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Gerd Altmann/Pixabay

Trotzdem! Was unser Leben unabhängig macht

Die Frage „Warum“ ist keine „Erfindung“ der Generation Y – sie hat selbstbestimmte Menschen zu allen Zeiten bewegt.

Der Buchstabe Y, im Englischen ausgesprochen wie „Why“, wurde von Pythagoras in seiner Doppelfunktion als Buchstabe und Signum erfunden. Die griechische Majuskel Y war Zeichen für das menschliche Leben, das sich am Scheidepunkt gabelte zwischen Tugend und Laster oder heilsgeschichtlich zwischen Erlösung und Verdammnis. Aber was braucht es für ein gelingendes Leben? Auch und vor allem: Intelligenz. Für die die amerikanische Publizistin und Essayistin Susan Sontag bedeutete intelligent zu sein nicht, etwas „besser“ zu machen. Vielmehr war es für sie die einzige Form der Existenz. Sie hatte immer Angst davor, „passiv (und abhängig)“ zu sein. Wenn sie aber ihren Verstand einsetzte, fühlte sie sich „aktiv (autonom)“.

Wer die Herausforderungen der Gegenwart als Chance begreift, schafft sich die Rahmenbedingungen selbst, die er braucht, um voranzukommen. Denn es ist das Trotzdem, das die Menschen im Großen wie im Kleinen immer weitergebracht hat.

Wer selbstständig handelt, ist auch für etwas zuständig und dafür verantwortlich.

Natürlich ist allein handeln zu wenig – große Veränderungen gelingen nur in Gemeinschaft. Aber zuvor sollte sich jeder seiner selbst bewusst werden und erkennen: Auch Klein macht Sein. Roman Herzogs berühmte „Ruck-Rede“ von 1997 ist vor diesem Hintergrund noch immer aktuell: „Wir müssen jetzt an die Arbeit gehen. Ich rufe auf zu mehr Selbstverantwortung. Ich setze auf erneuerten Mut. Und ich vertraue auf unsere Gestaltungskraft. Glauben wir wieder an uns selber. Die besten Jahre liegen noch vor uns.“ Ruck bedeutet damals heute: sofort etwas machen, auch wenn das Ergebnis unvollständig ist.

Das Machbare sollte allerdings greifbar sein. Es ist für die Generation Y genauso wichtig wie für alle, die urteilsfähig sein wollen. Die Behauptung von Philipp Riederle in seinem Buch über die Generation Y, „Wer wir sind und was wir wollen“, dass der Stift des Schriftstellers die wichtigste intellektuelle Waffe war, die heute durch das Smartphone abgelöst wurde, mag vielleicht schnell hingeschrieben sein, aber langsam durchdacht ist diese Aussage sicher nicht. Ohne Greifbarkeit kann sich Geistiges nämlich nicht wirklich manifestieren.

Zudem führt die Digitalisierung – wenn sie nicht nachhaltig „gehandhabt“ wird - auch dazu, vorschnell zu urteilen.

So bemerkte Tina Müller, heute Vorstand bei Douglas, in ihrem Marketing-Buch, dass man immer häufiger und immer zwanghafter irgendwelche Gefällt-mir-Knöpfe drückt, „ohne sich die Zeit zu nehmen, dazu eine qualifizierte Meinung zu entwickeln. Oder aber sich mit der Meinung von anderen Personen reflektiert auseinanderzusetzen. Gründlichkeit wird häufig mit Langsamkeit verwechselt und in Leistungsbeurteilungen offiziell als negativ vermerkt. Und viel zu früh verwerfen wir etwas, weil wir glauben, besonders rasch ein Urteil darüber abgeben zu müssen, ob es etwas taugt oder nicht.“

Weiterführende Informationen:

CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg 2020.

Susan Sontag: The Doors und Dostojewski. Das Rolling-Stone-Interview mit Jonathan Cott. Hoffmann & Campe, Hamburg 2014, S. 9.

Tina Müller, Hans-Willi Schroiff: Warum Produkte floppen: Die 10 Todsünden des Marketings, Freiburg 2013, S. 32.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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