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Treibhausgas-Emissionen: Welche Rolle spielt die Landwirtschaft?

Die Klimatransformation gehört zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. In den nächsten Jahren müssen Treibhausgas-Emissionen verschiedener Sektoren (Stromerzeugung, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft) enorm reduziert werden, während nicht vermeidbare Emissionen durch Treibhausgas-Senken ausgeglichen werden.

Um die Transformation zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Volkswirtschaft umzusetzen, muss das Klimaschutzgesetz (KSG) rasch und mithilfe der richtigen Maßnahmen umgesetzt werden. Das von der Bundesregierung in 2019 verabschiedete und 2021 novellierte KSG legt fest, dass die Emissionen der Landwirtschaft bis 2030 auf 56 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden müssen. Wenn wir die Emissionen aus der Landwirtschaft stark senken wollen, kommen wir allerdings auch nicht um eine Umstellung der Ernährung herum, sagt die Tierethikerin Friederike Schmitz: „Je weiter wir die Tierhaltung abbauen können, desto mehr Emissionen sparen wir ein und desto mehr Fläche gewinnen wir, um Kohlenstoff einzulagern.“

Was gestern der Verbrennungsmotor war, ist heute die Düngung und Tierhaltung in der Landwirtschaft, die maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase beiträgt. Dafür verantwortlich sind vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung. Das Umweltbundesamt legt im Rahmen des neuen Klimaschutzgesetzes (KSG) eine Schätzung für das Vorjahr 2021 vor. Die Daten basieren auf aktuellen Zahlen zur Tierproduktion, zur Mineraldüngeranwendung sowie der Erntestatistik.

Im Jahr 2021 machten die Methan-Emissionen aus der Fermentation anteilig 76 % der Methan-Emissionen des Landwirtschaftsbereichs aus und waren fast vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung (95 %) zurückzuführen.

Rund 65 % der gesamten Methan (CH4)-Emissionen (mit Emissionen des Energiesektors) und 77 % der Lachgas(N2O)-Emissionen (ohne Emissionen des Energiesektors) in Deutschland stammen aus der Landwirtschaft.

2021 war die deutsche Landwirtschaft einer ersten Schätzung entsprechend für insgesamt für 54,8 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente verantwortlich. Das entspricht 7 % der gesamten ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen des Jahres. Diese Werte erhöhen sich auf 61,1 Mio. t Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente bzw. 8 % Anteil an den Gesamtemissionen, wenn die Emissionsquellen der mobilen und stationären Verbrennung mit berücksichtigt werden.

Im Jahr 2021 machten die Methan-Emissionen aus der Fermentation anteilig 76 % der Methan-Emissionen des Landwirtschaftsbereichs aus und waren fast vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung (95 %) zurückzuführen.

4,7 % machen die Kohlendioxid-Emissionen aus der Kalkung, der Anwendung als Mineraldünger in Form von Harnstoff sowie CO2 aus anderen kohlenstoffhaltigen Düngern aus.

Aus dem Wirtschaftsdüngermanagement stammten nur 20 % der Methan-Emissionen. Der größte Anteil des Methans aus Wirtschaftsdünger geht auf die Exkremente von Rindern und Schweinen zurück.

Die direkten Emissionen stickstoffhaltiger klimarelevanter Gase (Lachgas und Stickoxide) stammen überwiegend aus der Düngung mit mineralischen Stickstoffdüngern und den organischen Materialien sowie aus der Bewirtschaftung organischer Böden. Diese Emissionen machen den Hauptanteil (rund 75 % oder 46,1kt Lachgas-Emissionen) aus (Quelle: Umweltbundesamt).

  • Klimaschutzbericht 2022: Warum es jetzt weitere Anstrengungen braucht

  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

  • Friederike Schmitz: Tiere essen – dürfen wir das? Metzler Verlag, Stuttgart 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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