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Von der Rolle: Wissenswertes zum Wertstoff Recyclingpapier

Die Altpapier-Einsatzquote beträgt seit 2016 für Deutschland 74 %. Für jedes Papierprodukt - mit Ausnahme von Hygiene- und Spezialpapieren – ist die Chance besonders groß, im Recyclingkreislauf stofflich wiederverwertet zu werden.

In den 1970er Jahren galt Altpapier als Abfall – heute ist es ein Wertstoff. Um 2,5 Kilo Recyclingpapier herzustellen, werden etwa 2, 8 Kilo Altpapier benötigt. Für die gleiche Menge Frischfaserpapier sind 7,6 Kilo Holz erforderlich. Die Herstellung von Frischfaserpapier belastet die Umwelt enorm - deshalb sollten wann immer möglich Recyclingpapiere genutzt werden. Die Fasern aus Altpapier können laut einer Studie der TU Darmstadt nahezu unendlich wiederverwendet werden. Schon seit Jahren ist hier das Thema Recycling ein wesentlicher Schwerpunkt der Aktivitäten am Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik (PMV). Dies betrifft die Entwicklung und Optimierung von Trennprozessen für die Aufbereitung von Altpapier sowie die Methodenentwicklung zur Charakterisierung der Rezyklierbarkeit von Papierprodukten und daraus abgeleiteten Fragestellungen zur Optimierung von Produkten hinsichtlich ihrer Rezyklierbarkeit.

Schon im 18. Jahrhundert, zur Zeit Goethes, tauchte in Frankreich und in England die neue Wortprägung „Ressource“ auf. Bei diesem Begriff handelt es sich um eine Naturmetapher: „Source“ ist die Vorstellung von einer Quelle, aus der das Wasser fließt und nachfließt – Re-Source. Die Assoziation an den natürlichen, lebendigen Zyklus des Wassers, an Stetigkeit und Nachhaltigkeit schwingt ursprünglich mit. Um Vorreiter der Kreislaufwirtschaft zu werden muss Deutschland knappe oder umweltbelastende Ressourcen systematisch durch besser verfügbare Ressourcen ersetzen und der Wiederverwendung und dem Recycling Vorrang geben vor dem Abbau neuer Rohstoffe. Auch Öko-Pioniere wie der nachhaltige Versandhandel memo setzen auf die neuen Wertschöpfungsketten: reduce – reuse – recycle. Das bedeutet: „weniger produzieren, das Wenige langlebig machen, immer wieder verändern und neu nutzen, wenn es abgenutzt ist, wieder in den Stoffkreislauf einbringen, upcyceln, womöglich etwas noch Wertvolleres daraus machen.“ (memo Nachhaltigkeitsbericht)

Papier spielt in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle, denn es wird in großen Mengen verkauft und hat eine hohe Alltagsrelevanz. Auch memo verwendet seit jeher für den internen Bedarf und für jegliche Geschäftskorrespondenz ausschließlich 100 Prozent Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“, das zu 100 % aus Altpapier hergestellt wird. Das älteste Umweltzeichen der Welt wird vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt vergeben. Alle Printmedien werden bei memo ebenfalls auf Recyclingpapier gedruckt. Das eigene Papiersortiment umfasst eine große Auswahl an Recyclingpapieren. Diese Maßnahmen sollen auch ein Zeichen setzen, denn gerade dort, wo Papier in großen Mengen verbraucht wird, erzielt der Einsatz von Recyclingpapier positive Effekte für Mensch, Umwelt und Klima. Der Anteil von Recyclingpapier bei Büropapieren ist in den vergangenen Jahren generell gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung sind die Potenziale allerdings noch längst nicht ausgeschöpft, denn es halten sich zuweilen noch Vorurteile, die inzwischen aber klar widerlegt sind. Sie abzubauen ist jedoch ein zeitintensiver Prozess. Auch der Versandhändler leistet regelmäßig Überzeugungsarbeit gegen hartnäckige Vorurteile hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit von Recyclingpapier in der Praxis.

Recyclingpapier aus 100 % Altpapier benötigt bei der Herstellung ca. 60 % weniger Energie, 70 % weniger Wasser, und es werden 63 % CO2-Emissionen eingespart. Die Kopierbarkeit ist gleichwertig gegenüber Frischfaser-Papier. Zudem ist Recyclingpapier nicht teurer als Frischfaser-Papier. In größeren Mengen ist es sogar 10 bis 15 % billiger als vergleichbares Frischfaser-Papier. Recyclingpapier ist außerdem hygienisch, weil bei der Herstellung alle Bakterien und Keime durch Erhitzen auf 100°C abgetötet und Schadstoffe entfernt werden. Das bestätigen auch Institutionen wie Stiftung Warentest und das Bundesamt für Materialprüfung, die mehrfach Recyclingpapiere unterschiedlicher Sparten testeten. Ebenso wurden Recycling-Kopierpapiere auf ihre Alterungsbeständigkeit hin geprüft. Demnach sind die Recyclingpapiere einige hundert Jahre problemlos archivierbar.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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