Tesla rutscht ab – doch Musk verspricht eine goldene Zukunft
Die Tesla-Quartalszahlen sind noch schlechter als erwartet. Warum die Aktie trotzdem zulegt – und was das mit der Persönlichkeit von Elon Musk zu tun hat.
Einer der wenigen positiven Punkte in den Tesla-Zahlen des ersten Quartals 2025: Der texanische Elektroautohersteller ist noch profitabel. Das ist angesichts der großen Imagekrise des Unternehmens eine Leistung. Man fragt sich unweigerlich, wie Tesla ohne Boykottaufrufe wegen Elon Musks kontroverser Rolle als Präsidentenberater und den polarisierenden Äußerungen des Tesla-Chefs abschneiden würde.
Außerdem hat Tesla 37 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante. Dank Kürzung von Investitionen und Sparbemühungen sind das beachtliche 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Autobauer kann rein finanziell noch etliche Krisen durchhalten und seinen Absatz aus eigenen Kräften stimulieren. Tesla bekräftigte, dass man „neue Modelle, darunter günstigere, in der ersten Jahreshälfte 2025“ produzieren werde. Aus diesen Gründen legte die Tesla-Aktie im nachbörslichen Handel zunächst um mehr als fünf Prozent zu.
Allerdings stammt der gesamte Gewinn nicht aus dem Verkauf von Autos – sondern aus Emissionskrediten in Höhe von 595 Millionen Dollar. Und ausgerechnet die beabsichtigt die Regierung von US-Präsident Donald Trump abzuschaffen.
Tesla-Gewinn: Minus 71 Prozent
Der Umsatz lag mit 19,3 Milliarden Dollar rund neun Prozent unter dem des ersten Quartals 2024. Die Wall Street hatte rund 21 Milliarden Dollar prognostiziert. Tesla verfehlte die ohnehin verminderten Erwartungen also um rund zehn Prozent. Der Gewinn rutschte um 71 Prozent ab, auf 409 Millionen Dollar. Die Wall Street hatte mindestens 600 Millionen Dollar erwartet.
Im Autosegment brach der Umsatz um 20 Prozent auf 13,9 Milliarden Dollar ein. Von den Massenmarktmodellen 3 und Y wurden trotz großzügiger Rabatte beziehungsweise Finanzierung rund 12 Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert.
Musk schiebt einen Teil des Rückgangs darauf, dass beim Model Y im Februar ein überarbeitetes Modell eingeführt wurde. Beim Model S, X und Cybertruck ging die Auslieferung sogar um 24 Prozent zurück.
Einziger Lichtblick in der Geschäftstätigkeit von Tesla ist die Energiesparte, die ihren Umsatz um 67 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar ausbauen konnte. Aber die Umsätze – vor allem durch Energiespeicher – sind wegen der China-Strafzölle ebenfalls bedroht.
Tesla mit düsterem Ausblick
Im US-Automarkt sieht die Zukunft, wenn die vorgezogenen Verkäufe im zweiten Quartal vorbei sind, düster aus. Das liegt an den zu erwartenden Preissteigerungen durch Donald Trumps Zölle. Zwar kann Tesla diese in seinem Heimatmarkt besser verkraften als andere Hersteller, weil es mit Fremont und Austin gleich zwei Werke in den USA betreibt. Allerdings kommen etliche Komponenten aus China. Außerdem sind die Kosten für Autokredite weiterhin hoch, auch wenn Tesla hier dank seines finanziellen Polsters den Absatz über günstigere Finanzierungskonditionen fördern kann. Die Frage ist, wie viele Käufer sich ein Fahrzeug zulegen, wenn eine Rezession oder gar der Verlust des Jobs droht.
Offen ist, wann die Trump-Regierung die Steuerrabatte für Elektrofahrzeuge in Höhe von 7500 Dollar abschafft, was die Massenmarkt-Modelle von Tesla nochmals verteuert. Dazu ist ein Beschluss des US-Kongresses nötig. Bislang sind nur Fördergelder für Ladestationen blockiert.
Allerdings hat Musk das Streichen von Kaufsubventionen bislang unterstützt. Von denen sei Tesla, argumentiert er, im Gegensatz zur Konkurrenz nicht abhängig.
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Allerdings wies Tesla im ersten Quartal nur wegen Emissionskrediten – also Subventionen von traditionellen Autoherstellern wie General Motors oder Ford – überhaupt einen Gewinn aus. Was bedeutet, dass Tesla ohne diese Zuschüsse momentan mit jedem ausgelieferten Fahrzeug Verlust macht und seine Fähigkeit, über günstigere Produktionskosten in die Gewinnzone zu kommen, zumindest derzeit ausgereizt scheint.
Elon Musk: Teilrückzug bei DOGE
„Es gibt einigen Gegenwind“, räumte Musk bei der Diskussion der Quartalszahlen ein. Allerdings sei das Model Y trotz allem immer noch das bestverkaufte Fahrzeug der Welt.
Seiner Meinung nach liegt die „wahre Ursache der Proteste“ in seiner Arbeit für die US-Regierung, für das „Department of Government Efficiency“ (DOGE). „Aber wir werden das nicht stoppen, weil die USA sonst untergehen“, betonte Musk. Er gehe aber davon aus, dass der Großteil der Arbeit für DOGE im Mai erledigt sei und er sich dann wieder auf Tesla konzentrieren könne. Allerdings müsse er einige Zeit reservieren, um sicherzustellen, dass „Betrug und Verschwendung nicht wieder zurückkommen“.
Er sei optimistisch, was die Zukunft des Unternehmens angeht, und zwar wegen des autonomen Fahrens und der humanoiden Roboter. „Wenn wir unsere Pläne gut ausführen, wird Tesla das mit Abstand wertvollste Unternehmen der Welt, mehr wert als die nächsten fünf folgenden Unternehmen zusammengenommen“, behauptete Musk. Die derzeitige Krise sei „nichts angesichts der vielen Nahtoderfahrungen, die Tesla in seiner Geschichte durchmachen musste.“
Bis Ende des Jahres würden „Tausende von Optimus-Robotern“ in Teslas Fabriken arbeiten, bis spätestens 2030 werde man über eine Million der humanoiden Roboter pro Jahr fertigen. „Langfristig ist Teslas Geschäft eine Rakete“, meint Deepwater-Analyst Gene Munster.
Zukunftsfeld Robotaxi
Beim autonomen Fahren, das Musk seit über zehn Jahren verspricht, sei nun ein kritischer Punkt in den USA erreicht, behauptet Tesla. Im Juni werde man in Austin einen Robotaxi-Service zunächst mit dem Model Y demonstrieren und das autonome Fahren bis Ende des Jahres in den meisten Märkten in den USA verfügbar machen. In Teslas Zahlen werde sich das „ab Mitte nächsten Jahres niederschlagen und dann exponentiell gehen.“
Schon Ende 2025 könnten neue Tesla-Fahrzeuge direkt von der Produktionslinie zum Kunden vor die Haustür fahren. Dass Tesla im Gegensatz zu Wettbewerbern nur Kameras und Mikrofone nutze, sei auch unter schlechten Witterungsbedingungen kein Problem.
Musk gab sich überzeugt, dass Tesla den Markt für autonome Fahrzeuge und Robotaxis dominieren wird. Konkurrent Waymo könne wegen seines höheren Aufwands durch zusätzliche Sensoren und hochauflösendes Kartenmaterial sowie das Anpassen auf die jeweiligen Märkte bei den Kosten nicht mithalten. Zudem glaube er, dass künftig viele Leute kein Auto mehr kaufen, wenn dieses nicht autonomes Fahren offeriert.
Was die Strafzölle angehe, habe er Donald Trump klargemacht, dass niedrige Zölle die bessere Lösung seien. „Aber es ist die Entscheidung des Präsidenten“, so Musk. „Alles, was ich tun kann, ist, mich weiterhin für niedrigere Zölle auszusprechen.“
Allerdings sei Tesla viel weniger betroffen als andere Hersteller, weil man seit Jahren darauf geachtet habe, die Lieferkette aus dem Kontinent zu lokalisieren, wo man die Fahrzeuge ausliefere. Die USA müssten jedoch wieder zu mehr Know-how bei der Fertigung von strategisch wichtigen Gütern zurückkehren, um nicht von China abhängig zu sein.
Musk geizte bei der Diskussion der Quartalszahlen nicht mit Versprechen. Um sie einzulösen, hat er dieses Mal nicht Jahre, sondern nur Monate Zeit.
Im Juni wird sich in Austin zeigen, was von Teslas Robotaxi-Service zu halten ist. Und im selben Monat, ob tatsächlich die Fertigung von neuen Modellen anläuft. Geschieht das nicht, ist Musk in Schwierigkeiten.
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