Navigation überspringen
article cover
Vier Dax-Konzerne bieten gute Chancen auf weiter steigende Dividenden. - Imago, AP
Premium

Vier außergewöhnliche Dividenden-Überraschungen

Wenn Unternehmen ihre Ausschüttung unerwartet stark erhöhen, steigt deren Aktienkurs. Vier Konzerne im Leitindex bieten beste Voraussetzungen für weiter steigende Dividenden.

Düsseldorf. Vier der 40 Dax-Titel haben in diesem Jahr für eine große Überraschung gesorgt: Ihre Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr fällt 2024 um mehr als zehn Prozent höher aus, als es Analysten im Vorfeld im Durchschnitt prognostiziert hatten. Bei einer Aktie sind es sogar mehr als 20 Prozent, bei einer sogar mehr als 40 Prozent.

Solch positiven Nachrichten bescheren der Aktie zusätzliche Kursgewinne, weil Anleger damit im Vorfeld nicht rechnen konnten. Doch entscheidend für das Potenzial ist, ob sich die Unternehmen ihre unerwartet stark angehobenen Ausschüttungen leisten können. Noch wichtiger ist, wie hoch die Verlässlichkeit ist, dass die stark gestiegenen Dividenden keine Einmalüberraschung, sondern die Basis für weiter steigende Ausschüttungen sind.

Die Handelsblatt-Bilanzanalyse zeigt: Alle vier Aktien haben viel Potenzial dafür. Ein Titel ganz besonders, zumal das Unternehmen seine Ausschüttung zuletzt vor mehr als fünf Jahrzehnten gesenkt hat.

Allianz-Aktie: Höchste Rendite, niedrigste Bewertung

Mit 13,80 Euro je Aktie erhalten Aktionäre nach der Hauptversammlung am 8. Mai 15 Prozent mehr, als Analysten im Vorfeld durchschnittlich prognostiziert hatten. Die Schätzungen lagen bei zwölf Euro.

Neue konzerneigene Politik des Versicherers ist es, künftig 60 anstatt wie bisher 50 Prozent des um Sondereffekte bereinigten Nettogewinns auszuschütten. Seit der Finanzkrise und dem Geschäftsjahr 2009 hat die Allianz ihre Dividende nicht mehr gesenkt.

Aus der anstehenden Dividende errechnet sich eine hohe Dividendenrendite von fünf Prozent. Das ist mehr, als mit Anleihen solider Staaten und Unternehmen zu holen ist. Gemessen an den steigenden Gewinnen – nach 8,5 Milliarden Euro Nettogewinn 2023 rechnen Analysten im laufenden Jahr im Schnitt mit 9,5 Milliarden Euro – und der verlässlichen Ausschüttungspolitik ist die Aktie attraktiv bewertet.

Auf dem aktuellen Kursniveau bezahlen Anleger den Konzern und heruntergerechnet jeden Anteilsschein mit dem 13,5-fachen Jahresnettogewinn. Basis dafür sind die Gewinne aus den jüngsten vier Quartalen. Berechnet auf Grundlage der erwarteten Gewinne in den nächsten vier Quartalen, sinkt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf elf. Keine Aktie in diesem Ranking ist so niedrig bewertet – und hat zugleich eine so hohe Dividendenrendite.

Auch steht einer weiteren Dividendenerhöhung nichts im Weg, denn mit der Ausschüttungssumme von 5,4 Milliarden Euro bleibt genügend Puffer für unerwartete Gewinneinbrüche.

Munich-Re-Aktie: Dividende seit 45 Jahren nicht mehr gesenkt

Mit 15 Euro pro Aktie schüttet Munich Re so viel aus wie kein anderer Dax-Konzern. Gegenüber dem Vorjahr steigt die Dividende deutlich um 3,40 Euro. Analysten hatten im Schnitt „nur“ mit 12,40 Euro gerechnet. Damit liegt die Dividende um 21 Prozent über den vorangegangenen Prognosen.

Auf Basis der Ausschüttung, die Aktionäre am 25. April überwiesen bekommen, errechnet sich eine stattliche Dividendenrendite von 3,4 Prozent. Mit einem KGV von gut elf auf Basis der für die nächsten vier Quartale prognostizierten Nettogewinne ist die Aktie niedrig bewertet.

Weniger Hurrikane und daraus resultierend weniger finanzielle Ansprüche haben dem weltweit größten Rückversicherer zu höheren Gewinnen verholfen. Darüber hinaus sorgten die gestiegenen Zinsen für höhere Erträge.

Eines der stärksten Kaufargumente sind zuverlässige Gewinne und noch verlässlichere Dividenden. Diese sind seit 1969 nie gesunken. Solche Aktien werden vor allem in schwächeren Zeiten gesucht.

Nach 4,6 Milliarden Euro Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr prognostizieren Analysten für das laufende Jahr im Schnitt gut fünf Milliarden Euro. Die Dividende dürfte leicht weitersteigen. Die Schätzung liegt bei 15,10 Euro je Aktie. Mit einer Ausschüttungssumme von zwei Milliarden Euro – bei einem mehr als doppelt so hohen Nettogewinn – bietet die Aktie eine attraktive Ausschüttungsquote.

13 von 23 Analysten raten zum Kauf der Aktie, sieben zum Halten und drei zum Verkauf. Das ist eine vergleichsweise schlechte Analystenquote. Ein Grund dafür ist der stark gestiegene Aktienkurs. Seit dem Dax-Corona-Crash im Frühjahr 2020 hat sich der Kurs verdreifacht.

Beiersdorf-Aktie: 43 Prozent mehr Dividende als erwartet

Die wohl größte Dividendenüberraschung unter allen Dax-Titeln gelang Beiersdorf. Der Konsumgüterkonzern will nach seinem Jahres-Aktionärstreffen am 18. April einen Euro je Aktie ausschütten, nachdem das Unternehmen 14 Jahre in Folge eine unveränderte Dividende von 0,70 Euro gezahlt hatte.

Analysten und auch das Handelsblatt waren sich im Vorfeld sicher, dass es auch diesmal wieder nur 70 Cent geben würde. Nun werden es 43 Prozent mehr als erwartet. Das ist der größte prozentuale Anstieg im Dax in diesem Jahr.

Der Konzern profitiert von der Inflation: Beiersdorf hat die Kostensteigerungen genutzt, die Preise zu erhöhen. 60 Prozent des Wachstums seien auf die höheren Preise zurückzuführen, bestätigte Finanzchefin Astrid Hermann. Dies führte zwar zu langwierigen Verhandlungen mit einzelnen Einzelhandelskonzernen.

Verbraucher merken dies, weil es zeitweise bestimmte Produkte nicht gibt. Doch am Ende setzt sich Beiersdorf so gut wie immer durch – eben weil die Konsumenten nicht auf Nivea, Eucerin und andere Marken verzichten wollen.

Nach 736 Millionen Euro Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr rechnen Analysten im Schnitt in diesem Jahr mit knapp einer Milliarde Euro. Damit steht einer weiteren Dividendenanhebung nichts im Weg, zumal die Ausschüttungssumme von 227 Millionen Euro immer noch sehr gering ist. Die letzte Senkung gab es im Geschäftsjahr 2009.

Ein Wachstumstreiber sind hochpreisige Cremes, etwa gegen Pigmentflecken. „Wir wollen das Portfolio im Bereich Premiumhautpflege stärken“, sagte Konzernchef Vincent Warnery und fügte hinzu: „Wir haben die Finanzkraft und die Unterstützung des Aufsichtsrats."

Die Voraussetzungen dafür sind gut: Die Bilanz weist rund viereinhalb Milliarden Euro Nettoliquidität aus. Um so viel Geld übersteigen die Barbestände die Schulden – was für börsennotierte Konzerne ungewöhnlich ist.

Rheinmetall-Aktie: Rasantes Gewinn- und Dividendenwachstum

Mit 5,70 Euro je Aktie erhalten Aktionäre kurz nach der Hauptversammlung am 14. Mai ein Drittel mehr als im Vorjahr und zwölf Prozent mehr, als Analysten im Vorfeld mit durchschnittlich 5,10 Euro prognostiziert hatten. Die Dividendenrendite ist trotzdem mit nur 1,1 Prozent unterdurchschnittlich hoch.

Doch das ist ein Luxusproblem, denn Grund dafür ist der stark gestiegene Aktienkurs: plus 120 Prozent in den vergangenen sechs Monaten, fast 500 Prozent auf Sicht der vergangenen drei Jahre. Deutschlands größter Rüstungskonzern profitiert von den Krisen und Kriegen in der Welt – und ein Ende scheint nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Sollte der designierte Kandidat der amerikanischen Republikaner, Donald Trump, neuer US-Präsident werden, dürften Deutschland und Europa ihre Verteidigungsausgaben noch weiter erhöhen, weil sie sich auf den Schutz der Vereinigten Staaten nicht mehr uneingeschränkt verlassen können.

Zwischen 2014 und 2022 wuchsen die Militärhaushalte der Nato-Staaten im Schnitt um 2,5 Prozent pro Jahr. 2023 zeichnet sich nach Konzernangaben dagegen ein deutlich größerer Zuwachs von mehr als acht Prozent ab. Dank der steigenden Verteidigungsbudgets rechnet Rheinmetall bis 2026 nahezu mit einer Verdoppelung seines Umsatzes auf 13 bis 14 Milliarden Euro. Rund die Hälfte des kalkulierten Umsatzes für 2026 sind dabei bereits als Aufträge in den Büchern enthalten.

Nach 535 Millionen Euro Nettogewinn im vergangenen Jahr prognostizieren Analysten für das laufende Geschäftsjahr im Durchschnitt 886 Millionen Euro und für 2025 mehr als eine Milliarde Euro.

Mit Blick auf das kommende Jahr steigen die Dividendenerwartungen weiter: 7,70 Euro sagen Fachanalysten im Schnitt voraus. Das wäre eine neuerliche Steigerung um 35 Prozent.

Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. Mit 247 Millionen Euro reicht Rheinmetall in diesem Jahr etwas weniger als die Hälfte seines Gewinns an die Aktionäre weiter. Das lässt Luft für weitere Steigerungen, solange der Gewinn zulegt. Die letzte Dividendensenkung datiert aus dem Geschäftsjahr 2010.

Angesichts des stark gestiegenen Kurses ist die Aktie mit einem KGV von knapp 39 auf Basis der Gewinne in den abgelaufenen vier Quartalen hoch bewertet und damit teuer. Allerdings sinkt das KGV deutlich auf knapp 23, wenn es um die erwarteten Firmengewinne in den nächsten vier Quartalen geht.

Die Aktie wächst also dynamisch in ihre Bewertung hinein und erfüllt damit ein typisches Merkmal eines „Growth“-Titels, wie es sonst eher in der Technologiebranche üblich ist.

Vier außergewöhnliche Dividenden-Überraschungen

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier.

Artikelsammlung ansehen