Langsam? Bequem? Über solche Vorurteile können Boomer nur lachen (©getty images/RgStudio)

Warum das Alter keine Rolle spielt: 5 Vorurteile gegen Boomer, die du ganz schnell über Bord werfen solltest

Die Babyboomer-Generation wird oft zu Unrecht kritisiert. Denn selbst die hartnäckigsten Klischees lassen sich entkräften.

Die sogenannten Babyboomer sind die älteste Generation auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind zwischen 1946 und 1964 geboren und in Zeiten des Kalten Krieges und der Periode des Wirtschaftswunders aufgewachsen. Laut einer Prognose des Statistische Bundesamts werden bis 2036 voraussichtlich 12,9 Millionen „Boomer“ in Rente gehen – das sind fast 30 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland. Es droht neben dem Fachkräftemangel also auch ein dramatischer Wissens- und Kompetenzverlust in deutschen Unternehmen. Diese Herausforderungen werden leider oft durch Pauschalurteile über die Generation der Babyboomer überlagert – höchste Zeit also, damit aufzuräumen.

Vorurteil 1: Boomer sind unflexibel und unbeweglich

Sei es Technologie, Homeoffice oder agiles Arbeiten: Boomern wird im Arbeitsleben oft Inflexibilität vorgeworfen. Dabei ist der Satz „Das haben wir immer schon so gemacht“ keinesfalls altersabhängig. Im Gegenteil. Das Beratungsunternehmen Deloitte hat 2021 im Rahmen einer Studie untersucht, wie bestimmte Alterskohorten mit den Umwälzungen der Corona-Pandemie im Arbeitsleben umgegangen sind.

Das Ergebnis: Bei der Anpassung an die neuen Arbeitsbedingungen in der Pandemie gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Generationen. Wie gut Menschen mit plötzlichen Krisen umgehen, hat also nichts mit dem Alter zu tun, sondern vielmehr mit der Art und Weise, wie sie in Phasen des Umbruchs begleitet, unterstützt und geführt werden.

Vorurteil 2: Boomer haben eine ungesunde Einstellung zur Arbeit

Den Satz „Die Babyboomer arbeiten sich zu Tode“ hört man heutzutage vor allem in der Gegenüberstellung zur vermeintlich faulen Gen Z. Babyboomer würden – so das weit verbreitete Vorurteile – ihre Arbeit über alle anderen Lebensbereiche priorisieren. Burn-out oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien das Ergebnis.

Ganz davon abgesehen, dass die Gründe für schwere Erkrankungen deutlich vielschichtiger sind, ist dieses Vorurteil auch empirisch nicht haltbar. Egal ob Boomer, Gen Z oder Millennial – die Bedeutung der Arbeit im eigenen Leben unterscheidet sich laut einer von Continental im Jahr 2023 initiierten Studie nicht nach Alterskohorten.

Vorurteil 3: Boomer wollen ihr Wissen für sich selbst behalten

Der Satz „Der sitzt doch eh nur auf seinem Erfahrungsschatz“ kann uns angesichts der eingangs skizzierten Verrentungswelle zum Verhängnis werden. Denn er suggeriert, dass Boomer ohnehin kein Interesse daran haben, ihr wertvolles Wissen weiterzugeben. Dass dieses Vorurteil nicht der Realität entspricht, zeigt unter anderem eine Studie der Julius-Liebig-Universität Gießen. Maßgeblich für den Willen zur Weitergabe von Wissen ist demnach nicht das Alter, sondern die soziale Wahrnehmung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Soll heißen: Das größte Hemmnis für die Weitergabe von Wissen ist Altersdiskriminierung. Wenn wir älteren Kolleg*innen das Gefühl geben, weniger zum Erfolg beitragen zu können, fühlen sich diese Personen beim Wissenstransfer unsicherer. Und so geht wertvolles Wissen verloren, denn wir vorurteilsbelastet handeln.

Vorurteil 4: Boomer sind für die agile Start-up-Welt zu langsam

„Boomer brauchen zu lange, um sich in neue Trends und Themen einzuarbeiten“ – dieser Satz ist leider oft Grundlage für Einstellungsentscheidungen. Aus meiner eigenen Erfahrung fliegen sich bei Start-ups Bewerbende, die eine 5 vorn haben, oft sofort raus. Und in der Tat beträgt der Altersschnitt in Start-ups derzeit 32 Jahre. Dass ältere Mitarbeitende in Start-ups aber gerade in Skalierungsphasen eine wichtige Ressource sind, fällt oft unter den Tisch. Denn: Während jüngere Arbeitnehmende flexibler und offener für Veränderungen sind, erweisen sich ältere Mitarbeitende als erfahrener, beständiger und stabiler. Diese polarisierten Soft Skills kurbeln die Agilität des Unternehmens an – anstatt sie, wie fälschlicherweise oftmals gedacht, zu lähmen. Der Gründer von Signavio, Gero Decker, hält es beispielsweise für einen seiner Fehler, dass „wir viel zu spät erfahrene Leute ins Team reingeholt haben“.

Vorurteil 5: Boomer machen es sich bequem

„Bei den paar Jahren bis zur Rente bilden sich Boomer eh nicht mehr weiter“ – angesichts der grundlegenden Veränderungen durch den vermehrten Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen ist dieser Satz besonders gefährlich. Denn: Vermeintliche Schieflagen im Re- und Upskilling-Bereich haben keine altersbedingten Gründe, sondern sind oft struktureller Natur. Einer Umfrage des Berliner Demografie Netzwerks zufolge investieren 85 Prozent der befragten Unternehmen in die berufliche Weiterbildung ihrer jüngeren Mitarbeitenden. Für die Älteren stellen jedoch nur 46 Prozent finanzielle Mittel. Überdurchschnittlich viel Geld ist für die Älteren nur bei den Themen „Gesundheitsförderung“ (60 Prozent) und „ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes“ (56 Prozent) da.

Dieses Beispiel zeigt besonders deutlich, welche ganz konkreten Konsequenzen diese Vorurteile in der Arbeitswelt haben. Nur wenn wir uns dieser Vorurteile bewusst sind, können wir aus diesen limitierenden Denkmustern ausbrechen und die vollen Potentiale einer altersdiversen Gesellschaft heben.

Deshalb fordere ich in meinem Buch „Du bist mehr als eine Zahl. Warum das Alter keine Rolle spielt“ nicht nur einen generationsübergreifenden Dialog, sondern auch konkrete Formate für die Zusammenarbeit von Alt und Jung – denn nur so können wir diese Vorurteile abbauen und voneinander profitieren.

Ist Dir schon eines dieser Vorurteile in Deinem Arbeitsalltag begegnet?

Sichere Dir jetzt ein kostenloses Ticket für die Buchpremiere: „Du bist mehr als eine Zahl“ am 1. März 2024 um 19 Uhr in Hamburg.

Dr. Irène Y. Kilubi schreibt über Marketing & Werbung, Bildungswesen, Wirtschaft & Management, Internet & Technologie

Ihre langjährige Erfahrung in Sachen Digital Personal Branding, Entrepreneurship, Startups, Innovationen und Digital Learning möchte sie nun mit Ihnen teilen – ein Angebot, das Ihnen die Weichen für mehr Erfolg in Ihrem Business und Ihrer Karriere stellen soll.

Artikelsammlung ansehen