Heizungen sollten weder durch Möbel noch durch Vorhänge verdeckt werden.
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Von Thermostaten bis zur Rollladen-Regel: Zwölf Tipps zum Energiesparen in Büro und Homeoffice

Die Zahl der Stromfresser am Arbeitsplatz ist groß. Experten geben Tipps, wie Sie diese erkennen und den Energieverbrauch messbar senken.

Strom- und Gaspreise steigen rasant. Die Energiekrise spitzt sich in der kalten Jahreszeit zu, Sparen ist angesagt. Viele Menschen versuchen daher, ihren Verbrauch zu reduzieren – zu Hause im Homeoffice oder im Büro.

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Egal ob Lampen, Laptop oder Heizung, die gute Nachricht lautet: Schon durch kleine Veränderungen lässt sich der Energieverbrauch während der Arbeitszeit gut senken. Das Handelsblatt hat einen privaten Energieberater und Experten der Verbraucherzentrale und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gefragt, wo die größten Einsparpotenziale liegen. Das sind ihre zwölf besten Tipps für das Büro und das Homeoffice.

1. Tipp zum Energiesparen: Heizungen sollten freistehen

Lisa Efkemann ist Projektleiterin bei der Bode Planungsgesellschaft für Energieeffizienz und rät, genau auf die Heizkörper zu schauen. Stehen Möbel wie Schreibtisch oder Sessel davor, sollten sie umgestellt werden. Auch Vorhänge sollten die Wärmespender nicht verdecken. „Nur so kann kühlere Luft zuströmen und der Heizkörper effizient arbeiten“, sagt sie.

Der simple Kniff hat große Wirkung. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz liegt das Einsparpotenzial bei bis zu zwölf Prozent. Außerdem empfiehlt die Expertin, keine nassen Handtücher oder Kleidung auf Heizkörpern zu trocknen – denn um die Feuchtigkeit zu verdunsten, brauche die Heizung noch mal extra Energie.

2. Effizient heizen

„Energie lässt sich am effizientesten da einsparen, wo am meisten verbraucht wird, also bei der Heizung“, sagt Claudia Oberascher, Fachgebietsleiterin Energieeffizienz vom BDEW. Die Rechnung ist einfach: Jedes Grad kühler bedeutet rund sechs Prozent weniger Verbrauch. Wer also bei 19 statt bei 22 Grad am Schreibtisch sitzt, hat seinen Bedarf an Gas um 18 Prozent gesenkt. Wichtig ist zudem, die Heizkörper regelmäßig zu entlüften. Laut Klimaministerium können Sie so zusätzlich jährlich 1,5 Prozent Energie einsparen.

3. Rollläden herunterlassen

Gibt es im Büro oder im Arbeitszimmer Rollläden, könnten auch diese beim Energiesparen helfen, sagt Gerhild Loer, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Denn: Durch die heruntergelassenen Lamellen bildet sich eine dämmende Luftschicht zwischen dem Fenster und dem Rollladen. So kann weniger Wärme entweichen. „Man muss nicht im Dunkeln im Büro sitzen“, sagt Loer. „Aber nach Sonnenuntergang sollte man die Rollläden herunterlassen.“

4. Temperatur an Zeiten anpassen

Um Energie zu sparen, ist es sinnvoll, die Raumtemperatur im Büro und Arbeitszimmer den Arbeitszeiten anzupassen. „Das funktioniert am besten mit programmierbaren Thermostaten“, sagt Loer. So werde in der Zeit, in der niemand das Büro oder Arbeitszimmer nutzt, nicht unnötig viel geheizt.

Verlassen die Angestellten das Büro um 17 Uhr, sollte laut der Expertin der Thermostat so programmiert sein, dass sich die Temperatur um 16 Uhr senkt. Am nächsten Tag sollte die Temperatur eine Stunde vor Arbeitsbeginn wieder steigen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt über Nacht eine Raumtemperatur von mindestens 16 Grad.

5. Richtig lüften

Auch wenn es draußen kalt ist und Heizenergie gespart werden soll: Ohne Lüften geht es nicht. Dabei sollten Sie aber unter keinen Umständen Ihre Heizkörper vergessen. „Erst runterdrehen und später wieder hoch“, sagt Oberascher vom BDEW. „So geht nicht zusätzliche Wärmeenergie verloren.“

Stoßlüften sei dabei energiesparender als das Lüften mit dauerhaft gekipptem Fenster. Oberaschers Tipp: alle Fenster auf, kräftig durchlüften, danach Fenster wieder schließen. „Anstatt nach 30 Minuten ist so nach fünf Minuten genug frische Luft im Raum“, sagt auch Verbraucherzentrale-Expertin Loer.

6. Schwachstellen an Türen und Fenstern abdichten

Durch das Abdichten von Fenstern und Türen kann laut Lisa Efkemann von der Planungsgesellschaft Bode ebenfalls eine Menge Heizkosten eingespart werden. Hier würden bereits einfache Maßnahmen wie elastische Dichtungsbänder, Dichtprofile oder Bürstendichtungen helfen. Wichtig hierbei: Je besser die Abdichtung, desto mehr muss auf das richtige Lüften geachtet werden.

7. Mit Hausmeister und Reinigungskräften sprechen

„Die ganze Sparerei bringt nichts, wenn nicht alle mitgenommen werden“, sagt Loer. Auch die Reinigungskraft müsse darauf hingewiesen werden, dass sie abends nicht mehr die Heizung in den Toilettenräumen anstellen soll, damit der Boden nach dem Wischen schneller trocknet. Ebenso sei es ratsam, mit dem Hausmeister zu sprechen. Dieser könne zum Beispiel abends noch einmal kontrollieren, ob alle Heizungen runtergedreht sind.

8. Sparsam umgehen mit warmem Wasser

BDEW-Expertin Oberascher sagt: „Wer sich die Hände wäscht oder Geschirr spült, sollte grundsätzlich darauf achten, dass warmes Wasser nicht ungenutzt im Abfluss verschwindet.“

Um Energiekosten zu sparen, sei es zudem ratsam, sich nur mit kaltem Wasser die Hände zu waschen. Wer Angst um die nötige Hygiene hat, kann beruhigt sein: Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat die Wassertemperatur keinen Einfluss auf die Reduktion von Viren und Bakterien – stattdessen ist viel wichtiger, wie lange sich jemand die Hände wäscht und wie gründlich er sich diese einseift.

9. Lieber Laptop statt Computer nutzen

Bei der Wahl zwischen Laptop und PC sollten Sie sich für den Laptop entscheiden. Denn laut BDEW braucht ein Desktop-PC etwa 60 Watt Leistung, wohingegen ein herkömmlicher Laptop mit rund 15 Watt auskommt. Wer also seinen PC durch einen Laptop ersetzt, kann bis zu 75 Prozent Strom einsparen.

10. Router ausschalten

„Der Router ist ein Dauerverbraucher“, sagt Oberascher vom BDEW. Deshalb sollte dieser laut der Expertin wie viele andere technische Geräte über Nacht ausgeschaltet werden. Wem das zu viel Aufwand ist, der könne auch auf einen Router umsteigen, der über einen automatischen Energiesparmodus verfügt. Dieser werde dann aktiviert, wenn eine gewisse Zeit niemand das WLAN genutzt hat.

11. Kamera bei Konferenzen auslassen

Eine Stunde Videokonferenz verursacht laut Oberascher einen CO2-Ausstoß von bis zu 1000 Gramm. „Wer ganz auf die Kamera verzichtet, kann bis zu 96 Prozent der durch den Videocall verursachten Emissionen einsparen“, sagt sie.

Das zeige unter anderem eine neue Studie von Purdue University, Yale University und vom Massachusetts Institute of Technology. „Es empfiehlt sich also, die Videonutzung dort, wo es möglich ist, auf das Wesentliche zu reduzieren“, sagt sie.

12. Küchentipps für Arbeitsplatz und zu Hause

„Wasserkocher sind sehr effizient, da sie sich selbstständig abschalten“, sagt Oberascher. Aber auch hier lasse sich meist noch Energie sparen: Nur kaltes Wasser einfüllen und auch nur so viel, wie benötigt wird. Die Füllmengenanzeige hilft hier weiter.

Ist ein Geschirrspüler vorhanden? Dann besser nicht von Hand abspülen, denn die Maschine arbeitet deutlich effizienter. Auch das Vorspülen von Hand ist laut der Expertin nicht nötig. Besser: Nur Speisereste grob entfernen und in der Mülltonne entsorgen, Geschirr in die Maschine räumen und Gerätetür schließen, damit die Speisereste nicht antrocknen.

Für das Mittagessen empfiehlt Oberascher, sich gleich so viele Portionen zu kochen, dass sie für ein paar Tage reichen. „Das ist nicht nur bequem, sondern spart auch eine Menge Energie“, sagt sie. So muss das Mittagessen nur aufgewärmt und nicht jeden Tag neu zubereitet werden. Kleine Mengen bis 500 Milliliter, also einzelne Portionen, würden sich am sparsamsten in der Mikrowelle aufwärmen lassen. Für größere Mengen sei ein Topf besser.

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