Warum Lamas und Alpakas unser Bedürfnis nach Nähe stillen
Dieser weise Rat erhält der Kleine Prinz vom Wüstenfuchs. Freundschaft geschieht nicht einfach nur - sie ist nur im Prozess einer langsamen Annäherung zu haben, in der gemeinsamen Entdeckung, im Austausch von Geben und Nehmen. Wird sie nur zum Nutzen des Einen oder des Anderen „unterhalten“, scheitert sie. Tiere erinnern uns daran, was echte Freundschaft ausmacht. In Tieren spiegeln wir uns selbst und unsere Wünsche. Nach dem Flamingo sind es seit einigen Jahren Lama und Alpaka. Beide Arten sind Neuweltkameliden und stammen aus den Hochlagen Südamerikas. Lamas sind allerdings größer und häufig doppelt so schwer wie Alpakas. Ihre Ohren sind bananenförmig, während die von Alpakas (auch Lieferanten für feinere Wolle) wie Speerspitzen anmuten. Derzeit boomen Alpaka- und Lamahöfe, aber auch Lama-Wanderungen, bei denen die Tiere geführt, aber nicht geritten werden. Der Passgang des Lamas ist federnder als der Kreuzgang eines Pferdes, was zu positiven Schwingungen führt. In nur einem Augenblick kann einem Menschen die Blockadehaltung genommen werden, weil sich das Tier unvoreingenommen für andere interessiert und sich ihnen vertrauensvoll nähert. Veränderungen lassen sich auch in Zoos verfolgen: Früher galten Lamas und Alpakas als die „lame ducks“ des Tierparks – heute steht ihr Gehege bei vielen Besuchern im Fokus.
Es braucht etwas zum Kuscheln und Erwärmen. Lamas und Alpakas scheinen diesem Wunsch optisch zu entsprechen. Claudia Fromme bemerkte vor einigen Jahren, dass es gerade ein großer Sport sei, in sozialen Netzwerken „lustig frisierte Alpakas zu posten oder Lamas, die irgendwie schräg grinsen und immer ein lässiges Keine-Sorge-wird-schon-werden ausstrahlen.“ Und sie verwies darauf, dass ein Trendtier den Höhepunkt seiner Karriere immer dann erreicht, wenn es als Parodie in die Kunstgeschichte eingeht. „Dann wird es in weltberühmte Werke der Malerei hereinmontiert und in seinem natürlichen Habitat, dem Internet, zur Schau gestellt.“ Lama und Alpaka, steigen gleich ganz oben ein: Als "Mona Lama" inspiriert von Leonardo da Vinci und als "Das Alpaka mit dem Perlenohrgehänge" nach Jan Vermeer.
Die Tiere sind auf Kleidung zu finden, auf Lebensmitteln und Gegenständen des Alltags ("La La La Llama" beispielsweise auf Tassen). Alpakas mit ihrer wuscheligen Mähne sind vor allem in den USA sehr beliebt bei Paaren, die edgy Hochzeitsfotos haben wollen. Es kommt noch hinzu, dass Alpakas in den USA boomen, seit ihre Haltung steuerlich begünstigt wird. Leider wurde das wichtigste Thema im Kontext Lama-Booms nur inhaltlich gestreift: Der Artikel verwies lediglich darauf, dass das Lama auch mit der achtsamen Vokabel Karma fusioniert. So steht "Good Karma, Lama!" auf dem Toilettenpapier einer Drogeriekette. Ergänzend sei deshalb angemerkt, dass das tibetische Wort „Lama“ Lehrer oder Meister bedeutet. Auch wenn dieses Tier nicht aus Tibet kommt und mit dem Dalai Lama verwandt ist, so ist das Lama ein wichtiger Lehrer für alle, die ein erfülltes Leben führen möchten. Das von Beate Pracht entwickelte „LAMA-Prinzip“ lautet denn auch: „Lebe Achtsam, Mutig und Authentisch.“
Sie sind Herdentiere mit einem untrüglichen Gefühl für die richtige Nähe und Distanz.
Sie leben ganz in der Gegenwart, sind einfach nur da und aufmerksam.
Sie hetzen oder verausgaben sich nicht, laufen Schritt für Schritt und können dabei noch Lasten tragen – auch im Hochgebirge, wo Pferde oder Esel schon nicht mehr trittsicher sind.
Wenn sie den Gipfel erreichen, sind sie noch frisch und neugierig wie beim Start.
Sie sind ruhig, höflich und dabei zugewandt freundlich.
Sie gehen neugierig und offen auf andere zu, ohne sie zu bedrängen.
Sie gehen ohne zu ermüden tagelang in ihrem eigenen Tempo.
Wenn sie erschrecken, machen sie einen Schwung zur Seite und schauen sich dann die Situation erst einmal an.
Sie bleiben immer natürlich, sind selbstbestimmt und unbestechlich.
Claudia Fromme: Was spuckst du? In: Süddeutsche Zeitung (20.21.10.2018), S. 54.
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
Beate Pracht: Das Herz unser Glücksmuskel. Mit der verborgenen Kraft des Herzens zu Lebendigkeit, Freude und Leichtigkeit. Integral Verlag, München 2015.