Toxisches Arbeitsumfeld? Achte auf diese Warnzeichen im Vorstellungsgespräch
Du kommst mit klopfendem Herzen zum Vorstellungsgespräch, die Unterlagen sitzen, der Kaffee wirkt. Was Du jetzt brauchst: einen Job, der Dich nicht nur bezahlt, sondern auch atmen lässt. Doch Vorsicht bei diesen Warnzeichen!
Weil Du für ein Burnout nicht bezahlt wirst, solltest Du schon in Bewerbungsgesprächen die Augen auf der Suche nach „Red Flags“ schweifen lassen. Statt ehrlicher Aussagen bekommst Du Floskeln, kalte Blicke, ein flaues Bauchgefühl? Dann ist es höchste Zeit, um genauer hinzuschauen. Denn toxische Arbeitskulturen kündigen sich für wache Beobachter·innen schon früh an – leise, aber deutlich. Hier findest Du daher sieben untrügliche Warnzeichen, auf die Du achten solltest, um die Reißleine zu ziehen, noch bevor Du den Vertrag unterschreibst:
1. „Wir sind wie eine Familie.“ – Really?
Klingt erstmal nett. Warm. Herzlich. So, als ob man sich in der Mittagspause umarmt und Geburtstage gemeinsam feiert. Heißt aber oft: Grenzen? Gibt’s hier nicht. Freizeit? Wird überbewertet. Emotionale Nähe kann schnell zur Ausrede für Überstunden, unbezahlte Mehrarbeit oder Kontrolle werden.
Frage: Wie geht das Team mit Work-Life-Balance um? Wie viele Überstunden fallen an – und (wie) werden sie bezahlt oder ausgeglichen?
2. Niemand schaut Dich an. Oder alle schauen durch Dich durch.
Du kommst rein – und fühlst Dich unsichtbar. Kein Hallo, kein Lächeln, kein Interesse? Dann ist da wahrscheinlich keine echte Willkommenskultur. Wenn schon im Bewerbungsgespräch das Zwischenmenschliche auf der Strecke bleibt, wird’s im Arbeitsalltag nicht besser.
Achte darauf: Wie verhalten sich die Kolleg·innen – Dir gegenüber und untereinander? Gibt es ehrliches Interesse oder nur geübte Gleichgültigkeit?
3. Der oder die Chef·in spricht. Und zwar nur der oder die Chef·in.
Du stellst Fragen – bekommst aber keine Antworten oder nur ausweichendes Blabla? Wenn das Gespräch mehr Monolog als Austausch ist, dann liegt der Verdacht nahe: Hier herrscht Hierarchie „von oben nach unten“. Teamarbeit? Mitsprache? Vielleicht auf dem Papier.
Teste das Klima: Frage konkret nach Entscheidungswegen im Team. Wer darf was vorschlagen? Wer wird gehört?
4. Gläserne Augen und stumme Lippen – der stille Hilferuf der Angestellten
Achte auf Details: Wirken die Mitarbeitenden angespannt, müde, gleichgültig? Wenn Du bei einer Büroführung Menschen triffst, die nicht mal kurz aufblicken oder Dir nur ein müdes Lächeln schenken können, dann ist da vielleicht mehr im Busch als nur Montagsmüdigkeit.
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. Körpersprache lügt nicht.
5. Die Stelle ist „dynamisch“ – aber warum schon zum vierten Mal ausgeschrieben?
Häufige Fluktuation ist kein gutes Zeichen. Wenn Du online merkst, dass genau diese Stelle alle paar Monate neu besetzt wird, dann herrscht Alarmstufe „orange“. Vielleicht liegt’s an der Führung. Oder an der Arbeitsbelastung. Oder an beidem?!
Unbedingt nachhaken: Wie lange waren die Vorgänger·innen in der Position? Und warum haben sie das Unternehmen verlassen?
6. Du fragst nach Benefits – und bekommst betretene Stille.
Betriebsarzt? Gibt’s nicht. Weiterbildung? Nur nach Feierabend. Urlaubstage? „Nach Absprache“. Und Homeoffice? Eher ein Mythos. Wenn Du auf Fragen nach fairen Arbeitsbedingungen nur ausweichende oder unklare Antworten bekommst, dann ist das kein gutes Zeichen für gelebte Wertschätzung.
Tipp: Sieh Dir auch die Website und Social-Media-Auftritte des Unternehmens an. Werden Mitarbeitende ebenfalls gefeiert – oder nur Kund·innen?
7. Micromanagement in der DNA – Du spürst es sofort
Wenn Du im Gespräch das Gefühl hast, dass alles kritisch beäugt wird – Dein Blick, Dein Satzbau, Deine Körpersprache –, dann kann das ein Abbild der Unternehmenskultur sein. Denn wer als Bewerber·in schon keine Autonomie spürt, darf sich fragen: Wie soll’s dann im Job aussehen?
Frage direkt: Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Wie werden Aufgaben verteilt? Wie viel Freiheit hast Du in der Gestaltung Deiner Projekte?
Dein Bauch weiß oft mehr als Dein Kopf
Am Ende gilt: Wenn Dir etwas schon beim Vorstellungsgespräch komisch vorkommt, dann ist es das meistens auch. Hör auf Dein Bauchgefühl, denn es ist oftmals klüger als Dein Kopf. Du willst schließlich nicht nur irgendeinen Job – Du suchst einen Ort, an dem Du wachsen kannst, atmen darfst und auch mal lachen. Das Leben ist schließlich zu kurz für toxische Vibes zwischen Kaffeemaschine und Konferenztisch.
Welche weiteren Tipps oder Geschichten hast Du rund um das Thema toxisches Arbeitsumfeld? Erzähle uns von Deinen Erfahrungen – und was Du daraus gelernt hast.
