Warum das Beschaffungswesen ein erster Schritt zur Nachhaltigkeit sein kann
Lokales Handeln kann die Welt verbessern – dabei ist es am wichtigsten, einfach anzufangen.
Ein Versuch unter vielen, einen Rahmen zu erschaffen, in dem die dringend benötigten praktischen Lösungen entstehen können, ist das nachhaltige Beschaffungswesen von Unternehmen und Organisationen. Es stellt eine wichtige Möglichkeit dar, durch umweltfreundliche Aktivitäten eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, die zudem hilft, Kosten und Ressourcen zu sparen. Allerdings funktioniert es im Kleinen oft am besten, denn je größer und bürokratischer die Organisation, desto schwieriger ist oft die Umsetzung.
Einkäufer:innen, die nachhaltig beschaffen möchten, sind häufig mit der Vielzahl von Standards und Labels überfordert. „Beim Umstieg auf nachhaltige Beschaffung sieht man oft „den Wald vor lauter Bäumen nicht“, sagt Claudia Silber, Leiterin der Unternehmenskommunikation beim Ökoversender memo. Hinzu kommen häufig langjährige und persönliche Lieferanten- und Geschäftsbeziehungen im Bereich Büromaterial-Beschaffung, die einer Neuorientierung im Wege stehen.
„Eine interne Recherche nach ökologischen Alternativprodukten ist letztlich auch langwierig und aufwändig. Zunächst ist es deshalb wichtig, erst einmal ein Bewusstsein für das Thema zu entwickeln, einen Konsens über die gesamte Organisation hinweg zugunsten nachhaltiger Beschaffung zu finden und dann klein anzufangen und nicht alle Maßnahmen sofort und auf einmal umsetzen zu wollen“, so die Nachhaltigkeitsexpertin. Begonnen werden sollte dort, wo sich die größten Effekte bemerkbar machen und entsprechende Maßnahmen ohne großen Aufwand möglich sind. Eine Bedarfsanalyse vorab ist in jedem Fall empfehlenswert. Der Ökoversender hat durch seine grüne Einkaufspolitik immer mehr nachhaltig orientierte Unternehmen verändert. Seine Sortimentsgestaltung kann auch anderen wichtige Impulse für die eigene Beschaffung geben. Dabei muss die Beschaffung von umweltfreundlichen Produkten nicht komplizierter sein als die von konventionellen Produkten.
Nachhaltige Beschaffung sollte als einer von vielen Bausteinen einer ganzheitlich nachhaltigen Philosophie und Strategie betrachtet werden.
Am Anfang bietet es sich an, den interne Schriftverkehr und anschließend die Geschäftskorrespondenz auf Recyclingpapier umzustellen.
Anerkannte Umweltzeichen wie der „Blaue Engel“ bieten Sicherheit und Orientierung beim Einkauf nachhaltiger Produkte.
Beim Kauf von Produkten, die im Ausland produziert werden, ist vor allem sicherzustellen, dass bei der Herstellung Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt wurden (Nachweis durch eine Zertifizierung einer unabhängigen Organisation oder eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung).
Bei der Beschaffung sollten Produkte umfassend nach ihren ökologischen, sozialen und qualitativen Eigenschaften geprüft werden (ganzheitliche Analyse von Umweltauswirkungen und Gesundheitsverträglichkeit). Weitere Faktoren sind sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der Produktion und fairer Handel.
Nachhaltige Beschaffung ist allerdings kein Projekt und keine Einzelmaßnahme. Sie ist Bestandteil des Gesamtprozesses, der zum Scheitern verurteilt ist, wenn die Unterstützung des Topmanagements fehlt oder wenn Verantwortliche vor Ort keinen starken inneren Antrieb für das Thema haben. Dann droht der Rückfall ins Kleinteilige und Unzusammenhängende.
Nachhaltige Beschaffung: Was Unternehmen und Organisationen wissen müssen
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Zukunft von innen. Nachhaltige Beschaffung bei Sportorganisationen. In: CSR und Sportmanagement. Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2019.