Unternehmenserfolg braucht Vielfalt statt Einfalt
Mit dem Begriff Vielfalt werden heute verschiedene Dimensionen wie Kultur, Erfahrungen, Alter, Geschlecht oder Sprache verbunden. Vielfalt steigert nachweislich die Mitarbeitermotivation, verbessert die Kreativität und Problemlösungskompetenz, steigert die Attraktivität als Arbeitgeber und ist Grundlage für ein erfolgreiches Business in der Globalisierung. All das sichert auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, denn Innovation, effiziente Zusammenarbeit und das Gespür für Zukunftsmärkte können nur dann entstehen, wenn vielfältige Kompetenzen und Talente im Unternehmen beschäftigt sind. Kompetenz im Umgang mit einer vielfältigen Belegschaft wird im Zuge des demografischen Wandels und der Globalisierung immer wichtiger. Erklärt wurde Diversität zu einem positiven Wert erst in den 1970er-Jahren: Im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung und der Frauen- und Schwulenbewegung in den USA kämpften diskriminierte Gruppen für ihre gesellschaftliche Teilhabe. Heute ist Diversity geprägt von folgenden Aspekten:
Internationalisierung
Individualisierung
demografischer Wandel
Wettstreit um Fachkräfte
Pluralisierung der Lebensentwürfe und Arbeitsformen
Vielfältige Mitarbeitendenstruktur.
Dies belegt zugleich, dass Diversity kein Trend ist, sondern eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Unternehmen mit gemischten Teams sind ökonomisch überdurchschnittlich erfolgreich. „Es muss aber auch ein Wissenstransfer zwischen den Generationen sichergestellt werden. Unternehmen sollten eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Erfahreneren und Jüngeren schaffen, damit die Generationen voneinander und miteinander lernen können“, sagt Werner Neumüller, dessen Unternehmensgruppe bereits 2013 die Charta der Vielfalt, eine Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen, unterzeichnet hat. Diversity Management darf die Schaffung einer Kultur des aktiven Alterns nicht ausschließen und sollte dazu beitragen, ältere Menschen länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten und dafür zu sorgen, dass sie so lange wie möglich gesund, aktiv und selbstbestimmt bleiben. Das Alter ist nicht statisch, sondern dynamisch und in ständiger Bewegung. Dessen ist sich auch Werner Neumüller bewusst, der in seiner Unternehmensgruppe deshalb auch auf das Erfahrungswissen, die Arbeitsdisziplin, Loyalität und das Qualitätsbewusstsein der Älteren setzt: „Sie besitzen einen großen Vorsprung im Bereich der Lebens- und Berufserfahrung, jüngere Menschen beherrschen beispielsweise die modernen Technologien besser.“ Es braucht eine effektive Kommunikation zwischen Alt und Jung, damit generationenübergreifend voneinander und miteinander gelernt werden kann.
Diversity ist also kein Selbstzweck oder lästiges Pflichtprogramm, sondern hält das Unternehmen stabil – auch in Krisenzeiten. Diversity macht sich gerade dann besonders bezahlt. So konnten Unternehmen mit einem guten Diversity Management schneller und nachhaltiger auf die Corona-Pandemie reagieren und ihre Mitarbeitenden besser schützen. Das ist vor allem dort gelungen, wo die Förderung und Nutzung der Vielfalt mit einem breiten Maßnahmenkatalog in der Unternehmenskultur integriert ist – mit dem Ziel, auf breiter Ebene zu sensibilisieren sowie Kompetenzen und Impulse für den Arbeitsalltag zu vermitteln.
Viele Unternehmen, vor allem Familienunternehmen, erweitern ihr Diversity Management über das eigene Kerngeschäft hinaus und integrieren es auch in eigene Stiftungen vor allem für Kinder und Jugendliche, in denen es um die Erhöhung der Sozialkompetenz, um Wissensvermittlung, um die Entwicklung von Gemeinschaftsgefühl, Stärkung des Selbstwertgefühls und Wertevermittlung geht. Fairness und Respekt stehen bei allen Aktivitäten im Vordergrund. Im Februar 2021 unterzeichnete die Unternehmensgruppe Krieger + Schramm die Charta der Vielfalt, die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Diversity in der Arbeitswelt voranbringt. Dies ist eine selbstverständliche Folge, die sich aus den Unternehmens- und Stiftungsaktivitäten ergibt: Mit dem Wunsch, das Leben und die Zukunft von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen, wurde 2011 die Dagmar + Matthias Krieger Stiftung (DMK Stiftung) gegründet. „Junge Menschen dabei zu begleiten und zu unterstützen, wie sie ihre Talente entfalten, ihre Träume realisieren und unter menschenwürdigen Bedingungen gesund aufwachsen, ist uns zur Herzenssache geworden“, sagen die beiden Stifter. Sport, Bildung und Kultur werden hier nicht nur auf finanzieller, sondern auch auf emotionaler Ebene umgesetzt. So entsteht mit dem Kasseler Schillerviertel eine Szenegegend, der vor allem für junge Menschen an Attraktivität gewinnen soll. Deshalb wurde der Verein KolorCubes unterstützt, der in Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstler Yongtak Choi das Gesicht von Joseph Beuys auf die bisher eher triste Fassade der Arnold-Bode-Schule portraitierte. Ein weiteres Herzensprojekt ist die Unterstützung des Waisenhauses Mji Wa Salama in Mombasa, wo Kinder warme Mahlzeiten, saubere Kleidung - vor allem aber Liebe und Fürsorge erhalten. Ein durch das Unternehmen finanzierter Anbau soll möglichst vielen Kinder eine Zuflucht bieten, ihnen Hoffnung auf positive Veränderungen vermitteln und nicht das Gefühl der eigenen Verzweiflung und Machtlosigkeit nähren. Auch das ist Vielfalt als Chance – im Kleinen.
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„Die Vielfalt fehlt schon lange“: Tanja Walther-Ahrens zur Neuausrichtung des DFB
Tanja Walther-Ahrens: Sportlich vielfältig oder Sport ohne blöde Lesben und olle Schwuchteln. In: CSR und Sportmanagement. Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. 2. Auflage, SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2019, S. 25-38.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.