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Vision einer ressourcenschonenden Gesellschaft: Circular Economy als Wirtschaftsmodell der Zukunft

Chancen der Kreislaufwirtschaft

Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen gehört zu den wichtigsten Herausforderungen, die wir heute bewältigen müssen, wenn wir auch in Zukunft unsere Lebensqualität bewahren wollen. Der Grundsatz der Nachhaltigkeit - kluge Entscheidungen treffen, die unsere Lebensumstände verbessern, ohne unsere Zukunftschancen zu beeinträchtigen – ist mit Kreisläufen verbunden und beginnt zuerst mit der Erkenntnis, dass wir in einer Welt endlicher Ressourcen leben. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen fordert die Staatengemeinschaft auf, nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu gewährleisten und den Ressourcenbedarf erheblich zu verringern. Eine Möglichkeit, um dieser Herausforderung zu begegnen, sind Konzepte einer ambitionierten Circular Economy. Sie gilt als Wirtschaftsmodell der Zukunft, weil sie

• die Umwelt schont.

• die eingesetzten Rohstoffe länger und häufiger nutzt als dies bislang der Fall ist.

• neue Geschäftsmodelle und Einkommensquellen erschließt.

Das geht aus einer Studie des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hervor, die bereits Ende Juni 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Accenture Strategy hat unter Mitwirkung der Ökopol GmbH für den RNE die Studie „Chancen der Kreislaufwirtschaft für Deutschland – Analyse von Potenzialen und Ansatzpunkten für die IKT-, Automobil- und Baustoffindustrie“ zu diesem Thema erarbeitet. Am Beispiel von drei Stoffströmen wird gezeigt, dass eine ambitionierte Kreislaufwirtschaft auch unter den heutigen Rahmenbedingungen möglich ist. Exemplarisch werden die Internet- und Kommunikationsbranche (IKT-Branche), die Automobilindustrie und die Baubranche an den Produkt-Beispielen Internet-Router, Traktionsbatterie und Gips betrachtet.

Im Bereich Consumer Electronics ist Recycling bereits eine elementare Ressourcenquelle. Die digitale Vernetzung veranlasst nun auch Automobilhersteller und Maschinenbau, sich mit Circular Economy zu beschäftigen. Das Recycling der teuren Batterien spielt dabei eine wesentliche Rolle. Durch neue Geschäftsmodelle bleiben Produkte, Werkzeuge oder Maschinen während des gesamten Lebenszyklus im Besitz der Hersteller. Leider wird das Potenzial der Kreislaufwirtschaft derzeit noch nicht voll ausgeschöpft: „Eingesetzte Rohstoffe gelangen über den Lebenszyklus eines Produktes hinaus nicht wieder in den Produktionsprozess zurück. Im Wesentlichen haben wir immer noch eine Linearwirtschaft, keine Kreislaufwirtschaft“, schreiben Günther Bachmann, Generalsekretär des RNE, und Alexander Holst, Managing Director bei Accenture Strategy Sustainability im Vorwort der Studie. Das sei „ökologisch fatal, ökonomisch leichtfertig und sozial wenig intelligent“.

Deutschland hat das Potenzial, Vorreiter der Kreislaufwirtschaft und als Technologieführer in vielen Umwelttechnologien bis 2020 die ressourceneffizienteste Volkswirtschaft zu werden. Dabei ist es wichtig, knappe oder umweltbelastende Ressourcen durch besser verfügbare zu ersetzen und der Wiederverwertung und dem Recycling Vorrang zu geben vor dem Abbau neuer Rohstoffe: reduce – reuse – recycle. Damit werden dem Immer-Mehr, Immer-Schneller und der Überschreitung der ökologischen Grenzen zahlreiche Möglichkeiten sinnvollen Tuns entgegengesetzt. Wie das im Unternehmenskontext funktioniert, zeigt das Beispiel memo AG: Bei diesem Onlineanbieter kann man Bürobedarf, Schreibwaren, Büromöbel und Bürotechnik ökologisch und fair einkaufen. Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation beim Ökoversender, bemerkt, dass hier ausschließlich langlebige Produkte geführt werden, deren Lebensdauer sich in Jahren bemisst – und die auch später kein Abfallproblem darstellen. „Wenn es Alternativen gibt, werden keine Einwegprodukte eingesetzt. Zudem bitten wir für einige Artikel kosten- und ressourcenschonende Nachfüllmöglichkeiten an. Gerade bei Druckerverbrauchsmaterialien, die im gewerblichen Bereich in großen Mengen benötigt werden, lassen sich durch den Einsatz von Recyclingprodukten enorme Materialeinsparungen erzielen.“ Deshalb finden Kunden im Sortiment für eine große Auswahl gängiger Drucker-, Kopier- und Faxgeräte auch recycelte und wiederbefüllte Patronen bzw. Druckköpfe und Tonermodule sowie bei Schreibgeräten die passenden Nachfülllösungen. Nicht nur die klassische Ersatzmine für den Kugelschreiber oder den Druckbleistift, sondern auch Refill-Tinten für z.B. Text-, Whiteboard- und Permanentmarker gehören dazu.

Der Listungsprozess des Unternehmens orientiert sich an den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Sozialverträglichkeit und Ökonomie – ergänzt um den Faktor Qualität. „Wesentlich sind Faktoren wie verwendete Materialien, ressourcenschonende Herstellung, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der Produktion, fairer Handel, energieeffizienter Verbrauch, sparsame und recyclingfähige Verpackung, möglichst geringe oder gar keine gesundheitliche Belastung des Verbrauchers, die Recyclingfähigkeit bzw. die problemlose Rückführung des Produkts in natürliche Kreisläufe, Praxistauglichkeit, Reparaturfähigkeit, Langlebigkeit und Qualität und letztlich ein fairer Preis“, so Claudia Silber.

An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass Zukunft ganzheitliche Lösungen benötigt und sich Kreislaufwirtschaft nicht auf herkömmliches Recycling reduzieren lässt. Sie erfordert weitaus mehr – beispielsweise auch, dass der kreislauffähige Einsatz von Rohstoffen bereits beim Produktdesign berücksichtigt wird.

Dabei werden drei zentrale Ansätze unterschieden:

• Materialwahl: Materialien sollten sich für einen Wiedereinsatz ohne Qualitätsverlust eignen.

• Nutzungsdauer: Die Nutzungsdauer der Produkte sollte verlängert werden (z.B. durch ein intelligentes Produktdesign, das Reparatur ermöglicht).

• Energieeffizienz: Die Produktion und Nutzung der Produkte soll so energieeffizient sein wie möglich.

Weiterführende Informationen:

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen von Amazon Media EU S.à r.l. 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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