Die VW-Aufsichtsräte Wolfgang und Ferdinand Oliver Porsche machen klare Vorgaben für die anstehenden Investitionen. - Foto: 2019 Bloomberg Finance LP
Premium

VW darf 180 Milliarden ausgeben – Porsche-Familie macht Auflagen

Anders als von manchen Investoren erwartet, hält Volkswagen trotz Sparprogramms an seinem Investitionsplan fest. Doch vor allem ein Bereich bekommt jetzt noch mehr Druck.

Berlin, Düsseldorf. Volkswagen will trotz seines milliardenschweren Sparkurses die Investitionen in den kommenden fünf Jahren stabil halten. Bis einschließlich 2028 soll sich der Betrag auf etwa 180 Milliarden Euro belaufen, wie drei mit dem Vorgang vertraute Personen dem Handelsblatt berichten.

Dies entspricht dem Niveau, das ein Jahr zuvor für die Zeit bis 2027 festgelegt worden war. Investoren hatten vereinzelt damit gerechnet, dass Europas größter Autokonzern im Zuge des Sparprogramms auch Investitionen kürzt. Am Dienstag gab die VW-Aktie zeitweise um rund zwei Prozent nach und performte damit schlechter als der deutsche Leitindex Dax.

Mit dem überwiegenden Teil des Geldes will Konzernchef Oliver Blume Entwicklung, Bau und Vermarktung neuer Modelle mit Elektroantrieb finanzieren. Gegenüber Wettbewerbern aus China und den USA sind die Wolfsburger ins Hintertreffen geraten, was sich an schleppenden Absatzzahlen zeigt.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Konzernintern gilt eine Sparrunde als notwendig

Die Investitionen hat der Aufsichtsrat bereits freigegeben – allerdings unter Auflagen. Ein Teil der Summe soll an bestimmte „Umsetzungsfüllstände“ beim sogenannten „Performance-Programm“ der Marke VW geknüpft sein, wie es in Konzernkreisen hieß. Im Klartext: Werden bei dem für die Kernmarke VW aufgelegten Sparprogramm Ziele nicht erreicht, könnte das Investitionsbudget gekürzt werden.

Mit dem Sparpaket will der Autohersteller bis zum Jahr 2026 die Effizienz um zehn Milliarden Euro steigern und so die Umsatzrendite auf 6,5 Prozent erhöhen. Zuletzt lag der Wert bei 3,4 Prozent. Konzerninsider beschreiben die Sparrunde als „absolut notwendig“, um ein langfristiges Überleben von Europas größtem Autohersteller sicherzustellen.

Volkswagen hatte seine Planungsrunde im November abgeschlossen, allerdings – anders als in früheren Jahren – im Anschluss keinerlei Details veröffentlicht. Ein Sprecher wollte die Verhandlung und die Ergebnisse der Planungsrunde nicht kommentieren. Er verwies auf die Stillhaltephase des Konzerns vor Bekanntgabe der Jahresergebnisse, in der Unternehmen nur eingeschränkt Informationen veröffentlichen, die für den Kapitalmarkt relevant sind.

Der VW-Konzern wird seine Zahlen Mitte März auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt geben. Spätestens dann sollen auch Einzelheiten zur abgelaufenen Investitionsplanungsrunde kommuniziert werden.

Die Planungsrunde ist für den Autobauer ein eingespieltes Ritual. Beim Aufsichtsratstreffen, das traditionell im November stattfindet, werden die Investitionen für die kommenden fünf Jahre festgelegt und es wird bestimmt, welche Modelle in welchen Werken gebaut werden – so werden Milliarden von Euro verteilt. Strategisch stellt das Management die Weichen sogar weit bis ins nächste Jahrzehnt.

Porsche-Familie: Effizienzprogramme müssen versprochene Einsparziele erreichen

2022 hatte der Konzern seine Investitionsplanung für die folgenden fünf Jahre auf 180 Milliarden Euro angehoben; zwei Drittel davon sollen in die Elektrifizierung und Digitalisierung der eigenen Flotte fließen, ein Drittel dient dem Erhalt der Verbrennertechnologie. Finanzchef Arno Antlitz hatte in der Vergangenheit mehrfach gegenüber Kapitalmarktvertretern klargemacht, dass die Investitionsleistungen um das Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreichen werden und danach kontinuierlich sinken sollen. Investoren kritisieren das Investitionsniveau bei Volkswagen schon länger als zu hoch.

2023 hatte VW seine Planungsrunde mit Blick auf das Performance-Programm aufgeteilt. So wurde Ende September zunächst über die Werkebelegung entschieden, im November folgten die Entscheidungen über anstehende Investitionen.

VW-Markenchef Thomas Schäfer soll sich zum Sparprogramm bekennen. - Foto: REUTERS
VW-Markenchef Thomas Schäfer soll sich zum Sparprogramm bekennen. - Foto: REUTERS

Wie die Insider übereinstimmend berichten, sollen die Aufseher der Porsche-Familie – allen voran Ferdinand Oliver Porsche – im Vorfeld der entscheidenden Sitzung von VW-Markenchef Thomas Schäfer gefordert haben, sich klarer zum Sparprogramm zu bekennen und es schneller umzusetzen. Der Manager soll daraufhin in Aussicht gestellt haben, dass die verschiedenen Maßnahmen seines Sparpakets mindestens zu 80 Prozent erfüllt sein werden.

Bei dem Treffen soll Schäfer auch von Konzern-Personalchef Gunnar Kilian unterstützt worden sein. Der 49-Jährige pflegt sowohl in den Betriebsrat als auch in die Familie gute Verbindungen.

Ein Fünftel Einsparungen bei Personalkosten

Aus Konzernkreisen ist zu hören, dass der „80-Prozent-Füllstand“ für 2024 übertroffen wurde. Für die Maßnahmen, die in den Jahren 2025 und 2026 greifen sollen, ist die Zielmarke aber noch nicht ganz erreicht.

Vier der zehn Milliarden Euro will Volkswagen bereits in diesem Jahr einsparen. 2025 stehen Ergebnisverbesserungen von drei Milliarden Euro an, 2026 noch einmal so viele.

Ende des Jahres hatte Volkswagen nach langem Ringen die wichtigsten Eckpunkte des Sparprogramms präsentiert. VW will bei Material und Produkten sparen, Fix- und Fertigungskosten senken und gleichzeitig die Effizienz steigern.

Auch an die Personalkosten will der Autobauer ran, bis 2026 soll ein Fünftel eingespart werden – vornehmlich in der Verwaltung, also bei Bürojobs. Dafür hat VW einerseits sein Altersteilzeitangebot ausgeweitet. Andererseits wird derzeit diskutiert, bestimmte Tätigkeiten auszulagern, die nicht unter die direkte Beschäftigung in der Produktion fallen – darunter etwa Logistik- oder Personaldienstleistungen.

Der größte Hebel des Sparpakets liegt nach Handelsblatt-Informationen aber im Ressort von Vertriebschefin Imelda Labbé. Diskutiert wird eine Neuordnung der Strukturen, mehr Direktvertrieb und Preiserhöhungen, was zusammengerechnet vier Milliarden Euro an Ergebnisverbesserung bringen soll.

Einfach durchzusetzen wird das aber nicht sein: Zurzeit gewährt die Branche großzügige Rabatte auf ihre Elektroautos, um die Nachfrage anzukurbeln – darunter auch VW mit seinen ID-Modellen, auf die der Hersteller bis zu 7700 Euro Preisnachlass gibt.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

VW darf 180 Milliarden ausgeben – Porsche-Familie macht Auflagen

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt - das Beste der Woche schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier und als wöchentliche Zusammenfassung per Mail. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern.

Artikelsammlung ansehen