Urban Air Mobility: Warum die Zukunft mit Fragen beginnt
Mobilität in der dritten Dimension
Der italienische Maler und Ingenieur Leonardo da Vinci wollte die Realität verstehen, indem er ihre Gesetzmäßigkeiten zu entschlüsseln versuchte. Als Erster erkannte er, dass zeichnerische Entwürfe von Maschinen das perfekte Werkzeug und Hilfsmittel für Forschung und Analyse sind. 1483 skizzierte er ein Flugzeug mit Luftschraube (eine Wendelschraube mit senkrechter Welle und einer Plattform als Nabe). Sein Fluggefährt gilt als ein Vorläufer des modernen Helikopters, auch wenn da Vinci seine Erfindung seinerzeit nicht umsetzen konnte. Seine Visionen wurden Jahrhunderte später Wirklichkeit: Im Jahr 1901 hob der erste Hubschrauber in Berlin ab, und die vertikale Mobilität nahm ihren Anfang. In seinem ZEIT-Artikel„Der Traum vom Zwittern“ zeigt Mario Hommen, dass es sich bei allen historischen Flugautos um „hochtrabende Pläne“ handelte, die nie zu mehr als ein paar Einzelstücken reichten. „Umso erstaunlicher ist es, dass in der jüngeren Vergangenheit an mehreren Serienmodellen gearbeitet wird, die bereits zeitnah auf den Markt kommen sollen.“ Heute stehen „Drehflügler“ besonders im Fokus der Öffentlichkeit: Sie könnten ein wichtiges Bindeglied in der Vernetzung von Verkehrsmitteln werden – als Material- und Warentransporter für Inspektionsaufgaben, aber auch als Lufttaxis, die Anfang 2018 öffentlich noch belächelt wurden: Nach einem Interview im heute-journal erntete Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär (CSU) damals Häme. Heute sind für den Bundesverkehrsminister Flugtaxis längst keine Vision mehr.
Nach Expertenangaben arbeiten weltweit derzeit etwa 75 Unternehmen an der Entwicklung von automatisierten Flugtaxis. Aktuell arbeiten unter anderem Google, Bosch, Autohersteller wie Daimler, Airbus, der Ride-Sharing-Dienst Uber sowie diverse Start-ups an technischen und organisatorischen Konzepten, darunter die deutschen Firmen Lilium Aviation und Volocopter. Eviation gehört zu den zahlreichen Start-ups, die mit elektrisch betriebenen Fluggeräten den Verkehr revolutionieren wollen. Auch Rolls-Royce arbeitet an einem eigenen Flugtaxi-Konzept. Unter der Leitung des ehemaligen Google-X-Chefs Sebastian Thrun und mit Kapital von Alphabet-CEO Larry Page will das Startup Kitty Hawk demnächst autonome Flugtaxidienste in Neuseeland anbieten. Mit dem Startup Lilium in Weßling bei München arbeitet auch eindeutsches Startup an einem ähnlichen Konzept. Audi treibt die Idee der individuell nutzbaren Flugtaxis zusammen mit der Tochter Italdesign und Airbus noch weiter. Experten schätzen, dass ab 2023 der kommerzielle Betrieb startet. Die Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert, dass dann etwa 3.000 Flugtaxis zu diesem Zeitpunkt weltweit im Einsatz sein werden.
In seinem CSR-Buchbeitrag „Mobilität in der dritten Dimension“ geht der Diplom-Ingenieur, Unternehmer, Autor und Investor Werner Neumüller auf Spurensuche in den unendlichen Weiten der Technik und widmet sich der Frage, wie fit unsere Gesellschaft für die Zukunft ist. Neue Technologien und künstliche Intelligenz werden die Städte künftig immer stärker vernetzen und das Mobilitätsverhalten in den kommenden Jahren nachhaltig verändern. Je stärker Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung verändert werden, desto wichtiger ist es allerdings auch, die richtigen Fragen zu stellen:
Die wichtigsten Fragen zum Thema Flugtaxi von A bis Z
Werden die Flugtaxis AUTONOM fliegen?
Wer sind die BETREIBER von Flugtaxis?
Wie viel ENERGIE benötigt fliegen statt fahren?
Wie kann gewährleistet werden, dass Flugtaxis langfristig für die Allgemeinheit FINANZIELL erschwinglich sind und nicht nur eine luxuriöse Beförderungsmethode für eine gut betuchte Klientel darstellen?
Weshalb sollte beim FLIEGEN gelingen, was beim Fahren mit autonomen Autos offenbar doch nicht ganz so einfach ist?
Wer müsste den FLUGBETRIEB in Zukunft regeln?
Wie können schnellstmöglich die GESETZLICHEN GRUNDLAGEN für den Drohneneinsatz geschaffen werden?
Wie kann gewährleistet werden, dass Flugtaxis mit GRÜNEM STROM fliegen, weil sie ansonsten die Klimabilanz und die Umwelt belasten?
Wie ist die HAFTUNGSFRAGE?
Wie funktioniert die ORGANISATION für das Taxifliegen für Kundinnen und Kunden?
Wie viel MASSE müsste ein Lufttaxi mindestens in die Höhe stemmen?
Welche REGELN braucht es für die Instandhaltung oder den Betrieb der Fluggeräte?
Wie kann es gelingen, dass die REGULIERUNG mit dem technischem Wandel Schritt hält?
Werden Menschen überhaupt bereit sein, ihr SCHICKSAL einem Computer als Piloten anzuvertrauen?
Welche Rolle spielen die STÄDTE, mit denen künftig kooperiert werden müsste?
Was sind die Anforderungen an eine START-UND LANDESTELLE?
Kann das STROMNETZ Flugtaxis überhaupt im großen Stil versorgen?
Wie UMWELTFREUNDLICH sind Flugtaxis?
Wie gelingt es, dass alle Flug-Vehikel in der Luft miteinander kommunizieren, um unfallfrei VERNETZT fliegen zu können?
Weiterführende Informationen:
Werner Neumüller: Mobilität in der dritten Dimension. Wie Flugtaxis und vernetzte Infrastrukturen Verkehrsprobleme der Zukunft lösen. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2019.
Alexandra Hildebrandt: Meisterjahre. Die Welt verstehen und selbst gestalten. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 15-30.
Frank Thelen: Startup-DNA - Hinfallen, aufstehen, die Welt verändern. Murmann Verlag, Hamburg 2018.