Trotz Krise – nach diesen Fachkräften suchen die Dax-Konzerne
Auch Deutschlands Großkonzerne sind zurückhaltender mit Neueinstellungen. Wo Sie trotzdem gute Chancen haben – und was Sie verdienen können.
Berlin. Der Arbeitsmarkt sendet derzeit zwiespältige Signale. Auf der einen Seite steht der Fachkräftemangel. Auf der anderen sind die Unternehmen aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage bei Neueinstellungen deutlich zurückhaltender als in den Vorjahren.
Laut der aktuellen Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beabsichtigen 2025 nur rund 17 Prozent der Unternehmen, neue Positionen aufzubauen. Dagegen wollen vier von zehn Unternehmen Stellen streichen.
Darunter sind nicht nur kleine und mittlere Unternehmen, sondern auch die wichtigsten börsennotierten Konzerne Deutschlands. So häuften sich im vergangenen Jahr die Meldungen über Stellenstreichungen von Unternehmen wie VW, Bayer oder SAP.
Und dennoch: Die Dax-40-Konzerne gelten nach wie vor als attraktive Arbeitgeber, die vielfältige Karriereoptionen bieten. Das Handelsblatt hat die Unternehmen nach ihren Personalplänen für 2025 gefragt. Diese Profile haben die besten Chancen – und das können passende Bewerberinnen und Bewerber verdienen:
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Diese Dax-Konzerne suchen trotz Krise verstärkt nach Personal
Die Dax-Umfrage zeigt: Viele Konzerne sind deutlich verschlossener geworden als in den Vorjahren, wenn es um ihre Personalplanung geht. Zwar haben 26 der 40 Dax-Unternehmen Antworten geschickt. Konkrete Zahlen, wie viele Neueinstellungen im Jahr 2025 geplant sind, haben aber nur neun Konzerne verraten. Spitzenreiter ist hier der Rüstungskonzern Rheinmetall. Rund 4000 Stellen will das Düsseldorfer Unternehmen weltweit im Jahr 2025 neu schaffen.
„Rheinmetall verzeichnet ein starkes Wachstum“, sagt ein Sprecher des Konzerns. Für eine neue Fabrik im niederrheinischen Weeze sollen perspektivisch etwa 400 neue Mitarbeiter eingestellt werden. In einem weiteren neuen Werk im niedersächsischen Unterlüß rechnet Rheinmetall mit einem Bedarf von zusätzlich rund 500 Beschäftigten. Bis 2027/2028 will der Rüstungskonzern weltweit von aktuell 31.000 auf 40.000 Mitarbeiter wachsen.
Das Energieunternehmen Eon will in diesem Jahr 2500 zusätzliche Stellen schaffen. Ein besonderer Schwerpunkt, heißt es vom Konzern, liege dabei auf dem deutschen Netzgeschäft, um die Energiewende, den Netzausbau und die Digitalisierung voranzutreiben.
Und auch der Halbleiterhersteller Infineon will in den kommenden fünf Jahren personell weiter wachsen. Im Jahr 2026 soll etwa in Dresden die Produktion in einem neuen Werk starten, das sich derzeit noch im Bau befindet. Dafür plant der Konzern mit mehr als 1000 zusätzlichen Mitarbeitern.
Von den im Dax vertretenen Automobilherstellern hat sich dagegen außer Daimler Truck kein Unternehmen an der Handelsblatt-Umfrage beteiligt. Und auch der Nutzfahrzeughersteller nannte keine konkreten Personalpläne.
Oliver Stettes vom IW wundert diese Zurückhaltung nicht. „Die Einstellungsbereitschaft hat in Deutschland generell abgenommen“, sagt er. Vor allem in der Industrie, dem Maschinenbau oder auch in der Elektrotechnik. „Also den Bereichen, die das Geschäftsmodell einer Exportnation wie Deutschland ausmachen.“ Die Beschäftigungsaussichten seien damit so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr. Und er sieht wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten auch erst mal keine Besserung.
Dax 40: Diese Profile suchen Deutschlands wichtigste Unternehmen
Besonders gesucht ist Know-how in Zukunftsfeldern, etwa bei der Künstlichen Intelligenz. Auf die Frage nach drei konkreten Jobprofilen, die die Konzerne derzeit am dringendsten benötigen, nannten 14 Dax-Unternehmen unter anderem Positionen im Bereich Data, KI und IT. Insgesamt antworteten 20 Konzerne auf diese Frage.
Beim Pharmariesen Bayer, beim Konsumgüterhersteller Henkel, bei DHL und beim Turbinenhersteller MTU sind zum Beispiel Datenspezialisten wie Data Scientists oder Data Engineers gefragt. Der Rüstungsspezialist Rheinmetall und die Telekom suchen verstärkt Softwareentwickler oder System Engineers.
Das Bild entspricht dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt. Laut einer Prognose des Branchenverbands Bitkom werden in Deutschland bis 2040 bis zu 663.000 IT-Fachkräfte fehlen. Zwar geht man in zwei von zehn Unternehmen davon aus, dass Künstliche Intelligenz künftig bestimmte Stellen im Bereich IT ersetzen kann, wie eine Bitkom-Umfrage unter 852 Betrieben zeigt. Gleichzeitig glaubt man aber auch in mehr als einem Drittel der befragten Unternehmen, dass Künstliche Intelligenz für einen zusätzlichen Bedarf an IT-Fachkräften sorgt.
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Insgesamt werden MINT-Qualifikationen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) stark nachgefragt. Neben IT-Spezialisten haben auch Experten mit einem Hintergrund in einem anderen MINT-Fach gute Chancen bei einem Dax-Konzern. Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf sucht beispielsweise für den Bereich Forschung und Entwicklung „Talente mit MINT-Expertise“.
Bei der Allianz sind unter anderem Mathematiker gefragt. Und Daimler Truck rekrutiert zusätzlich zu IT-Spezialisten vermehrt auch Experten mit Fokus auf Elektro- und Wasserstoffantrieb inklusive Hochvolt-, Batterie- und Zelltechnologie.
Generell werden Ingenieure relativ häufig genannt, neben Daimler Truck unter anderem von Henkel, Siemens Energy, MTU oder Rheinmetall. Weitere beliebte Profile sind zudem Vertriebsmitarbeiter und Finanzexperten wie Controller.
Wer ohne akademischen Hintergrund bei einem Dax-Konzern Karriere machen will, hat mit technischen oder handwerklichen Ausbildungen die besten Chancen. So sucht zum Beispiel der Rüstungskonzern Rheinmetall für seine neuen Werke Berufsbilder wie Industriemechaniker, Schweißer, Lackierer oder Elektriker.
Diese Chancen haben Quereinsteiger
Aufgrund des Fachkräftemangels gerade in den MINT-Bereichen sind Quereinsteiger zunehmend willkommen. Beim Ludwigshafener Konzern BASF können sich Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung und einigen Jahren Produktionserfahrung zum Beispiel zum Chemikanten ausbilden lassen.
Bei dem Automobilzulieferer Continental oder der Deutschen Börse haben Quereinsteiger in der IT aktuell gute Chancen. Heidelberg Materials hingegen ist in der Produktion offen für Quereinsteiger mit technischem und handwerklichem Hintergrund. Und bei Siemens Energy stehen Fachkräfte aus verwandten Branchen wie etwa der Automobilindustrie oder der Luft- und Raumfahrt hoch im Kurs.
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Eine weitere Möglichkeit für Wechselwillige ist die Logistik. Hier sucht etwa der Chemiehändler Brenntag gezielt nach Quereinsteigern. Bei DHL sind Sortierer, Verlader oder Zusteller derzeit stark nachgefragt. Und bei der Commerzbank können Beschäftigte vor allem im Bereich Kundenservice quereinsteigen.
Gehalt: Das verdienen Sie bei einem Dax-Konzern
Ein Grund, warum viele Beschäftigte für einen Dax-Konzern arbeiten wollen, ist die Aussicht auf ein überdurchschnittliches Gehalt. Wie viel man auf einzelnen Positionen verdient, behalten Unternehmen jedoch in der Regel lieber für sich. Weil die meisten der Dax-40-Konzerne nach Tarif zahlen, gibt es allerdings Vergleichswerte. Hier sind einige Beispiele:
Bei DHL steigen laut einem Sprecher Masterabsolventen nach Abschluss eines Trainee-Programms auf Stufe acht des Haustarifvertrags ein. Sie bekommen 13 Monatsgehälter, Urlaubsgeld und einen variablen Anteil, der bei 100 Prozent Zielerreichung bei 9633 Euro liegt. Insgesamt verdienen damit Masterabsolventen nach dem Trainee-Programm ein Jahresgehalt von 67.800 Euro brutto.
Beim Konsumgüterhersteller Henkel werden rund 65 Prozent der 8100 Beschäftigten in Deutschland nach dem geltenden Tarif der chemischen Industrie vergütet. Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) werden Akademiker, die schon eine gewisse praktische Erfahrung mitbringen, in die Entgeltstufe 11 eingruppiert. Hier liegt das Tarifgehalt nach sechs Jahren im Job derzeit zwischen 5548 Euro und 6338 Euro im Monat. In der höchsten Entgeltgruppe beläuft sich das Bruttogehalt auf bis zu 7409 Euro.
Die Gehälter beim Turbinenhersteller MTU richten sich nach dem Tarif der Metall- und Elektroindustrie. Laut einem Unternehmenssprecher verdienen Fluggerätemechaniker hier zwischen 50.000 und 60.000 Euro im Jahr. Ingenieure und Data Scientists steigen mit 65.000 Euro brutto ein.
Die Jobplattform Kununu hat zudem für jedes Dax-Unternehmen die Gehälter dreier Jobprofile ausgewertet: HR-Manager, Projektmanager und Teamleiter. Dafür haben die Experten sämtliche Gehaltsangaben analysiert, die im jeweiligen Unternehmen seit 2023 abgegeben wurden, und daraus einen Durchschnitt gebildet. Berücksichtigt wurden nur Werte, die auf mehr als 50 Gehaltsangaben basieren.
Beim Autobauer BMW verdienen Teamleiter laut den Daten von Kununu im Schnitt mehr als 114.000 Euro brutto im Jahr (114 Gehaltsangaben). Beim Zulieferer Continental liegt hier der Durchschnitt bei rund 93.000 Euro (97 Gehaltsangaben). Und bei Siemens gibt es für die entsprechende Position rund 91.300 Euro (113 Gehaltsangaben).
Projektmanager verdienen bei den Dax-Konzernen ebenfalls üppig, zeigt die Kununu-Auswertung. Bei Airbus liegt das ermittelte Durchschnittsgehalt bei rund 85.100 Euro brutto (94 Gehaltsangaben), beim Rüstungskonzern Rheinmetall bei rund 80.500 Euro (92 Gehaltsangaben) und beim Technologieriesen SAP bei rund 79.900 Euro (78 Gehaltsangaben).
Mit etwas weniger müssen sich HR-Manager begnügen. Diese verdienen beim Autobauer Mercedes-Benz laut den Daten von Kununu rund 69.800 Euro (67 Gehaltsangaben), beim Zulieferer Continental rund 71.300 Euro (64 Gehaltsangaben) und bei der DHL rund 55.900 Euro (87 Gehaltsangaben).
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