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Warum Klimaschutz für Unternehmen zur drängendsten Herausforderung geworden ist

Klimaschutz ist das Thema Nr. 1

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung, vor der die Menschheit derzeit steht. Weltweit machen sich deshalb immer mehr Menschen für konsequenten Klimaschutz stark. Die Protestformen sind zwar unterschiedlich, doch eint sie das Unbehagen gegenüber einem Wirtschaftsmodell, das mit seinem Wachstumsparadigma die planetaren Grenzen missachtet. Das akzente-Themenbarometer erfasst seit 2014 anhand einer Medienresonanzanalyse jeweils zum Jahresende, welchen Stellenwert einzelne Themen im Kontext von Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung in der öffentlichen Diskussion hatten. Dafür werden die quantitativen Nennungen der Themen gemessen (immer nur mit einem Bezug zu Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung) in deutschsprachigen Medien anhand eigendefinierter Operatoren. Für das Jahr 2019 wurde dies mit einer Auswertung von Suchmaschinenanfragen ergänzt, um die Nutzerseite einzubeziehen. Das aktuelle Themenbarometer belegt, dass Klimaschutz unangefochten auf Rang Eins ist. Auch das Thema Digitalisierung setzte seinen Aufwärtstrend fort und ist dem zweiten Platz. Damit verbunden ist auch das Thema Aus- und Weiterbildung (dritter Rang).

Dass Klimaschutz geschäftsrelevant wird, liegt allerdings nicht nur am gewachsenen gesellschaftlichen Bewusstsein. Zu berücksichtigen sind auch:

• die Europawahl 2019, die gezeigt hat, wie wichtig der neuen Wählergeneration der Klimaschutz ist.

• der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums (Sustainable Finance), der die Finanzwirtschaft in die Pflicht nimmt, Klimaschutzaspekte in ihr Handeln zu integrieren.

• die Taxonomie zur Kennzeichnung nachhaltiger Investments, die schon bald auf die Unternehmen der Realwirtschaft durchschlagen werden (bei großen Unternehmen sind Konzepte zur Klimaneutralität teilweise schon in Umsetzung).

• der von EU-Kommisionspräsidentin Ursula von der Leyen propagierte Green Deal

• der konsequente Klimakurs der Europäische Investitionsbank, die Mitte November 2019 beschloss, nach dem Ausstieg aus der Kohle ab 2022 auch keine fossilen Gasprojekte mehr zu finanzieren.

„Das Thema Klimawandel ist stärker in den Vordergrund gerückt als je zuvor”, sagt auch der Chef von KPMG in Deutschland, Klaus Becker. KPMG ließ die Chefs von 1300 Großunternehmen weltweit befragen, darunter 125 Geschäftsführer aus Deutschland. 2018 war noch der Handelskrieg die Sorge Nummer eins der Wirtschaftslenker, in den Jahren davor sorgten sie sich noch hauptsächlich um den eigenen Ruf und zu strenge gesetzliche Vorgaben. Die Befragung ergab, dass nach wie vor die beiden Hauptmotivationen für Unternehmenschefs kurzfristiges Wachstum und eine positive Entwicklung für die Anteilseigner sind. Erst dann folgen Mitarbeiterbelange sowie langfristiges nachhaltiges Wachstum. Knapp zwei Drittel der deutschen Befragten gaben an, dass die Kunden ihr Verständnis von Umweltschutz und sozialen Regeln in der Unternehmenskultur wiedererkennen sollen.

Laut einer neuen Studie des Carbon Disclosure Project (CDP) beziffern 215 Unternehmen, die weltweit zu den 500 größten zählen, die Risiken durch den Klimawandel für ihre Geschäfte auf knapp eine Billion Dollar. Mögliche Auswirkungen könnten demnach schon in den nächsten fünf Jahre Realität werden. Gleichzeitig sehen die Unternehmen im Klimawandel jedoch auch eine Chance: Sie wollen künftig klimafreundlichere Produkte und Dienstleistungen anbieten. Insgesamt beziffern die größten Konzerne ihre Geschäftschancen durch den Klimawandel auf 2,1 Billionen Dollar - die Chancen überwiegen also klar die Risiken.

Weiterführende Literatur:

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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