Dumm gelaufen? Wer jetzt genau? | © Getty Images

Verlaufen auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch – Warum Recruiting mehr Einfühlungsvermögen braucht

Neulich hat sich ein Kandidat verlaufen. Auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch. Nicht wegen fehlender Motivation. Nicht wegen mangelnder Vorbereitung. Sondern, ganz banal: Er hat das Büro nicht gefunden.

Ein Einzelfall? Leider nicht.
In den letzten Monaten häufen sich genau solche Rückmeldungen.
Trotz klarer Adresse. Trotz Terminbestätigung. Trotz Kalenderlink.

Und mein erster Gedanke war:
Habe ich etwas übersehen?

Ich organisiere Interviews seit Jahren.
Sorge für reibungslose Abläufe, gebe Hinweise zu Ansprechpartnern, Unterlagen, Gesprächsstruktur.
Und klar – die Adresse ist immer dabei.

Aber eine Wegbeschreibung?
Die habe ich bisher für überflüssig gehalten.

Weil ich dachte: Wir reden hier von Erwachsenen.
Oft mit Berufserfahrung. Aus der gleichen Stadt.
Die finden schon hin.

Tja – vielleicht war das zu optimistisch.
Denn wer zu einem Vorstellungsgespräch geht, ist oft nicht bei sich selbst.
Der Kopf ist voll: Wie wirke ich? Was sage ich als Erstes? Hoffentlich habe ich keine Tomatensoße auf dem Hemd.

Und in dieser Anspannung reicht manchmal ein unklar beschriftetes Klingelschild oder ein Hinterhof ohne Beschilderung – und schon beginnt der Stress.

Was wäre, wenn Recruiting nicht nur effizient, sondern auch freundlich gedacht wäre?

Wir reden viel von Candidate Experience.
Wir designen Prozesse, schalten Anzeigen, optimieren Funnel.
Aber die einfachste Geste – eine kurze Wegbeschreibung – fällt dabei gerne unter den Tisch.

Nicht aus bösem Willen. Sondern, weil wir uns angewöhnt haben, Professionalität mit Distanz zu verwechseln.

Dabei ist genau das der Punkt:
Es geht nicht darum, Menschen an die Hand zu nehmen.
Es geht darum, sie willkommen zu heißen.

Und ja – eine Wegbeschreibung ist kein strategisches HR-Tool.
Aber vielleicht ist sie genau das Detail, das den Unterschied macht.
Zwischen „funktional“ und „menschlich“.
Zwischen „Pflicht“ und „Willkommen“.

Ich mache das jetzt.
Nicht, weil es in einem Recruiting-Handbuch steht.
Sondern weil es zeigt: Wir meinen es ernst mit guter Erfahrung.

Und Sie? Wann haben Sie zuletzt etwas scheinbar Überflüssiges getan – einfach, weil es jemandem geholfen hat?

Ika Amonath schreibt über Employer Branding, Recruiting Insider, Personalvermittlung, Job & Karriere

Recruiting und Ika = 🤝 Ika hat nicht nur einen Podcast und schreibt spannende Artikel: Vielmehr vermittelt sie Fach- und Führungskräfte per Direktansprache für verschiedene Branchen, hilft in Fragen zu Personal Branding wie Employer Branding und genießt an ihrem Job, das kein Tag gleich ist.

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