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Vorbild Natur: Was Führungskräfte vom erfolgreichsten Unternehmen der Welt lernen können

In diesem Artikel teile ich einige meiner „bioSystemischen Grundgedanken“ mit Ihnen – und nehme Sie mit auf einen Ausflug in die Natur, von dem Sie extrem viel für Ihren Führungsalltag als C-Level, Geschäftsführer, Vorstand oder Vorstandsvorsitzenden mitnehmen können!

Am 16. Oktober 2025 erscheint mein neues BuchNature, Inc. – das erfolgreichste Unternehmen der Welt“. Hier beschreibe ich erstmals im Detail den tiefen Einfluss, den die Natur auf mein 30-jähriges Schaffen als Führungskräfte-Coach genommen hat. Anlass genug für mich, auch hier auszuführen, warum das „erfolgreichste Unternehmen“ der Welt das wohl beste Vorbild für Unternehmen und Führungskräfte überhaupt ist.

Von Organismen zu Organisationen

Als studierte Biologin hat mich die Natur schon immer fasziniert. Schon allein wegen der Dimensionen dieses hochkomplexen Systems. Da begegnen uns Millionen von Arten. Trillionen von Lebewesen. Und so viele Wechselwirkungen, dass es jede Vorstellungskraft sprengt . Aber auch, weil die Natur trotz ihrer unbeschreiblichen Vielfalt alles so mühelos aussehen lässt. Auf einer Wiese am Waldrand können wir entspannt dem Gesang der Vögel lauschen. Uns an der farbenfrohen Blumenpracht erfreuen. Und den emsigen Bienen bei ihren Flugkunststücken zuschauen – ohne verstehen zu müssen, wie dieses hochkomplexe System funktionieren kann. Denn das ist es doch, was die Natur auszeichnet. Sie funktioniert einfach. Aller Komplexität zum Trotz. Und das sogar richtig gut.

Meine Faszination für die Schönheit dieser hochkomplexen Leichtigkeit flaute nach meinem Studium nicht etwa ab. Sie nahm sprunghaft zu. Als ich direkt nach der Uni eine Führungsposition übernahm, fielen mir, wie von selbst, immer wieder erstaunliche Parallelen zwischen der Arbeitsweise von Unternehmen und Führungskräften sowie der Natur auf. Mein Gedanke: Ebenso wie die Natur ist auch ein Unternehmen ein komplexes System, das von unzähligen Wechselwirkungen geprägt wird. Man könnte sogar sagen: Die Natur ist das erfolgreichste Unternehmen der Welt. Oder, um es mit den Worten des von mir sehr geschätzten Kybernetikers Prof. Dr. Frederic Vester zu sagen:

Die Natur ist das erfolgreichste Unternehmen aller Zeiten.

Seit Jahrmilliarden meistert sie existenzielle Krisen jeder erdenklichen Spielart, wächst und entwickelt sich weiter. Das macht sie zur perfekten Blaupause für Unternehmen.

Neues Buch: Nature, Inc. – das erfolgreichste Unternehmen der Welt

Nature, Inc. – das erfolgreichste Unternehmen der Welt. Erscheint am 16.10.2025 im Campus Verlag.

Passend dazu erscheint am 16. Oktober mein neues Buch „Nature, Inc. – das erfolgreichste Unternehmen der Welt. Das erste Mal in meiner 30-jährigen Laufbahn als Führungskräfte-Coach und Sparringspartner, fasse ich hier die einzigartigen Leitlinien zusammen, die meine Arbeit als Coach so erfolgreich machen. Die Niederschrift selbst hat mich kaum ein Jahr gekostet. Mit der Recherche habe ich gewissermaßen schon vor 30 Jahren begonnen.

Damals, als frischgebackene Top-Managerin mit dem Herzen einer Biologin, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Wo ich auch hinblickte, überall sah ich Möglichkeiten, in meinem Management-Alltag von der Natur zu lernen. Und habe seitdem nie damit aufgehört. Ich begann also, die Prinzipien der Natur auf den Unternehmenskontext und den Alltag von Führungskräften zu übertragen – und legte damit den Grundstein für mein späteres Management-Konzept der bioSystemik®. Ein innovativer, mittlerweile mehrfach ausgezeichneter, Ansatz, der die Natur und ihre einzigartigen Leistungen in Dingen wie Nachhaltigkeit, Selbstorganisation, Vernetzung und Kooperation zum Vorbild für Führungskräfte und Unternehmen nimmt.

Jahrzehntelang habe ich die Prinzipien, nach denen die Natur seit Jahrmilliarden so erfolgreich funktioniert, beobachtet und – höchst erfolgreich – auf den Führungsalltag übertragen. Anfänglich nur für mich selbst, in den letzten 30 Jahren auch für die Klienten meines Führungskräfte-Coachings.

Die Natur als Lehrmeister – Kernprinzipien für Organismen und Organisationen

In meinem neuen Buch gehe ich auf einige Kernprinzipien ein, nach denen die Natur sehr erfolgreich funktioniert – und die, angewandt auf den Unternehmenskontext, allesamt wahre Augenöffnet sind. Ich nenne sie auch „bioSystemische Grundgedanken“. Es gibt eine ganze Reihe dieser Prinzipien, im Folgenden möchte ich mich aber zunächst mal auf zwei beschränken. Denn aus diesen können Sie schon sehr viel für Ihre Führungspraxis mitnehmen.

Alles folgt einer klaren Zielhierarchie

Systeme funktionieren nur, wenn es klare Ziele gibt. Die Natur zeigt, dass dieses Priorisieren keineswegs kompliziert sein muss. Die Zielhierarchie des erfolgreichsten Unternehmens aller Zeiten sieht so aus:

  1. Überleben: Die wichtigste Bedingung, um überhaupt andere Ziele verfolgen zu können.

  2. Wachsen: Ist das Überleben gesichert, können Ressourcen in Wachstum und Entwicklung gesteckt werden.

  3. Vermehren: Wachstum stößt irgendwann an seine Grenzen. Für den evolutionären Erfolg ist daher jetzt Fortpflanzung entscheidend.

Das Besondere: Je nach Situation kann der Fokus dieser Ziele blitzschnell wechseln. Zwei wohlgenährte Kaninchen, die sich irgendwo auf einem Feld begegnen, haben zunächst mal Fortpflanzung im Sinn. Wirft plötzlich ein Traktor seine Maschine an und steuert auf die beiden zu, geht es nur noch ums Überleben.

Als Führungskraft sollten Sie ähnlich klar wie die Natur priorisieren

Wenn Sie als Unternehmenslenker und Top-Führungskraft Prioritäten setzen, tun Sie gut daran, ähnliche Ziele zu verfolgen. Wird ein Unternehmen auf Wachstumskurs von einer plötzlichen Krise geschüttelt, sollte blitzschnell in den Überlebensmodus geschaltet werden. So können Ressourcen umgeleitet werden, um z.B. eine Insolvenz abzuwenden.

Beispiel Wald: Souverän mit Komplexität umgehen

Eine der größten Herausforderungen für heutige Top-Führungskräfte ist es, in einer von Multikrisen, wechselseitigen Abhängigkeiten und komplexen Beziehungsgefügen geprägten, hochgradig vernetzten Führungswelt den Überblick zu behalten. Eine Aufgabe, die wegen ihrer Unübersichtlichkeit beim genauen Hinsehen (und das meine ich wörtlich) oft nicht lösbar erscheint.

Und in der Natur? Da begegnen uns noch viel komplexere Systeme. Denken Sie an das Ökosystem Wald. Dieser wird von vielen tausend Mikroorganismen, die alle miteinander in Wechselwirkung stehen geprägt. Und von etlichen Einflussfaktoren (pH-Werte, Sonnenstände, Witterungsbedingungen, Bodenbeschaffenheit etc.) bestimmt.

Hoch oben finden Sie die Baumkronen der alles überragenden Buchen. In ihrem Schatten gedeihen Brombeersträucher. Darunter, im lichten Schatten, wächst Waldmeister. Und der Waldboden ist von Moos bedeckt, auf und unter dem etliche Insekten herumkrabbeln und -kriechen. In diesem Ökosystem erscheint alles wild durcheinandergewürfelt.

So behalten Sie den Überblick in einer komplexen Führungswelt

Unmöglich, sämtliche Zusammenhänge im Detail zu analysieren und zu verstehen. Sie dürfen mir glauben, ich habe es versucht. Während meines Biologiestudiums im Praktikum „Pflanzensoziologie“ war es meine Aufgabe einen 10 Quadratmeter großen Abschnitt am Waldesrand zu untersuchen. Eine Herkulesaufgabe, die mich mehr als einmal verzweifeln ließ. Bis mir schließlich dämmerte: Es geht hier gar nicht darum, alle Organismen und Beziehungen im Detail zu analysieren. Es geht darum, das Große Ganze zu verstehen. Hier half mir einmal mehr die Arbeit des Kybernetikers Frederic Vester, der den Begriff des „unscharfen, aber integrativen Hinsehens“ geprägt hat. Damit meint er, dass komplexe Zusammenhänge zwar nicht immer in Worte gefasst werden, aber doch erahnt – und damit so weit verstanden werden können, dass wir handlungsfähig werden.

Stellen Sie sich dazu das Pixelbild eines Elefanten vor. Müsste man dieses im Detail – Pixel für Pixel – beschreiben, käme wohl nichts Sinnvolles dabei heraus. Und trotzdem, wenn wir das verpixelte, aus Quadraten in mehreren Graustufen bestehende Bild „unscharf“ betrachten, erkennen wir plötzlich zweifelsfrei einen Elefanten. Mit seinem charakteristischen Rüssel, seinen Stoßzähnen, großen Ohren und mächtigem Körper. Dieses unscharfe Hinsehen ermöglicht es uns, Komplexität zu akzeptieren – und trotzdem „mehr“ zu sehen. So können wir im Führungsalltag auch mit unsicheren, dynamischen Situationen besser umgehen. 

Verpixelter Elefant

Also: Wenn Sie mal wieder das Gefühl haben, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, unternehmen Sie doch einfach mal einen Spaziergang in letzterem und weiten Sie Ihren Blick für das große Ganze.

Natürlich besser führen: 5 Anwendungsbeispiele aus der Natur

Die natürlichen Konzepte der Zielhierarchie und des unscharfen Hinsehens können Sie in Ihrem Führungsalltag immer wieder anwenden. Die Natur liefert Führungskräften aber auch zu vielen – teils sehr spezifischen – Situationen augenöffnende Hilfestellungen. Fünf dieser Anwendungsbeispiele aus der Natur will ich Ihnen hier in aller Kürze vorstellen.

Für alle, die Lust haben, tiefer einzusteigen: In den nächsten Wochen und Monaten werde ich zu jedem der folgenden Themen einen eigenen Blogbeitrag veröffentlichen.

1.) Das Notfall-Prinzip: Von der Blutgerinnung zur positiven Fehlerkultur

Blutgerinnung

Sie wollten nur noch schnell die Gurken für den Salat schneiden, schon ist es passiert. Aus einem kleinen Schritt tropft – gar nicht mal so wenig – Blut auf das Schneidebrett. Hektisch suchen Sie nach einem Pflaster. Wo lagen die nochmal? Als Sie endlich eines gefunden haben, stellen Sie fest: Die Blutung hat bereits von allein aufgehört. Damit sind Sie – vermutlich, ohne darüber nachzudenken – Zeuge eines der größten Wunder unseres Körpers geworden: der Blutgerinnung.

Der Überlebensmodus unseres Körpers lehrt uns einiges zum erfolgreichen Umgang mit Krisen. Letztere nämlich gehören für den Körper einfach zum Leben dazu. Statt Fehler zu vermeiden, wie es viele Unternehmenslenker gerne tun, akzeptiert der Körper letztere, erwartet sie und bereitet sich vor. Eine praxiserprobte Fehlerkultur, von der sich Unternehmen eine Scheibe abschneiden können.

2.) Das Wachstumsprinzip: Was eine Tanne über nachhaltiges Unternehmenswachstum lehrt

Sie werden hunderte Jahre alt, erreichen Höhen von 40, manchmal sogar mehr als 50 Metern und trotzen Krisen scheinbar mühelos: Bäume. Ein besonders beeindruckendes Exemplar ist die „Große Waldhaustanne“ im Bayerischen Wald. Die 600 Jahre alte Tanne ist sowohl die höchste (53 Meter Höhe) als auch die dickste (6,65 Meter Umfang) Tanne in Deutschland. Ihr Erfolgsrezept? Beständiges, aber cleveres Wachstum. Sie wächst nicht etwa unbegrenzt in den Himmel, sondern investiert ihre überschüssigen Ressourcen kontinuierlich in kleine Verbesserungen, die sie stärker und widerstandsfähiger machen. Sie baut etwa ihr Wurzelwerk aus, um mehr Wasser aus dem Erdreich aufnehmen zu können. Das half ihr bereits dabei, die schlimme Jahrtausend-Dürre von 1540 zu überstehen.

Auch Unternehmen tun gut daran, ihre Wachstumsgrenzen rechtzeitig zu erkennen – und daraufhin ihre Wachstumsstrategie zu ändern. Denn erst mit qualitativem Wachstum wird ein Unternehmen wirklich zukunftsfest.

3.) Vorbild Wolfsrudel: Wie gute Führung funktioniert

Das soziale Gefüge eines Wolfsrudels ist hochkomplex. Es gibt nur wenige, dafür sehr klare Regeln. Die Folge: Jeder Wolf genießt ein hohes Maß an individueller Freiheit. Und zugleich herrscht innerhalb des Rudels ein sehr starker Zusammenhalt. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie gut ein solches Rudel funktioniert. Ganz ohne klassische Hierarchien!

Führung wie im Wolfsrudel

In meinen Coachings nutze ich „meine“ Wölfe daher sehr gerne, um zu veranschaulichen, wie einfach moderne, gute Führung funktionieren kann. Alles, was es dazu braucht, ist ein gemeinsames Ziel und einige wenige klare Spielregeln. So entsteht im Team Raum für Selbstorganisation und Eigenverantwortung. Und wenn jeder die Aufgabe übernimmt, die er am besten kann, trägt das am Ende maßgeblich zum Erfolg des gesamten Unternehmens bei.

4.) Schlauer Rabe: Konkurrenz UND Kooperation intelligent nutzen

Kooperation am Beispiel der Kolkraben

Im Unternehmen stehen C-Leveln, Vorständen oder Vorstandsvorsitzenden zwei grundlegende Strategien zur Verfügung, die ihre Art der Führung entscheidend prägen: Konkurrenz und Kooperation. Für welche Richtung man sich am Ende entscheidet, hängt stark vom individuellen Führungsstil sowie von der Unternehmenskultur ab. Der Zeitgeist geht mal eher in die eine, mal in die andere Richtung. Wie die Erfahrung mit meinen Klienten zeigt, glauben die meisten Führungskräfte allerdings, sich für ein Konzept entscheiden zu müssen.

Ein Trugschluss, wie ein Blick in die Natur zeigt. Denn tatsächlich ist es häufig sogar vorteilhafter, beide Konzepte situativ anzuwenden. Der beste Lehrmeister in diesem Zusammenhang ist der Kolkrabe. Dieser grundsätzlich misstrauische Vogel verteidigt seine Nahrung erbittert gegenüber konkurrierenden Artgenossen, wenn es die Situation erfordert. In anderen Situationen allerdings entscheidet er sich bewusst für Kooperation. Etwa dann, wenn es darum geht, Futter gegenüber anderen – deutlich größeren Tieren – zu verteidigen.

Dafür testet der Kolkrabe in Frage kommende Kooperationspartner, BEVOR er mit ihnen zusammenarbeitet. Beispielsweise vergräbt vor einem anderen Raben Futter. Stiehlt dieser das Futter, hat er sich als Kooperationspartner disqualifiziert. Besteht er dagegen den Vertrauenstest, kann das der Beginn einer langjährigen Partnerschaft sein.

5.) Von der Raupe zum Schmetterling: Die Metamorphose von Top-Managern

Wir alle kennen sie noch aus dem Biologie-Unterricht: Die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling. Von außen betrachtet, sieht diese Verwandlung, leicht, einfach und wunderschön aus. Wie sich die verpuppte Raupe dabei wirklich fühlt, steht auf einem anderen Blatt.

Metamorphose Raupe Schmetterling

Im Laufe ihrer Karriere durchlaufen Spitzen-Führungskräfte gleich mehrere solcher tiefgreifenden Verwandlungen. Etwa wenn sie von der Fach- zur Führungskraft aufsteigen. Und dann noch einmal, wenn sie vom mittleren Management in eine C-Level-Position wechseln. Oder von einer C-Level-Stelle in eine andere. Als Change-Verantwortliche müssen sie mitunter sogar ein ganzes Unternehmen transformieren.

Das Problem: Viele Führungskräfte wissen vorher gar nicht, wie tiefgreifend der Wandel ist, der da jedes Mal aufs Neue wieder auf sie zukommt – und sind völlig überrumpelt.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

PS: Sie sind neugierig und möchten einen ersten Blick ins Buch werfen? Merken Sie sich gleich hier für eine kostenfreie Leseprobe vor: https://bit.ly/3GvOT0c

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Sollten wir hier noch nicht vernetzt sein, freue ich mich, wenn Sie mir auf XING Insider folgen oder eine Kontaktanfrage senden.

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Gudrun Happich schreibt über Job & Karriere, Personalwesen, Wirtschaft & Management, Bildungswesen

Gudrun Happich ist sei rund 20 Jahren Führungskräfte Coach sowie SparringsPartnerin für Top Manager. Die Diplom-Biologin blickt selbst auf langährige Führungserfahrung zurück u.a.war sie als Geschäftsführerin verantwortlich für mehr als 1000 Mitarbeiter im DACH-Raum. Sie ist Autorin mehrerer Bücher.

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