Tesla: Elon Musk schreibt an einem „neuen Masterplan.“
Der Absatz von Tesla ist mächtig eingebrochen. Trotzdem vermeldet das Unternehmen schwarze Zahlen – und Firmenchef Musk schreibt an einem „neuen Masterplan“.
Die Quartalsergebnisse von Tesla sind immer spannend. Schließlich handelt es sich um den wertvollsten Autokonzern, der mit Elon Musk vom reichsten Mann der Welt geführt wird. Und Musk geht keiner Kontroverse aus dem Weg oder sucht sie sogar aktiv.
Doch dieses Mal wurde den Zahlen besonders entgegengefiebert: besonders mit Blick auf Hinweise, wie Musk Tesla aus der Absatzkrise führen will.
Schließlich war im zweiten Quartal im turbulenten Leben Musks besonders viel geschehen. Nach all den Aufrufen zum Kaufboykott hatte dieser mit seinem einstigen Freund Donald Trump nicht nur öffentlichkeitswirksam gebrochen, sondern auch an dessen Nähe zu Kinderschänder Jeffrey Epstein erinnert und das Gründen einer neuen politischen Partei in den USA angekündigt. Vordergründiges Ziel: Trumps großes Steuergesetz verhindern, das aus Sicht des Tesla-Chefs die Staatsschulden des Landes weiter in die Höhe treiben wird.
Trump und seine Republikaner drückten trotz Musks Widerstand ihr Budget-Gesetz durch, das viele Investitionen in umweltfreundliche Technologien zurückdreht. Die Elektroautosubventionen in den USA, von denen vor allem Tesla profitierte, laufen damit Ende September aus. Autohersteller – zumindest im US-Markt – haben zudem weniger Bedarf an Emissionskrediten. Das war bislang eine wichtige Säule von Teslas Profiten.
Wie Anfang des Jahres versprochen, startete Musk zwar in der texanischen Hauptstadt Austin einen Robotaxi-Service. Doch im Gegensatz zum Wettbewerber Waymo muss ein Sicherheitsfahrer im Taxi sitzen. Und die Flotte ist ziemlich klein, „eine Handvoll Fahrzeuge“.
Anfang Juli legte Tesla zudem seinen Absatz im zweiten Quartal offen. Demnach fiel die Zahl der weltweit verkauften Fahrzeuge um 13 Prozent, in Kalifornien – dem größten Elektroautomarkt in den USA – gar um 21 Prozent. Analysten hatten daraufhin ihre Umsatzerwartungen für Tesla zurückgestuft.
Der einzige Lichtblick: Tesla schreibt weiterhin schwarze Zahlen und konnte im zweiten Quartal 1,17 Milliarden Dollar Gewinn in der Bilanz verbuchen. Alles andere sieht düster aus, wenn auch nicht so schlimm wie erwartet.
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Der Gewinn schrumpfte um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Umsa
Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung, kombiniert mit einem rückläufigen operativen Ergebnis, haben den Cashflow stark unter Druck gesetzt. Der freie Cashflow belief sich auf lediglich 146 Millionen Dollar – ein drastischer Rückgang um 89 Prozent gegenüber den 1,34 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal.
Musk hatte sich mit einer überarbeiteten Version seines Kompakt-SUV Model Y einen Absatzschub versprochen. Doch der ist zumindest im zweiten Quartal nicht eingetreten. Dort gingen sowohl die Verkäufe von Model 3 als auch die von Model Y zurück. Ganz große Not herrscht beim Model S und besonders beim Cybertruck. Dort fiel die Auslieferung um 52 Prozent. Tesla offeriert mittlerweile in den USA zinslose Finanzierungen, um seinen kontroversen Pickup-Truck überhaupt loszubekommen, und hat dessen Produktion gedrosselt.
Wenigstens hat der Konzern mit 36,7 Milliarden Dollar ein gutes Finanzpolster, das im Jahresvergleich um 20 Prozent zulegen konnte, auch wegen höherem Bitcoin-Kurs. Allerdings waren es im ersten Quartal noch 200 Millionen Dollar mehr.
Schwere Zeiten also für Tesla. Aber hört man Musk zu, merkt man davon nichts. Im Gegenteil: Bei der Diskussion der Quartalszahlen wiederholte er sein Versprechen, „dass Tesla das wertvollste Unternehmen der Welt werden wird“.tz brach um zwölf Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar ein. Selbst in der Solar- und Speichersparte gingen die Umsätze um sieben Prozent zurück. Mit Emissionskrediten wurden nur 439 Millionen Dollar erlöst, rund 50 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2024. Das operative Ergebnis sank im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 0,9 Milliarden Dollar. Daraus ergibt sich eine operative Marge von lediglich 4,1 Prozent, verglichen mit 6,3 Prozent im gleichen Quartal des Vorjahres.
Dieser besteht darin, Tesla von einem Fahrzeughersteller in einen Anbieter von physikalischer künstlicher Intelligenz umzubauen – in Form von autonomen Fahrzeugen und Allround-Robotern wie dem Optimus. „Die ganze Story dreht sich um Autonomie“, bekräftigt Musk. Der Optimus werde zum wichtigsten Produkt von Tesla avancieren. Im Frühjahr 2026 soll seine Produktion starten und bis 2030 auf bis zu 1,2 Millionen Stück pro Jahr ausgeweitet werden. „Wenn wir bis dahin nicht 100.000 Stück pro Monat fertigen, dann bin ich geschockt“, so Musk.
Im nächsten Jahr soll auch die Fertigung des sogenannten Cybercab starten – einem Tesla ohne Lenkrad und Pedalen.
Der Robotaxi-Service soll von Austin aus rasch auf andere US-Bundesstaaten ausgeweitet werden, neben Kalifornien auch auf Nevada, Arizona und Florida. „Bis Ende nächsten Jahres werden wir wahrscheinlich die Hälfte der US-Bevölkerung erreichen“, erwartet Musk. Etwas zugeknöpfter gab er sich bei der Frage, wann autonomes Fahren ohne Aufsicht auch für Privatfahrzeuge kommt und wann deren Besitzer ihre Fahrzeuge in die Tesla-Robotaxi-Flotte einbinden können. Vor dem kommenden Jahr sei das nicht zu erwarten. Bei Musks Zeitverständnis kann das mehrere Jahre bedeuten. Und all das ist abhängig davon, ob die Behörden der jeweiligen US-Bundesstaaten die nötigen Genehmigungen erteilen.
Musk ist zudem hoffnungsfroh, dass autonomes Fahren unter Aufsicht des Fahrers – wie derzeit in den USA – in Kürze auch in Europa möglich sein wird. „Wir arbeiten mit der Zulassungsbehörde in den Niederlanden“, so Musk. Das werde den Weg für die Zulassung in der EU ebnen, „auch wenn wir mit einer kafkaesken Bürokratie klarkommen müssen.“
Hintergrund: Wenn ein Produkt – wie ein Auto oder eine Software für autonomes Fahren – in einem EU‑Mitgliedstaat zugelassen ist, muss es auch in allen anderen EU-Staaten anerkannt werden, solange keine Sicherheitsbedenken dagegensprechen. Sollten die Niederlande grünes Licht geben, „dann wird das unsere Verkäufe in Europa signifikant anschieben.“
Tesla hat derzeit Fahrzeuge für 24 Verkaufstage auf Lager, der höchste Stand seit Langem. Zum Ende des Vorjahres waren es nur zwölf Tage.
Allerdings ist der Bestand in den USA aktuell rückläufig. Analysten erwarten, dass es im Kernmarkt USA im laufenden Quartal wegen des Auslaufens der Subventionen einen Absatzschub gibt. Das erklärt auch, warum Tesla sich bei den Quartalszahlen mit Informationen zurückhielt, was neue, günstigere Versionen des Model 3 und Model Y angeht. Angeblich sind diese bereits in der Produktion.
Allerdings ist der Bestand in den USA aktuell rückläufig. Analysten erwarten, dass es im Kernmarkt USA im laufenden Quartal wegen des Auslaufens der Subventionen einen Absatzschub gibt. Das erklärt auch, warum Tesla sich bei den Quartalszahlen mit Informationen zurückhielt, was neue, günstigere Versionen des Model 3 und Model Y angeht. Angeblich sind diese bereits in der Produktion.
Doch Musk wollte dazu keine weiteren Details nennen. Denn man scheint sich die günstigeren Modelle für das vierte Quartal aufzusparen, wenn es in den USA auf Bundesebene keine Subvention für Elektrofahrzeuge mehr gibt. Zu viele Informationen könnten den derzeit laufenden Verkauf stören.
Auf Nachfrage von Adam Jonas, einem Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley, bekräftigte Musk seinen Wunsch, mehr als die derzeit 13 Prozent der Tesla-Anteile zu halten. Dies will er auf der nächsten Aktionärstagung Ende des Jahres klären. Sonst bestehe die Gefahr, dass er „von aktivistischen Investoren“ aus der Firma gedrängt werde. Er erwarte Kontrolle, „aber nicht so viel, dass ich nicht abgesetzt werden kann, falls ich verrückt werde.“
Musk räumte am Mittwoch zudem ein, dass es ein „paar raue Quartale geben könnte, Ende des Jahres und in der ersten Jahreshälfte 2026“. Dies sei nicht sicher, aber wahrscheinlich. Er erwarte „einige Kinderkrankheiten“ im Kontext der Investitionen in Robotik und autonomes Fahren.
Danach werde autonomes Fahren allerdings das Geschäft versüßen. Die Aussage von den „rauen Quartalen“ führte dazu, dass die Tesla-Aktie – die sich bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen zunächst stabil gehalten hatte – im nachbörslichen Handel um mehr als vier Prozent abrutschte.
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