Transformationspfade-Studie: Ein Weckruf für das Industrieland Deutschland
Die Studie „Transformationspfade“, die der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beauftragt hat, analysiert die Standortbedingungen für Industrie und industrienahe Dienstleistungen in Deutschland. Zu den größten Herausforderungen der Industrie gehören:
Arbeitskräftemangel
Zunehmende (EU-)Bürokratie (z.B. aufwändige bürokratische Berichtspflichten): Das CSRD-Umsetzungsgesetz (Corporate Sustainability Reporting Directive) stellt klare Anforderungen an die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit von Unternehmen. Große Unternehmen sind ab 2025 zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, das nationale Gesetz zur Umsetzung dieser EU-Richtlinie (CSRDUmsG) konkretisiert diese Anforderungen. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung steht im Kontext weiterer Regulierungen, wie der Sustainable Finance Regulierung und der bevorstehenden Sorgfaltspflichtenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD).
Schleichenden De-Industrialisierung
Demografische Entwicklung
Hohe Energiepreise
Mangelnde Investitionen
Enge Lieferbeziehungen und andere Abhängigkeiten
Schrumpfende Märkte für bisherige deutsche Kerntechnologien
Politisches Mikromanagement und fehlende marktwirtschaftliche Reformwillen
Strukturelle Probleme
Abhängigkeit von europäischen Rahmenbedingungen
Wachsende geopolitische Spannungen
Hohe Steuern.
Es muss eine neue Balance zwischen Ökologie und Ökonomie gefunden werden.
Technologisch bleibt die Dekarbonisierung auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 möglich und machbar, doch im von der Politik angepeilten Zeitplan wird ihre Umsetzung immer unrealistischer.
Um auch künftig international wettbewerbsfähig zu sein, ist ein Investitionsbedarf in Höhe von 1,4 Milliarden Euro bis 2030 nötig.
Die globale Klimatransformation eröffnet Deutschland neue Wachstumschancen (auf neuen Märkten von mehr als 15 Billionen Euro Umsatz in 2030).
Gravierende Strukturdefizite: Rund 20 Prozent der industriellen Wertschöpfung ist bedroht.
Grüne und digitalen Technologien: Es wird damit gerechnet, dass bis 2030 ein Weltmarkt von jährlich mehr als 15 Milliarden Euro entsteht. Deutschland hat vor allem in den Bereichen Klimatechnologien, industrielle Automatisierung und Gesundheit eine gute Ausgangssituation.
Für die grüne und digitale Transformation muss die Politik ihre industriepolitische Agenda neu ausrichten (Dreiklang aus ökologischem Fortschritt, ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit und technologischer Offenheit).
Die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ist die dringlichste Aufgabe der kommenden Jahre.
Rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in Deutschland ist bedroht.
Aufgezeigt werden aber auch konkrete Pfade zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherung der Zukunft des Industriestandorts.
Reduzierung internationaler Abhängigkeiten (Etablierung strategische Importpartnerschaften für kritische Rohstoffe und Stärkung der europäische Rohstoffförderung und -weiterverarbeitung)
Schließung der Arbeits- und Fachkräftelücke (nationale Bildungsoffensive, qualifizierte Zuwanderung, stärkerer Einsatz von Digitalisierung, Automatisierung und Robotics)
umfassende Digitalisierungsoffensive (Ausbau von Telekommunikationsnetzen, in Bildung, Forschung und Innovation sowie in KI-fähige Rechen- und Serverkapazitäten)
Wettbewerbsfähige Energieversorgung und wettbewerbsfähige Energiepreise
eine modernisierte und weiter ausgebaute Infrastruktur (Wasserstoffnetzen, Verkehr, Digitalisierung etc.)
Entfesselung aller Innovations- und Wachstumskräfte dieses Landes
Klimatransformation (gezielte finanzielle Unterstützung für den Umbau ihrer Anlagenbasis, Ausgleich der teilweise erheblichen Mehrkosten für grüne Energieträger)
Stärkung der Kreislaufwirtschaft (neue zirkuläre Geschäftsmodelle, Unterstützung der Ressourcenschonung und Dekarbonisierung)
Unterstützung des Aufbaus grüner Leitmärkte in ausgewählten Sektoren
schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren
Regulierung sollte als Wegbereiter für die Entwicklung von Innovationen verstanden werden
Schutz der Industrie zukünftig vor der wachsenden Gefahr von „Carbon Leakage“ (Abwanderung emissionsintensiver Industrieproduktion oder -investitionen in Länder mit geringeren Klimaschutzambitionen), Überprüfung der Wirksamkeit und Behebung der Probleme des CO2-Grenzausgleichs der EU (CBAM), Weiterentwicklung des Systems aus CBAM und freien Zuteilungen sowie ggf. die Entwicklung zusätzlicher Instrumente für stark betroffene und noch nicht erfasste Unternehmen.
Sicherung der Ressourcenbasis der Grundstoffindustrien und Minimierung von Rohstoffabhängigkeiten
Deutschland muss seine Standortbedingungen in der Breite wieder wettbewerbsfähig machen (Infrastrukturprogramm – mit Investitionen in Strom-, Wasserstoff- und CO2-Netze sowie Ladeinfrastruktur)
Stärkung der heimischen Nachfrage nach grünen Technologien
Schaffung neuer Wertschöpfung in Zukunftsmärkten.
Grüne Technologien: Nachhaltigkeit in der Drucklufttechnologie
Warum die Dekarbonisierung die Priorität für die Klimaschutzmaßnahmen der Unternehmen bleiben muss
Ulrike Böhm: Ein Mittelständler digitalisiert sich – Von Erfolgen, Hürden und Nachhaltigkeit. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2020.
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2020.
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.
Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.