Unruhe im Markt für Zahlungsverkehr

In einer Studie haben die Österreichische Nationalbank und das Beratungsunternehmen zeb die Trends bei inländischen und grenzüberschreitenden bargeldlosen Zahlungen in der EU untersucht. Die Analyse konzentriert sich auf Überweisungen, Lastschriften und Kredit-/Debitkarten für Einkäufe im Einzelhandel (ausgenommen Scheck-, Bar- und Großhandelszahlungen) in acht repräsentativen Ländern, die rund 80 Prozent des BIP in der EU ausmachen.

Die Zahl der digitalen Zahlungstransaktionen stieg im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr nur um 3 Prozent. Dieser Anstieg war im Vergleich zu früheren Wachstumsraten von rund 10 Prozent jährlich gering, ist nach Ansicht der Studienautoren aber dennoch bemerkenswert, betrachtet man das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Euroraum. Es schrumpfte allein im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Krise, um 6,5 Prozent.

In Europa kam es bei Transaktionen zu einem weiteren Rückgang des Bargeldanteils, da digitale Payments sowohl im Volumen als auch im Wert zulegten und weiterhin oberhalb des nominellen Bruttoinlandprodukts in der EU wuchsen.

Banken verlieren Marktanteile

Dennoch ist zu erwarten, dass die etablierten Banken in einem komplex berechneten Szenario trotz eines absoluten Wachstums bis zum Jahr 2030 Marktanteile abgeben. Die Studienautoren gehen davon aus, dass andere Marktteilnehmer und Innovatoren ihre Anteile am Payments-Markt kontinuierlich ausbauen, während der Anteil der Banken an digitalen Zahlungstransaktionen in den acht Ländern von 88 Prozent im Jahr 2020 auf 86 Prozent im Jahr 2025 und schließlich auf 84 Prozent im Jahr 2030 sinken dürfte.

Zukunft des digitalen Payments in Europa

Die Studienautoren gehen mit Blick auf die Verbraucher davon aus, dass Schnelligkeit, Integration und Sicherheit die bestimmenden Funktionen für Zahlungen bleiben werden. Da Echtzeitzahlungen bald Mainstream sein werden und Standard-APIs die Initiierung von Kontozahlungen nochmals vereinfachen, werden reine Zahlungsanbieter Schwierigkeiten haben, den Verbrauchern einen Mehrwert für ein schnelles und nahtloses Kundenerlebnis zu bieten. Andererseits dürften Kunden immer größeren Wert auf die Sicherheit und Resilienz ihrer digitalen Payments legen, wovon die Hauptkontoinhaber, also in der Regel die Hausbanken profitieren.

Es wird zudem erwartet, dass sich die europäische Normierung und Regulierung weiterentwickelt. Ziel der EU ist die Schaffung eines einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsmarktes, der einen Mehrwert für die Verbraucher schafft und die weltweite Reichweite europäischer Zahlungstools und Zahlungsdienstleister erhöht. Europäische Regulatoren wollen dabei zu Recht vermeiden, die Kostenlast der Payments-Industrie zu steigern, ohne einen klaren Mehrwert für Verbraucher und Händler zu schaffen. Gleichzeitig soll genügend Raum für die Selbstregulierung der Industrie gelassen werden, um Innovationen und Investitionen schnell und unkompliziert an die tatsächlichen Bedürfnisse der Payments-Nutzer anzupassen.

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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