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„Verantwortung heißt für mich: Antworten haben“: Interview mit Bert Martin Ohnemüller

Wer sich seiner Verantwortung bewusst wird, erfährt sich selbst als Lebensgestalter und nicht als Verwalter. Selbstbestimmte Menschen handeln lieber selbst, bevor sie sich "be-handeln" lassen. Das Interview mit Bert Martin Ohnemüller zeigt, wie wichtig Selbstverantwortung statt passiver Verdrossenheit ist, und wie es gelingt, das eigene Tun nicht als Last, sondern als Lust zu empfinden.

Verantwortung heißt für mich: Antworten haben. Es geht vor allem um Antworten auf die Fragen: Wer bin ich? Warum tue ich, was ich tue? Haben wir Antworten für unser Leben, für unseren Beruf, unsere Karrieren, dann sind wir nicht abhängig von den Umständen, sondern von den von uns getroffenen Entscheidungen. Viele Menschen fühlen sich abhängig von den Umständen und machen diese zum Grund für ihre Unzufriedenheit. Doch wenn wir von den Umständen abhängen, sind wir im Prinzip immer Opfer derselbigen - unser Einfluss ist gering, und wir sind im passiven Zustand des Erduldens. Im Englischen klingt das fasst noch besser: Wir sind entweder "re-activ" oder "responsive" - das ist die response - die Antwort - wieder. Und in der Responsibility steckt zudem das Wort "ability". Deshalb lade ich auch hier die Menschen zum pro aktiven Perspektivenwechsel ein: Nur wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wird dadurch zum Kapitän auf seinem eigenen Schiff. Dies gilt aus meiner Sicht zumindest für die meisten "first world people".

Vor allem Selbstreflexion, den Blick nach innen, denn nur wer sich selbst versteht, kann andere Menschen verstehen ...

Das emotionale Grundgerüst ist eben ein Gerüst und nicht der Kern. Ich behaupte, dass jeder Mensch seine einzigartige Geschichte und Aufgabe hat. Unabhängig vom Gerüst sind wir eingeladen herauszufinden, wer wir wirklich sind, und das Geschenk, unsere Einzigartigkeit in diese Welt einzubringen. Was wir aber dringend benötigen, ist die Bereitschaft, nach innen zu schauen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Es geht hier genau um die Frage, wie wir von der Verantwortung zur Selbstverantwortung kommen. Viel zu oft bleiben wir im Selbstzweifel stecken, unsere Ziele sind uns gar nicht klar, warum soll ich überhaupt Verantwortung übernehmen? Eigentlich ist es doch viel einfacher, wenn wir den Umständen oder anderen die Schuld geben können - für das, was ist und für unser eigenes Unglück. Es geht aus meiner Sicht darum, uns selbst und die Menschen in unserem Umfeld immer und immer wieder daran zu erinnern, wer wir bzw. sie eigentlich sind. Übernehmen wir Verantwortung! Und wenn wir gegen die nächste Wand laufen. Vergessen wir nicht die Lektion, die wir von der Wand lernen können.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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