Mit Residential Proxies verschleiern Angreifer ihren schädlichen Datenverkehr. (Quelle: siiixth - 123RF)

Versteckt im Heimnetz: So gefährlich sind Residential Proxies

Cyberkriminelle passen sich immer schneller an moderne Abwehrstrategien an – und nutzen zunehmend Residential Proxies, um Schutzmechanismen gezielt zu umgehen. Ein aktueller Bericht von Trend Micro zeigt, wie kompromittierte Endgeräte von Privatnutzern zum Einfallstor für gezielte Angriffe auf Unternehmen, E-Commerce-Plattformen und Behörden werden.

Residential Proxies vermitteln Internetverbindungen über scheinbar normale Haushaltsgeräte wie Router, Smartphones oder Smart-TVs. So verschleiern Kriminelle nicht nur ihre Identität, sondern täuschen auch legitimen Datenverkehr vor. Die Anbieter dieser Dienste betreiben ein zunehmend professionelles Geschäftsmodell mit riesigen IP-Pools, rotierenden Adressen und Modulen für spezifische Angriffsformen – bis hin zu vorinfizierten Geräten.

Schwer zu entdecken

Im Untergrundmarkt verdrängen Residential Proxies laut einer Analyse von Trend Micro damit zunehmend das klassische Bulletproof Hosting. Denn während Rechenzentrums-Proxys vergleichsweise leicht zu erkennen und zu blockieren sind, mischen sich Verbindungen über private IPs unauffällig in den normalen Datenverkehr. Ob Scraping, Bot-Aktivitäten, Passwortangriffe oder Geofencing-Umgehungen – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und schwer zu detektieren.

Modulare Softwarearchitekturen sorgen dafür, dass die Funktionen dieser Proxies flexibel erweiterbar sind – etwa um gezieltes Website-Scraping oder das Umgehen von Fraud-Detection-Systemen. Besonders problematisch: In vielen Fällen geschieht die Nutzung ohne Wissen der Gerätebesitzer, etwa über kostenlose Apps mit versteckter Proxy-Funktionalität.

Fingerprinting und KI als Gegenmaßnahme

Doch es gibt auch Gegenmaßnahmen. Neue Fingerprinting-Techniken wie JA4+ erlauben es, verdächtige Netzwerkverbindungen anhand technischer Merkmale zu erkennen – beispielsweise anhand der TCP-Paketstruktur oder der Reihenfolge von Header-Optionen. Trend Micro rät dazu, IP-Adressen nicht pauschal zu blockieren, sondern verdächtige Muster mit KI-gestützten Methoden und dynamischen Schutzmechanismen zu analysieren und zu klassifizieren.

Unternehmen sollten ihre Sicherheitsstrategien anpassen: Statt sich nur auf klassische IP-Reputation zu verlassen, sind tiefere Verhaltensanalysen und KI-basierte Systeme gefragt. Auch Endnutzer sind gefordert: Sie sollten keine Anwendungen installieren, die im Gegenzug zur "kostenlosen Nutzung" ihre Bandbreite für unbekannte Zwecke freigeben. Wie genau Residential Proxies funktionieren und wie sie sich erkennen lassen, lesen Sie im vollständigen Bericht von Trend Micro.

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