ohne weitere Einkünfte und steigen auf 129 Euro mit Kapitaleinkünften, 199 Euro mit Kapital- und Vermietungseinkünften und 259 Euro für Unternehmer. Hinzu kommen knapp 30 Euro pro Steuerjahr.
Finanztip hat zuletzt im März 2021 einen Test der Apps und Steuerprogramme gemacht. Das Ergebnis: Wiso Steuersparbuch 2022, Tax 2022 Professional und Steuersparklärung Plus 2022 sind die besten „Alleskönner“. Eine einfache Nutzerführung bieten die ebenfalls empfehlenswerte Browser-Lösung Smartsteuer sowie die Apps Steuerbot und Taxfix.
Bei SteuerGo wurde lediglich die Geschwindigkeitsdefizite festgestellt, die laut Anbieter inzwischen aber wieder behoben sein sollen. Für die Steuer-Apps sollte der Fall nicht zu kompliziert sein, gibt Finanztip zu Bedenken.
Datensicherheit bei Programmen
Auch wenn die Softwarelösungen einen gewissen Installationsaufwand bedeuten, punkten die Programme dadurch mit Datensicherheit. Denn die Daten bleiben auf dem heimischen Rechner, werden nur verschlüsselt übertragen. Bei den Online- oder App-Anbietern werden die sensiblen Steuerdaten dagegen in der Cloud gespeichert.
Bei Wiso Steuer Web, Wiso Steuer-App , ilovetax sowie Smartsteuer, LohnsteuerKompakt, SteuerGo und Steuerkäpt'n stehen die Server dafür in Deutschland, bei Taxfix, Steuerbot und ExpressSteuer in Europa. Taxando, Wundertax und Steuergott machen auf ihren Seiten keine Angaben zum Serverstandort.
